1999-03 Aktivurlaub auf der Ostsee-Insel Zingst

vom 31. März bis zum 07. April 2000

Und dann bin ich noch über Ostern mit Dirk auf unseren Motorrädern nach Zingst gefahren. Allerdings wurde es kein wirklicher Motorrad-Urlaub – ehr ein Aktiv-Urlaub! Wir sind nämlich mehr über die Insel geradelt, als Motorrad gefahren. Naja, Kilometer-mäßig vielleicht nicht… Außerdem ging es noch nach Rügen und nach Usedom, auf den Spuren des A1.

Prolog

Um es gleich mal vorweg zu nehmen und damit jegliche Spannung schon im Keim zu ersticken: Auch diese Tour war eine ganz klassische Dirk-und-Daniel-Tour. Mit anderen Worten: Es regnete – wenn auch nur auf der Rückfahrt!

Das österliche Fest stand mal wieder vor der Tür und es stellte sich schon zu diesem Zeitpunkt die Frage, was für ein Ziel der diesjährige Motorradurlaub hatte. Grund dafür war die Ungewißheit, ob im Herbst ein solcher Urlaub zustande komme würde… Und vielleicht hat man Anfang des Jahres ja auch besseres Wetter. Ein Weiterer Grund war, daß unser Besuch in der Süd-Zone noch nicht all zu weit entfernt lag und wir daher mal die Ost-Zone ausprobieren wollten…

Wie durch Zufall geschah es, daß unsere bereits erprobten Teil-Gast-Eltern ebenfalls in die FNL (fünf neuen Länder) fahren wollten; und zwar auf die Ostsee-Halbinsel Zingst. Somit stand das Ziel schon mal fest.

Das Datum wurde wie üblich begrenzt durch Daniels Klausuren auf den 31. März und durch Dirks Vorlesungen auf den 07. April. Somit stand uns eine ganze Woche Urlaub zur Verfügung.

Die Planung sah folgendes vor: Abfahrt am Mittwoch, 31. März in Hannover bis nach Grabow. Die dortige Jugendherberge versprach etwas, wenn auch nicht viel. Mehr so nach dem Motto klein, aber fein mit ihren 48 Betten. Dafür war sie unschlagbar günstig (billig?): 18 DM mit Frühstück! „Die Jugendherberge liegt am Ortsrand von Grabow, einer Stadt mit gut erhaltenen Fachwerkhäusern und in einer waldreichen Umgebung.“ (O-Ton vom Deutschen Jugendherbergswerk). Tags darauf dann den Endspurt bis nach Zingst. Dort dann 5 (in Worten: fünf) Tage Aufenthalt. Auf dem Programm standen zwei Tagesausflüge nach Rügen und Usedom. Schließlich dann die Rückfahrt am Dienstag, 06. April bis nach Schwerin. Eine etwa doppelt so große Jugendherberge. „Die Jugendherberge liegt am südlichen Steilufer des Schweriner Sees in einem kleinen Waldstück am Tierpark der Landeshauptstadt Schwerin.“ Sehr malerisch!

So viel zur Planung. Nun folgt die Realität…

Mittwoch, 31. März

18° C sonnig

Nachdem Daniel dabei war, sein Motorrad zum zweiten Mal zu bepacken, ist Dirk auch pünktlich 13 Uhr c.t. in der Kriegerstraße eingetroffen. Das erste Fazit war, daß die Funkgeräte mal wieder nicht funktionierten. Diesmal schien es ein elektrotechnisches Problem zu sein: Ein Kurzschluß in Daniels Taster. Wie dem auch sei, dann muß es eben ohne gehen (und es ging).

Wie schon die letzten Male auch lag die Planung aufgrund von Zeitmangel seitens Daniel ganz und gar in den bewährten Händen von Dirk. Daher bekommt Daniel die Route erklärt und erhält letzte Instruktionen.

Als alle Klarheiten beseitigt waren ging es dann endlich los: Auf ins unbekannte Land auf der anderen Seite der Elbe. Go East!

Bis zur ehemaligen (und heute imaginären) Grenze verlief die Fahrt ohne nennenswerte Zwischenfälle… Eigentlich kaum zu glauben, da hier doch immer der Castor langrollt!

Ein kurzer Fotostop, ein Blick in den Rückspiegel, gucken, ob alles frei ist, und dann wieder ab durch die Mitte

Die Dömitzer Brücke als ein Zeichen der Wiedervereinigung ist schon ein Foto wert. Die Wessis haben jedoch ihren Teil dazu beigetragen, selbiges zu verhindern: Parkverbot vor und auf der gesamten Brücke und keine Feldwege, wo man vorher einbiegen kann. (Wir haben trotzdem eins gemacht…)

Es blieb nur noch die Möglichkeit rüberzufahren und dort unser Glück zu versuchen. Auf der dunklen Seite Deutschlands angekommen fand sich dann auch ein Plätzchen zum Parken. Wie es der Zufall so wollte, waren dort auch schon zwei Kollegen, die ebenfalls die Brücke begutachteten. Es folgte ein kurzes Geplauder über Motorräder im Allgemeinen und Technik im Besonderen…

Als sich die Beiden, die nur so eine Spritztour gemacht haben, wieder davon gedüst waren, konnten wir endlich die Brücke ablichten und noch ein Paar Vitamine aufnehmen…

Wie man erkennen kann, führt die Elbe gerade Hochwasser. Oder besser führte: Das, was sie hinterließ, war doch sehr geruchsintensiv!

 

Wenn man eine große Lupe zur Hand nimmt, und seine Augen ganz besonders stark anstrengt, dann erkennt man im Dunst im Hintergrund die halbe Eisenbahnbrücke von Dömitz!

Für alle diejenigen, mit einer etwas trüberen Linse hier noch mal eine bessere Aufnahme!

Das Letzte Stück bis nach Grabow verging dann wie im Fluge. Nicht zu Letzt, weil so ziemlich alle Autofahrer „drüben“ tief fliegen – und das ohne Rücksicht auf Verluste.

Übrigens gibt es dort „drüben“ ein nettes Nummernschild: LWL für Ludwigslust.

Unterwegs kamen wir dann noch an dieser Hasenschule vorbei:

Man macht sich vor einer Reise ins unbekannte Land ja doch schon so seine Gedanken und Vorstellungen. Diese beruhen meist auf Vorurteile. In diesem konkreten Fall zum Beispiel: „Da drüben gibt’s nur schlechte Straßen“, „Alle Häuser sind total verkommen“, „Da ist sowieso der Hund begraben“, „Die Zeit ist dort stehengeblieben“, und so fort.

Nun, mit der Ankunft in Grabow wurden ALLE diese Vorurteile mit einem Schlag bestätigt! Fast alle Straßen in Grabow, einschließlich der Hauptstraße, sind mit bestem Kopfsteinpflaster „ausgebaut“. Selbiges ist nicht nur holperig, nein, zu allem Überfluß auch schon im trockenen Zustand spiegelglatt (wie Dirk feststellen mußte). Wenn man Glück hat, dann sind die Fenster der Häuser mit Brettern vernagelt. Ansonsten bietet sich ein fast ungehinderter Blick ins innere, der einem sagt: „Innen sieht es ja noch schlimmer aus, als außen!“ Den begrabenen Hund haben wir nicht gefunden; trotzdem war nicht viel los in Grabow. Dir Zeit ist dort im wahrsten Sinne des Wortes stehengeblieben: Die Rathausuhr stand still!

Daß die Jugendherberge außerhalb liegt, wußten wir schon. Nur finden mußten wir sie noch. Hinweisschilder erwarteten wir gar keine (es gab aber doch ein Paar). Wir wurden recht schnell fündig. Auch wenn Daniel erst einmal an der Jugendherberge vorbeigefahren ist. Irgendwie hatte er erwartet, daß sie auf der linken Straßenseite liegt. Egal. Vor dem Haus parken war nicht drin: Weiches Gras und Sand. Hinter dem Haus sah es auch nicht besser aus – doch halt. Waren da nicht zwei Betonplattformen im Boden eingelassen? Wie gemacht für zwei Einzelwanderer mit Motorrädern!

Als erstes fiel der fast beißende Brandgeruch auf. Dieser könnte entweder vom kokelnden Komposthaufen kommen (der erst am folgenden Morgen unter Zuhilfenahme einer Menschenkette mit Eimern gelöscht wurde) oder aber von der Jugendherberge selbst (dort mußte scheinbar kurz vorher ein Teil des Daches beim teeren in Brand geraten sein – zumindest ließ das die verkohlte Dachrinne schließen). Egal. Der Weg zum Eingang der Jugendherberge war noch eine Sandwüste. Auch egal. Vor der Tür erwartete und schon dir Herbergsmutter (wie sich später herausstellte war sie es doch nicht – Grabow hat keine „richtigen“ Herbergseltern). Sie schien anfangs etwas reserviert, taute aber im Laufe unseres kurzen Gespräches schnell auf.

Die Jugendherberge war eine im „alten Stil“. Mit anderen Worten das, was früher mal hinter der Idee der Jugendherbergen steckte: Kein Super-Luxus-Hotel, sondern ein Bett mit Dach darüber, Duschen (auf dem Flur), Toiletten (auch auf dem Flur) und Frühstück zu einem vernünftigen Preis. Die Betten waren zu aller Überraschung übrigens angenehm hart. Noch eine Überraschung: Wir waren nicht allein! Ein weiteres Ehepaar war auch noch da!

Eine nähere Untersuchung des Zimmers ergab folgende (akzeptable) Mängelliste:

Das Hochbett war doch etwas wackelig. Man hätte es vielleicht besser an der Wand festschrauben sollen…

Den Schrank sollte man besser nicht öffnen. Die Türen sind das Einzige, was ihn aufrecht stehen läßt…

Immerhin hatte die Jugendherberge auch einen Medienraum zu bieten! Mit anderen Worten ein Zimmer mit Büchern und einem Fernseher.

Und dann gab es noch das „Nottelefon“. Denn nachts ist die Jugendherberge nicht besetzt. (Von den Beherbergten einmal abgesehen.)

Wir luden nur schnell unsere Sachen ab, bevor wir zum Tanken und Sightseeing wieder in der Ort fuhren:

In der „City“ angekommen, ging es als allererstes zum Tanken; schließlich drohte am nächsten Tag die Mineralölsteuererhöhung (wie sich herausstellte war dies eine sehr weise Entscheidung, der Sprit wurde nämlich verdammt teuer!). Dort bewahrheiteten sich dann weitere Vorurteile zum Thema Umwelt und Fortschritt. Da standen direkt am Straßenrand drei altertümliche Zapfsäulen. Über ihnen das Schild: „Benzin und Kohlen“. Der Tankwart wollte Dirk für die BMW Zweitaktgemisch anbieten. Dieser lehnte ab. Dafür kam ein junges Mädchen im Trabi angefahren. Tankwart: „Na Meechen, 1:30?“ Das Mädchen: „Nee, ich glaube nicht.“ „Gut, dann 1:50.“ Gesagt getan; Bei Zweitaktgemisch gibt es nämlich keinen Self-Service.

Danach ging’s dann zum „Hafen“. Die Bezeichnung „Kaimauer“ wäre da wohl zutreffender gewesen. Wie dem auch sei, dort zeichnete sich jedenfalls ein interessantes Bild ab:

Eigentlich warteten wir dort nur auf den Sonnenuntergang. Wir warteten übrigens lange. Aber hier schon ein mal das Ergebnis unserer Mühe (wir hatten HUNGER):

Da saß ein vermutlich Obdachloser auf der Bank und hustete sich die Lunge aus dem Leib. Vielleicht hätte er besser mit dem rauchen aufhören sollen.

Dann hatten wir noch den ungehinderten Blick auf brandneue Velux-Fenster. Leider waren sie total schief eingebaut!

Auf der anderen Seite des Flusses in einem Garten verbrannte jemand seinen feuchten Grünschnitt. Um die Sache etwas zu beschleunigen, nahm er etwas Zweitaktgemisch zu Hilfe (da wären wir wieder beim Thema Umweltschutz!)

Die Krönung dieses Ortes waren aber zweifelsohne die vielen Jugendlichen, die in ihren tiefer gelegten Kisten mit Vollgas und lautem Bum-Bum über den Parkplatz flogen. Fanden sie einen Ihresgleichen, so hielten sie an, kurbelten das Fenster herunter und plauderten ein wenig – mit laufendem Motor und laufender Musik

Als die Sonne verschwunden war (endlich) machten wir uns auf den Heimweg. Unterwegs startete Dirk noch 3 (in Worten: drei) Versuche, bei unseren Teil-Gast-Eltern anzurufen. Dabei wählte er jedes Mal die selbe Nummer:

1. „Unbekannte Rufnummer“

2. und 3. Freizeichen, eine Einheit weg, wieder Freizeichen (später stellte sich heraus, daß es sich hierbei um eine Fehlbedienung des Handys handelte)

4. und 5. „Nummer nicht vollständig“

6. Also mußte das Anrufen wohl auf den folgenden Tag verschoben werden.

Wieder in Der Jugendherberge angekommen, hieß es erst einmal raus aus den Stiefeln!

Dann nahmen wir unser mitgebrachtes Abendessen illegalerweise im Zimmer ein. (Man beachte die Farbflecken auf der Gardine!)

Dann begann das verhaßte Bettenmachen. Dabei kann man sich mehr oder weniger geschickt anstellen. Außerdem beachte man Dirks überragende Größe! Schließlich enterten wir dann auch unser Schaukel-Hoch-Bett…

Gründonnerstag, 01. April

Nachdem das Telefonieren am Abend zuvor nicht funktioniert hat, mußte Dirk wohl oder übel am nächsten Morgen noch einmal ran – nach dem Duschen. Das Duschen war auch so eine Sache zum Thema Umwelt: Um überhaupt schön heißes Wasser zu bekommen, war es notwendig, zusätzlich zu den zwei vorhandenen Duschen auch noch zwei Wasserhähne aufzureißen, um in angemessener Zeit überhaupt heißes Wasser zu erhalten!

Schließlich machte sich Dirk wieder auf den Weg nach Grabow zum Telefonieren. Seine Abfahrt blieb aber nicht unbemerkt. Ein lautes Knallen kündigte an, daß der Motor lief! Nanu, hatte da etwa jemand als Aprilscherz einen Knaller in den Auspuff geschoben??? Wohl kaum. Denn nach der ersten Fehlzündung folgten weitere… Jetzt waren alle wach. Auch die im Ort. Da war wohl der nächste Werkstattbesuch vorprogrammiert.

Das Frühstück war in Ordnung, die Jury hatte nichts zu beanstanden. Nur die Gurke entdeckten wir zu spät. Aber auch sie überlebte dieses treffen nicht. (Die durchschlagende Wirkung blieb übrigens aus.)

Koffer packen. Dirk packt fünf Mal ein und wieder aus (wegen Ostern: immer wieder findet er was, das auch noch mit will). Dann hieß es nur noch Schlüssel abgeben und aufpacken. Bei all den Turbulenzen mit den Fehlzündungen der BMW haben wir total vergessen, ein Foto von der Jugendherberge zu machen. Shit happens!

Und hier der Beweis, daß wir dieses Mal wirklich im Ausland waren:

Unterwegs hatten wir dann noch mit etwas Stau zu kämpfen, so daß wir eine Kuchenpause einlegen mußten, sobald wir auf der Insel waren.

Endlich in Zingst angekommen galt es „nur“ noch, das Heimatmuseum zu finden. War aber nicht so einfach, da es, wie fast alle öffentlichen Einrichtungen „drüben“, nicht besonders ausgeschildert war.

Wir stellten fest, daß es auch auf Zingst diese neuen Super-Osterhasen gibt, die so wahnsinnig hoch springen können!

Auf jeden Fall erwartete uns dort schon ein Teil unserer Teil-Gast-Eltern, so daß wir den Weg in den Sünnenkringel 16 dann auch problemlos schafften.

In unserem neuen Zuhause angekommen erwartete uns schon ein Fischbrötchen mit div. Beil.

Frisch gestärkt ging es dann auf zwei Rädern weiter. Aber mit wesentlich weniger PS. Wir fuhren mit den Fahrrädern, die Dirks Eltern mitgenommen haben, zum Ostende der Insel. Dort, so wurde uns aus glaubhafter Quelle versichert, könne man Füchse, Wildschweine und andere freilebende Tiere. Bis wir jedoch erst mal auf dem Deich waren, mußten wir uns vor diversen chaotisch fahrenden Autos in Sicherheit bringen – war gar nicht so einfach. Das Erreichen unseres Zieles wurde durch heftigen Gegenwind nicht gerade erleichtert… aber der Gedanke, hinterher mit Rückenwind nach hause zu fahren, beflügelte uns fast.

Schließlich lieferten wir uns noch ein Rennen mit einem etwas betagteren Herren. Er hat nur gewonnen, da wir noch einen kurzen Zwischenstop einlegen mußten.

Am Ende (unser eigenes, und das der Insel – siehe Bilder) angekommen, wurden wir bitter enttäuscht: Es gab doch tatsächlich kein McDonald’s an diesem Aussichtspunkt! Als wir unserer Empörung lauthals Luft machten, entlockte dies dem Mann nur einen etwas merkwürdigen Blick – aber er hat dann doch verstanden… Aber dieser Schluß lag doch sehr nahe, da an der Tür des Infohäuschens das Symbol angebracht war, daß man hier auch mit Euro bezahlen kann (Fortschritt in Dunkeldeutschland!). Wir genossen die schöne Aussicht und machten noch diverse Bilder…

Die Rückfahrt verlief dann geschwind – zumindest der erste Teil. Für den Zweiten wählten wir nämlich die Strecke durch den Wald (wegen der Wildschweine). Es stellte sich als ein Fehler heraus, denn die Straße – Pardon, der Weg – war alles andere, als eben. Aber das sollte schon mal als Vorgeschmack dienen für das, was uns noch erwarten sollte… Freilaufende Tiere haben wir dann auch noch gesehen: Rehe. War gar nicht geplant gewesen; wir hatten doch Wildschweine erwartet! Auch egal, wir sind ja flexibel.

Wieder daheim erwartete uns schon das Abendessen. Danach wurde noch in großer Runde etwas Canasta gespielt, wobei Daniel erst einmal die Folgen von Alzheimer überwinden mußte…

Vor dem zu Bett gehen wurde dann noch kurz die Planung für den folgenden Tag ausgearbeitet: Rügen mit dem Auto in der großen Runde.

Karfreitag, 02. April

leichte Bewölkung bei 15° C

Es ging also nach Rügen. Wir sind extra früh aufgestanden, damit wir nicht auf dem Rügendamm im Stau stehen müssen. Das erste Etappenziel, Stralsund, war schon in 45 Minuten erreicht. Dirk als Fahrer hat die Routentips aus dem Hintergrund vehement ignoriert und erfolgreich seinen eigenen Weg gebahnt. In Stralsund angekommen geschah dann das, was wir verhindern wollten, was alle befürchtet hatten und was keiner ausgesprochen hat: Wir standen eine Stunde vor der Brücke im Stau! Wir hätten doch ausschlafen können! Trotz der recht mäßigen Außentemperaturen verwandelte sich das Auto in eine gemischte Sauna!

Schließlich erreichten wir aber doch noch auf die ersehnte Insel! Zuvor mußten wir allerdings noch die besagte Brücke überqueren. Diese war der ganzen Länge nach gesäumt von Anglern. Überall! Dicht an dicht! Vorsicht war immer dann geboten, wenn einer der Angler deine Rute auswarf. Wahrscheinlich hat so manch einer an diesem Tag das eine oder andere Auto geangelt…

Unser erstes Ziel war die Stubbenkammer und der Königsstuhl. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg. Denn das letzt Stück mußte zu Fuß zurückgelegt werden. Also haben wir kurz im Halteverbot angehalten – zum Ärgernis des dort stationierten Wächters – und Rolf hat alle aus dem Wagen geschmissen und ist zum nächsten legalen Parkplatz gefahren. Von dort aus ist er mit dem Bus zum Königsstuhl gefahren (Mit dem Busticket gab es dann auch noch eine Eintrittskarte für den Königsstuhl). Die drei Fußgänger hatten aber eine geringe Verspätung. Es gab zweierlei Gründe: Zum einen menschliche und zum anderen tierische. Da mußte noch ein Frosch umgesiedelt werden, der in einem Eimer steckte…

Da man für den Königsstuhl Eintritt bezahlen muß, verzichteten die Wohltmänner und -frauen darauf (sie kannten das schon) und überließen Daniel die Karte. An der Eingangskontrolle hätte man aber auch genauso gut einen Kassenbon von Aldi vorzeigen können – es gab nämlich keine richtige Kontrolle. Das Meer hatte irgend etwas karibisches – vielleicht wegen der smaragdgrünen Farbe. Zu sehen gab es sonst nicht viel, denn man steht auf dem, was man eigentlich sehen will! Außerdem ist die Aussicht an anderen Stellen besser. Doch das stellten wir erst später fest…

Zunächst einmal ging es runter zum Meer. Komisch, man steigt einen wahnsinnig steilen Berg hinunter, und das auf einer unheimlich holperigen Holztreppe (den Weg querfeldein haben schon andere vor uns getestet: mit mäßigem Erfolg, wie ein Holzkreuz bewies).

Ist man schließlich unten erschöpft angekommen, so blickt man nach oben und ruft erstaunt aus: „Mein Gott, ist das schön da oben!“

Bernsteine gibt es hier wohl nicht zu finden…

Ein einzigartiges Foto: Daniel mit seinen beiden Gast-Eltern auf einem Bild!

Einen kurzen Augenblick überlegen wir noch, ob wir die acht Kilometer bis nach Sassnitz am Strand laufen sollten. Wir entschieden uns dann aber doch für den (mehr oder weniger) befestigten Weg am Steilufer entlang. Unsere Teil-Gast-Eltern wollten mit dem Wagen nach Sassnitz fahren und dort auf uns warten. Dirk wußte schon, wo… (Glücklicherweise kam Rolf uns dann entgegen)

Das bedeutete zunächst allerdings wieder den Aufstieg! Dann begann der Gewaltmarsch über Stock und Stein. Acht Kilometer Berg auf und Berg ab. Auf Holzleitern und durch Matsch. Und das in nur 90 Minuten! Aber die Mühe wurde mit super Aussichten belohnt.

Erstes Etappenziel war Viktoriasicht von König Wilhelm I. Der ist da garantiert nicht zu Fuß hingegangen…

Vom Kolliken Ort kamen wir dann zum Kolliken Bach und zum Briessnitzer Bach, zum Kieler Bach und so fort. Man merkt, die Strecke zieht sich… Erschwerend kam noch hinzu, daß wir für unterwegs keine Marschverpflegung dabei hatten.

Ein Highlight auf diesem Weg ist Daniel leider verborgen geblieben: Der Wissower Klinken. Der Kreidefelsen, den Casper David Friedrich gemalt hat.

Wir spazieren (besser: wir flogen tief) da so durch die Lande, als Dirk fragt, ob Daniel nicht diesen Kreidefelsen dort fotografieren möchte. Zugegeben, er sieht sehr schön aus. Also schnell ein paar Fotos geschossen. Und weiter geht’s. Kurz darauf die Frage von Daniel: „Wann kommt denn der berühmte Felsen von Friedrich?“ Dirk bleibt verdutzt stehen: „Wieso, das war der doch eben!“ Tja, wenn man im Kunstunterricht nicht aufgepaßt hat… Oder: „Wie war es denn im Urlaub?“ – „Weiß nicht, muß erst noch die Fotos entwickeln lassen!“

Aber auch dieses Elend hatte ein Ende. Empfangen wurden wir mit den von uns schon herbeigesehnten Broten!

Frisch gestärkt fuhren wir dann weiter nach Granitz, um das dortige Jagdschloß zu besichtigen. Zuvor machten wir noch einen kurzen Zwischenstop in Binz. Dort ging es einmal die Strandpromenade rauf und wieder runter. Dort fanden wir auch den Summstein. Er ist so dimensioniert, daß, wenn man den Kopf hineinsteckt und „ssssssssss“ macht, man angeblich immer die Eigenfrequenz von sich selbst trifft. Dies soll sehr entspannend und beruhigend wirken… zumindest haben das unsere Uhrahnen uns so überliefert und auch angewendet.

Am Ortsausgang sahen wir zuerst einmal den „Rasenden Roland“ (Er ist es wirklich, auch wenn er hier wie ein Castortransport aussieht!). Er war schon abfahrbereit.

Wie praktisch, wenn man vor einer geschlossenen Schranke steht, dann kann man ungestört noch ein paar Fotos machen…

Das nächste Problem war dann einen Parkplatz zu finden, der möglichst nahe am Schloß liegt oder gar mit dem Auto ganz rauf fahren. Nach etwas längerer Suche wurden wir dann schließlich fündig (ob der Parkplatz wirklich näher dran war, als die anderen, sei mal dahingestellt – weit zu laufen war es trotzdem). Also hieß es mal wieder auf Schusters Rappen hinauf auf den Berg. Unter Zuhilfenahme diverser Abkürzungen gelangten wir schließlich um 16.20 Uhr zum Ziel. Mit dem Ergebnis, daß das Schloß um 16 Uhr schon schließt! Sehr Touristenfreundlich! Unverrichteter Dinge zugen wir also wieder abwärts… (Man erkennt das Jagdschloß im Hintergrund) Wieder am Auto angekommen sagte uns unser innerer Kilometerzähler, daß wir mindestens 16 Kilometer gelaufen (ja, wirklich) sind.

Nach einem kleinen Kakao fuhren wir weiter nach Sellin. Dort gab es ein ehemaliges Stasihotel zu sehen und eine schöne Seebrücke. Außerdem noch einen schiefen Fahrstuhl und einen BMW mit Niveauregulierung.

Die letzte Station auf unserer Rundtour war dann Putbus. Die dortige Ankunft haben wir exakt geplant, so daß wir erneut den „Rasenden Roland“ beim Einlauf in den Zielbahnhof gesehen und abgelichtet haben.

Die Suche nach einem Restaurant zum Abendessen führte uns durch einen Kreisel. Dieser war in beide Richtungen befahrbar. In einer Richtung jedoch nicht ganz herum. Alles sehr eigenartig… Außerdem standen wir fast ewig vor irgend einer Baustellenampel.

Gegessen haben wir schließlich in der „Jägerhütte“. Angeblich die einzige und älteste auf Rügen. Ganz wie sich das für den Karfreitag gehört gab es dann auch Wild zu essen („Hirsch Hawaii“ ist nicht unbedingt jedermanns Sache). Vor der Heimfahrt bestaunten dann noch mal alle die dort eingekerkerten Vögel. Angeblich kommen sie alle auf der Insel vor (wer’s glaubt…).

Nachdem wir erneut zwei Mal an besagter Baustellenampel gehalten haben, fuhren wir schließlich wieder heim. Einen Sonnenuntergang haben wir leider nicht gesehen…

Samstag, 03. April

18° C

Nach dem Frühstück wollten Rolf und Dirk als erstes die BMW wieder flott bekommen – zumindest wollten sie es versuchen. Dies war nötig geworden, da der BMW-Vertragshändler sich nicht bereit erklärte, das Motorrad innerhalb eines Tages zu inspizieren…

Während die Zwei unten an der Maschine rumbastelten, schauten die anderen Beiden von oben herunter und dachten so heimlich, still und leise: „Gut, daß wir davon keine Ahnung haben…“ Der vermeintliche Defekt wurde aber schließlich doch gefunden, bevor das arme Motorrad ganz in seine Einzelteile zerlegt wurde: Die Fehlzündungen rührten wahrscheinlich von total verrußten Zündkerzen her (auf jeden Fall schnurrte sie wieder (wie eine große Katze), nachdem die Zündkerzen wieder blank geputzt waren – vielleicht nimmt Dirk das nächste Mal besser zwei neue Zündkerzen mit, als eine alte…).

Als nächstes stand dann Souvenirs kaufen auf dem Programm. Außerdem noch Postkarten. Diese mußten auch noch geschrieben und abgeschickt werden (harte Arbeit)! Damit waren wir bis zum Mittagessen beschäftigt…

Der Nachmittag stand dann wieder ganz im Zeichen der körperlichen Gesundheit: Wir wollten mit den Rädern nach Osten fahren zum Darßer Ort. Die Strecke barg keine sonderlichen Tücken – so dachten wir. Die paar Huckel und Baumwurzeln oder Fußgänger waren wir in der Zwischenzeit schon fast gewohnt. Daher schlugen wir die Warnung unserer Teil-Gast-Eltern, daß unterwegs ein großes Schlammloch auf uns wartete, in den Wind und fuhren munter drauf los. Bis zum besagten Loch. Dort konnten wir unsere Räder nur mit Mühe und Not aus dem Tiefflug heraus landen! Das Schlammloch schien wirklich unüberwindbar. Die Meinungen teilten sich: Während Dirk optimistisch einen Weg um das Loch herum probierte, war Daniel doch eher pessimistisch (oder realistisch?) und fuhr drei Meter zurück und dann auf die „Ausweichstrecke“. Der Pessimist war dann doch der Realist: Dirk überwand das Hindernis zwar trockenen Fußes, hatte jedoch Rolfs Fahrrad wieder erheblich verschmutzt (dieses war vorher durch die starke Rotation der Räder gerade einigermaßen sauber geworden, da Rolf zuvor auch durch selbiges Loch gefahren ist…).

Am Darßer Ort angekommen, wollten wir den Leuchtturm besichtigen. Das war quasi Pflicht, denn sie boten eine Studentenermäßigung an! Neben dem Leuchtturm gab es auch eine Aquariumausstellung – angeblich nur mit Fischen, die auch dort in der Ostsee zu finden waren. Wir sahen ein paar komische Kreaturen: Nadelfische zum Beispiel, die ihren Namen zu Recht tragen. Oder Flundern. Die haben das Maus nicht waagerecht, sondern senkrecht! Außerdem holte uns die Vergangenheit wieder ein: Wir sahen in der Ausstellung für Leuchttürme dein Flügger Leuchtturm! Und dann gab’s noch diverse Tiere zu begutachten – ausgestopft natürlich: Otter (s. u.) oder Bisamratten…

Schließlich bestiegen wir dann noch den Leuchtturm. 112 Stufen! Und das interessanteste, die Beleuchtungsanlage, war natürlich für Besucher gesperrt! Ansonsten genossen wir die doch mäßige Aussicht. Ein paar Fotos später waren wir wieder unten. Schließlich mußten wir ja unseren Terminkalender einhalten!

Kurze Zeit später befanden wir uns auf dem Holzweg – im wahrsten Sinne des Wortes! Wir sind ein paar Meter in das Naturschutzgebiet Darßer Ort gegangen: Der Bohlenweg führte uns einen halben Meter über dem Boden erst durch eine morastige Sumpflandschaft. Danach überquerten wir einen mediterranen Kiefernwald.

Schlußendlich wollten wir dann nur noch kurz einen Blick in die nächste Landschaft werfen, da die Zeit langsam knapp wurde: einem Schilfgebiet. Wir sind dann aber doch noch weiter hineingegangen, da wir von eigenartigen blubbernden Geräuschen gelockt wurden. Die Lärmquelle waren dann mehrere Dutzend Frösche. Blaue Frösche! Da sie aber mit sich selbst beschäftigt waren, machten wir nur ein leises Foto und entschwanden wieder.

Auf dem Rückweg sahen wir dann noch diverses anderes Schlangengetier… Den ein paar Meter weiter stationierten Rettungskreuzer konnten wir dann auch nur von weitem beobachten (sofern das durch das Schilf überhaupt möglich war).

Die Zeit drängte nämlich. Wir wollten uns mit unseren Teil-Gast-Eltern in Ahrenshoog zum Abendessen treffen. Doch noch waren wir nicht da. Der Weg dorthin war einfach – in geographischer Hinsicht. Was die Beschaffenheit des Wegbelages angeht, so fügte sich dieser nahtlos in das Gesamtbild der FNL ein. Aufgrund der mangelhaften Beschilderung mußten wir dann aber doch 500 m auf der Straße fahren – mal wieder ein halsbrecherisches Unternehmen…

Das nächste Problem war dann den Treffpunkt (die Information des Ortes) ausfindig zu machen. Das verzögerte sich ebenfalls, da auch dieses Mal das Hinweisschild nicht unbedingt in Augenhöhe montiert war (wenn man nicht gerade 95 cm groß ist). Aber da wir im Auffinden von unbekannten Orten in der Zwischenzeit eine gewisse Routine haben, wurden wir schließlich fündig, waren aber nicht die ersten… Auf dem Tacho standen dann schließlich 35 km!

Wir gastierten an diesem Abend im „Achtern Strom“. Ein Fischrestaurant. Schließlich mußten wir den versäumten Fisch von Karfreitag noch nachholen! Das Essen war auf jeden Fall empfehlenswert. Nur draußen essen wollten wir dann doch nicht: Die Tische standen direkt an der Hauptstraße.

Für Daniel gab’s Kutterscholle (näheres zu diesem Thema steht aber in einem anderen Buch…).

Rechtzeitig zum Sonnenuntergang befanden wir uns wieder am Strand. Während wir den Sonnenuntergang beobachteten und auch fotografierten, mühten sich 50 m weiter drei Fischer damit ab, ihr Boot wieder an den Strand zu ziehen.

Ganz geschafft von dem guten Essen nahmen wir dankend das Angebot an, die Räder mit dem Auto zurückzunehmen (Faulheit siegt – aber ohne Sonne wurde es auch schnell kalt).

Der Abend stand dann wieder ganz im Zeichen von Herrn (oder Frau??) Canasta. Zum Abschluß dieses Abends gab es dann noch eine Flasche Sekt. Als die Flasche schließlich leer war (die Spanier benutzen auch schon das dicke Glas…) brach dann noch dir Panik aus: Jeder griff nach dem Glas, das seiner Meinung nach das vollste war. Wer gewonnen hat, ist unklar geblieben. Fest stand nur, daß keiner sein eigenes Glas mehr hatte…

Ostersonntag, 04. April

5 – 21° C Das Wetter hat alle Register gezogen: Von Sonne bis Regen!

Trotz des Ostersonntages, den man eigentlich gemütlich mit der ganzen Familie verbringt, fuhren wir an diesem Tag nach Usedom. Mit Motorrädern – schließlich war das ja auch ein Motorradurlaub J. Ausschlaggebend für diese Tat war schließlich, daß Ostersonntag, ganz früh am Morgen sicherlich noch keiner auf den Straßen war, und wir so freie Fahrt hätten.

Wir sind sooo früh aufgestanden, um rechtzeitig weg zu kommen und alle nötigen Sachen zu packen. Dabei haben wir leider diesen schönen Sonnenaufgang nicht sehen können L

Dann wurden die Hühner gesattelt und es ging los.

Dieses Schild durfte auch nicht fehlen! Nein, hier gibt es keine Dinosaurier!

Nur der Polizei sind wir knapp entgangen, die kurz vor dem Foto hier entlang fuhr… Gut, daß wir so unentschlossen sind!

Unterwegs sahen wir auch noch das Kernkraftwerk in Lubmin. Diesen Abstecher machten wir, da Daniel der Meinung war, daß es eine direkte Fährverbindung nach Peenemünde gab. Er irrte. Auch die Brücke lag, wie Rolf schon vorher sagte, noch in Einzelteilen im Hafen von Peenemünde (doch das sahen wir erst später).

Endlich auf Usedom angekommen, machten wir noch kurz ein Foto der Klappbrücke, bevor wir zu unserem Ziel fuhren: Die ehemalige Forschungseinrichtung des Dritten Reiches. Das letzte Stück des Weges dorthin war richtig unheimlich: Je weiter wir fuhren, desto schlechter wurde die Straßenqualität. Die Wälder rechts und links waren allesamt mit zwei Meter hohen Zäunen eingezäunt! In regelmäßigen Abstanden ein Hinweisschild: „Achtung Lebensgefahr! Vermientes Gelände!“ Hierbei handelte es sich offenbar um Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg und um Überreste der Raketentests. Es drängte sich jedoch der Verdacht auf, daß nach der nächsten Kurve die Welt mit Brettern vernagelt war…

Es stellte sich jedoch heraus, daß dem nicht so war: Wir erreichten wohlbehalten Peenemünde und stellten uns in der Schlange an, die zum Forschungsgelände führte… Als man dann von uns 2 DM Parkgebühr pro Maschine haben wollte (Auto kostete nur 3 DM!), drehten wir um, und parkten 500 m weiter weg hinter einer Bushaltestelle. Als erstes Highlight nahmen wir den Studentenrabatt (50 %) in Anspruch. Eine Fotoerlaubnis kauften wir jedoch nicht (Fotos haben wir trotzdem gemacht!).

Es gab auf jeden Fall eine Menge zu sehen: Draußen auf dem Freigelände standen diverse alte Flugzeuge und Hubschrauber der NVA. Diese hat nämlich zu Zeiten der DDR das Gelände als Flugplatz genutzt.

Als nächstes ging es in die sogenannte Bunkerwarte. Von dort aus wurde früher das Kohlestaubkraftwerk gesteuert. Jetzt beherbergt sie diverse Ausstellungen: Frühere Einrichtungen und Geräte der Bunkerwarte, verschiedene Möglichkeiten der modernen Energieerzeugung, Bilder der damaligen Anlage vor und nach dem Angriff durch die Engländer und Bilder und Artikel zur Zwangsarbeit der KZ-Häftlinge (Montage der V1 und V2 und Aufbau der Forschungsanlage). Schließlich gab es noch einen Videofilm zur Entstehungsgeschichte des damals modernsten und einzigartigen Raketen-Forschungszentrums der Welt. Er zeigte die ersten Versuche von Raketen(fehl)starts und Bilder der damaligen Anlage. Schon damals existierte eine mobile Abschußrampe und eine Werkhalle, in der die Rakete stehend montiert wurde – genau wie in heutigen Raketenzentren, nur kleiner. Auch dir Abschußprotokolle sind die selben geblieben…

Nach einer so großen und interessanten Informationsflut gelüstete uns nach etwas handfestem: wir machten Mittag; und zwar draußen auf dem Freigelände auf einer Sparkasse. Unnötig zu sagen, daß wir in der Zwischenzeit in unserer Motorradkluft fast zerschmolzen sind.

Der Weg über das Ausstellungsgelände führte uns als nächstes entlang des Verladekrans zum Hafen.

Dort gab es ein Schnellboot der NVA zu besichtigen. Alles sehr eng auf so einem Schiff. Daher paßte einer auf alle Sachen auf, während der andere auf Erkundungstour geht. Eine gute Gelegenheit, ein bißchen Sonnenenergie zu tanken…

Weiter ging es dann durch eine Halle, die zwar interessante Geräte enthielt, die aber in keinster Weise erklärt wurden. Daher fällt der Bericht an dieser Stelle etwas magerer aus!

Als nächstes wollten wir das seinerzeit modernste Kohlestaubkraftwerk besichtigen. Übrigens war es schon seinerzeit mit elektrostatischen Staubfiltern ausgestattet, die erst seit kurzem von der Autoindustrie mit großem Trara als supermodern verkauft werden! Diese Filter waren allerdings nicht installiert worden, um die Umwelt zu schonen (heute sind sie ja in Autos eingebaut, um den Fahrer vor der Umwelt zu verschonen); sie dienten vielmehr dazu, die Aktivität des Kraftwerks (durch den Rauch angezeigt) zu verbergen.

Leider ist das Kraftwerk noch nicht zu besichtigen – wie immer ist das interessante für die Öffentlichkeit gesperrt! Also machten wir abermals Mittagspause. Diesmal auf den Stufen vor dem Kraftwerk.

Danach schauten wir uns eine Ausstellung zur Entwicklung der Raketen und Raumfahrt an. Zu diesem Thema gab es dann auch wieder einen Interessanten Film zu sehen: Von der Erfindung der Rakete durch die Deutschen (das A3 und A5) über den Amerikaner und Russen im Weltall bis hin zu den Spacelab-Missionen.

Zum Schluß, quasi als Krönung (???) der Besichtigungstour, sahen wir ihn am Ende noch – in voller Lebensgröße. Den „Braun’schen Fahrstuhl“. Alias das Aggregat A5. Bekannt unter dem Namen von Göbbels: Vergeltungswaffe V2. Sie war verziert mit der Frau auf dem Mond. Zeichen dafür, daß ihre Entwickler nach den Sternen griffen. Angetrieben wurde die Rakete von Alkohol und flüssigem Sauerstoff. Letzterer wurde in einem eigens dafür gebauten (und erfundenen) Sauerstoffverflüssigungswerk. Der Alkohol wurde aus Kartoffeln gewonnen. Bei einem Start wurden somit über 33 t Kartoffeln verbraucht. Die Rakete war übrigens über Funk fernsteuerbar. Sie war mit Kreiselkompanden und ähnlichem modernen Geräten ausgestattet.

Dieser Technik- und Geschichts-Parkur nahm fast sechs Stunden in Anspruch… Trotzdem hatte wir von Technik noch nicht genug: Wir wollten noch das russische U-Boot besichtigen, das im Hafen lag. Also Auf zur Kasse und nachgefragt. Kaum hatte die Kassiererin das Stichwort „U-Boot“ gehört, gab sie etwas genervt Auskunft (waren wir etwa nicht die Ersten, die danach fragten???): Wir mußten von Ausstellungsgelände wieder runter. Um dem Boot herum war eine riesige Party! Die Besichtigung des U-Bootes war nicht gerade Preisgünstig (9 DM). Und Studentenrabatt gab es auch keinen. Außerdem erwartete uns eine ca. 150 m lange Warteschlange (es durften immer nur kleine Gruppen auf das Boot)! Wir verzichteten zu Gunsten anderer.

Der Weg zurück zu den Krads führte uns am ehemaligen Sauerstoffverflüssigungswerk vorbei. Bis auf das Dach war das Gebäude noch erhalten – kein wunder, es widerstand sämtlichen Zerstörungsversuchen: Sowohl den Bombenangriffen der Engländer, als auch der Sprengung der Russen.

Wir verließen diesen geschichtsträchtigen Ort. Das nächstes Ziel hieß Bensin. Nach einer kleinen (unfreiwilligen) Stadtrundfahrt parkten wir die Maschinen schließlich am Rande der Fußgängerzone. (Als wir wiederkamen, stand noch eine mehr da; so ist das, wenn einer damit anfängt…) Nach einem Spaziergang auf der Strandpromenade gönnten wir uns noch etwas Entspannung am Strand in einer Sandburg. Nachdem wir dort auch unsere letzten Proviantreste vertilgt hatten, stießen wir wieder auf und brachen ins Horn!

Letzte Station unseres Ausfluges sollte Polen werden. (Damit wir mal „richtig“ im Ausland waren…) Daraus wurde aber dann doch nichts. Zum einen, weil der Übergang nach Polen nur für Fußgänger war (das wußten wir) und zum anderen, weil man für den Parkplatz wieder einmal klingende Münze sehen wollte (das wußten wir nicht!). Wir kehrten also unverrichteter Dinge um. Auf nach hause – schließlich drohte auch die hereinbrechende Dunkelheit.

Das mit der Rückfahrt war einfacher gesagt, als getan: Wir hatten nämlich diverse Staus. Da lohnt mal wieder die Einführung der Einheit „Stunden pro Kilometer“. Auf der Brücke von Usedom zum Festland kurz hinter Usedom ging es nur mit 10 km/h vorwärts. Ein zweites mal standen wir bei der Einfädelung von der B110 auf die B109. Als wenn das nicht schon genug gewesen wäre, gab es dann auch noch dichten Nebel! Das Ende dieser Nebelbank ist an Daniel vorbeigegangen, da sein Visier von innen beschlagen war, was er für Nebel außerhalb hielt…

Die diversen Chaosfahrer, die uns unterwegs alle überholten, waren übrigens auch nicht viel schneller, als wir: an der nächsten Ampel hatten wir sie wieder eingeholt!

Wieder zu hause angekommen, gab es erst einmal etwas zu essen. Danach warteten noch diverse Karten auf ihre Abfertigung: Sowohl Spiel-, als auch Postkarten. Auch dieser Abend wurde mit etwas Sekt begossen…

Wir waren an diesem Tag übrigens gleich zwei Mal tanken. Bei der selben Tankstelle. Beim zweiten Mal war es übrigens etwas billiger! Unterwegs überquerten wir fünf verschiedene Brücken: von Zingst runter, in Barth, Eustrow, Usedom und schließlich wieder rauf auf Zingst.

Ostermontag, 05. April

20° C Sonne satt

Der Ostermontag war eigentlich so, wie man sich das am Ostersonntag vorgestellt hatte: Spät frühstücken, in aller Ruhe. Danach gemütliche Planung des Tagesprogramms. Das bestand daraus, daß wir alle vier gemeinsam mit dem Rad noch einmal zum Leuchtturm fahren und dort essen wollten. Da stellte sich als erstes die Frage, woher wir denn noch zwei Räder bekommen sollten. Es bot sich Annemarie Luft an. Die hatte den Fahrradverleih an der Ecke. Also nichts wie hin. „Verleihen sie auch Tandems?“ – „Ja, klar. Mit fünf Gängen! Das ist aber etwas dreckig. Die waren gestern damit im Darßer Wald.“ Sie beginnt, das Rad zu putzen. „Lassen sie mal. Wir nehmen es. Wir wollen auch in den Darßer Wald. Geben sie Studentenrabatt?“ – „Nein.“ – „Und auf Kurkarte?“ – „Nein, ich bin ein privates Unternehmen.“ – „Skonto bei Barzahlung? (Kleiner Scherz)“ – „Nein!“ – „Kann man das Tandem auch stundenweise mieten?“ – „Ja, aber das ist noch teurer! Ach nun laßt mir doch mein Geld (20 DM)!“ Schließlich gab der Klügere nach. „Das Finanzamt schenkt mir ja auch nichts!“ Da war sie ja an den richtigen geraten. Es wurde zeit, den Vertrag abzuschließen… Sie hat komischerweise auf eine Überprüfung unserer Identität verzichtet – auch auf Pfand.

Als wir mit dem Tandem um die Ecke bogen, schaute Rolf doch etwas sehr ungläubig aus. Da hat er uns wohl doch nicht so richtig gekannt!

Der gemeinsame Weg zum Leuchtturm wurde schon nach 7,5 m unterbrochen: Die Kette ist herausgesprungen! Außerdem klapperte das hintere Schutzblech.

Ersteres war relativ leicht zu beheben. Für das Schutzblech fehlte das nötige Werkzeug. Da wir ohnehin bei Frau Luft vorbei mußten, hielten wir kurz dort an. Sie war aber der Meinung, daß es fest war (100 m weiter klapperte es wieder!). Aber wir fuhren erstenmal: „Hurra, es klappt!“

Das zweite Mal ging die kette erst nach 500 m runter. Das war mitten auf dem Deich, wo ohnehin der Teufel los war… Und Luft verlor das Rad auch noch!!!

Das dritte Mal war dann schon wieder nach knapp 400 m. Das war zu viel. Die Wohltmänner packten das Werkzeug aus… „Ja Ingrid, ich weiß. Manchmal ist es schlimm, wenn man jemanden dabei hat, der sich damit auskennt!“ Das war Rolf. Nachdem das Hinterrad fast komplett ausgebaut war, die Narbenschaltung annähernd in ihre Einzelteile zerlegt worden war, die Hinterradachse neu justiert wurde und die Kette gespannt war (Stunden später), begann der ultimative Tandem-Genuß!

Sichtlich erfreut, daß nun alles wie geschmiert ging, legten wir los.

Zwischendrin machten wir noch einen Zwischenstop an einer Aussichtsplattform und an der Seemannskirche.

Dirk und Daniel wollten mal einen neuen (kürzeren) Weg zum Leuchtturm ausprobieren. Das Ergebnis war jedoch ernüchternd: Scheinbar führen doch nicht so viele Wege nach Rom. Viele davon waren Sackgassen, Umwege oder einfach nicht passierbar (entweder zu naß oder zu sandig). Daher haben wir unsere Teil-Gast-Eltern des öfteren zu deren Erstaunen überholt!

Schließlich erreichten wir den Leuchtturm. Während die Regierung die Ausstellungen besichtigte, ließ sich der Rest die Sonne auf den Bauch scheinen und wartete auf einen freien Tisch. Es wurde nämlich nur an den Tischen serviert (es gab vier!). Schließlich wurde einer frei. Und wieder gab es – wer hätte das gedacht – Fisch zum Mittag.

Danach zog es Daniel und Dirk noch mal auf den Leuchtturm. Die Chefetage hatte ihnen eine gute Sicht versprochen! Also noch mal rauf. Eintrittskarten, die für den Leuchtturm extra gelöst werden müssen, wurden sowieso nicht kontrolliert. Die Sicht war in der Tat besser, als beim letzten Mal.

Dann wollten wir uns noch mal auf den Holzweg begeben. Diesmal aber ganz rum. Sogar die Frösche gaben sich wieder ein Stell-Dich-Ein. Aber diesmal nicht ganz so viele. Von den Seenotrettungskreuzern war leider nur der kleine da – wir sind auch nicht hingegangen… In einem dunklen Tümpel wurden dann bei den Wohltmännern und -frauen Assoziationen an Florida und den dort lebenden Alligatoren. Hier haben wir aber keine gesehen… Dafür sahen wir aber einen dunkelblauen Mini-Beetle! Auch dort im Naturschutzgebiet bestiegen wir eine Aussichtsplattform und bewunderten die Flora und Fauna!

Wie man sieht, viel Gegend hier in der Gegend!

Und dann haben wir auch den Leuchtturm mal von unten gesehen…

Später am Strand – der Bernsteinküste – haben wir dann nach Bernstein gesucht. Aber alle potentiellen Kandidaten wurden von Rolf verworfen! Später stellte sich heraus, daß es an der Bernsteinküste von Natur aus wenig Bernsteine gibt. Aber früher hatte ein findiger Geschäftsmann dort welche ausgestreut und Touristen mit seinem Boot hingebracht – gegen Bezahlung versteht sich! In Peenemünde war zu lesen, daß man von der Suche nach Bernstein absehen sollte. Dieser sieht genau so aus, wie Phosphor aus den Bomben der Engländer. Er explodiert beim Kontakt mit der Luft. Nun denn, also Finger weg J

Wieder bei den Rädern angekommen, hatten Dirk und Daniel noch eine Menge vor: Beide wollten noch mal zum Pram Ort, bzw. zur Hohen Düne. Also vom Ost- zum Westende. Beim letzten Mal haben wir nämlich die Aussichtsplattform ausgelassen.

Auf dem langen weg dorthin stärkten wir uns mit diversen Feudatten. Diese holte Daniel, der hinten saß, während der Fahrt aus Dirks Rucksack. Getreu nach dem Motto: Eine nach vorne, zwei nach hinten… Auf halber Strecke verließ uns dann aber die Lust. Aber wir haben sie wieder eingeholt, jawohl! Ein Ansporn waren übrigens die Feudattenkerne, die uns während der Fahrt überholt haben. Eine andere Showeinlage war auf jeden Fall der Versuch von Daniel, Dirk sein Halstuch umzubinden! Es scheiterte beim ersten Versuch an Dirks Nase. Erst der Zweite führte zum Erfolg.

Das Problem diesmal war jedoch, daß wir auf der Hinfahrt Rückenwind hatten An sich ja nicht schlecht, aber für die Rückfahrt bedeutete das… Schließlich erreichten wir unser Ziel. Die Aussichtsplattform an der Hohen Düne. Auch wenn die letzten Meter nicht gerade eine Freude für den Hintern waren… Außerdem war es windig und damit lausig kalt und die Sonne hatte sich verabschiedet: der Himmel war stahlgrau! (Aus diesem Grund ist uns auch der Sonnenuntergang verwehrt geblieben.)

Es erwartete uns ein Schild, das wir schon aus Peenemünde kannten: „Lebensgefahr“ Nach ein paar kurzen Blicken, einem Apfel und einer Tasse Tee zogen wir wieder von dannen – ohne Fotos zu machen! Unterwegs sahen wir dann wieder ein paar Hasen und Rehe!

Die Rückfahrt war wir erwartet nicht so der Hit. Aber als Tandem hat man nur halbe Angriffsfläche bei doppelter Kraft! Das heißt vier mal so großer Wirkungsgrad! Nach insgesamt gut 70 km liefen wir wieder in den Heimathafen ein. Kurz nachdem wir das Rad verstaut hatten, fielen die ersten Tropfen vom Himmel – was für eine Zeitplanung!

Nach dem Abendessen probierte die Regierung das Tandem noch einmal aus. Mit dem Ergebnis, daß der, der vorne sitzt grundsätzlich mehr arbeiten muß – Rolf war der glückliche.

Die wichtigsten Tandemeigenschaften: Zu bemängeln war schlechte Fahreigenschaft; es entwickelte eine gewisse Eigendynamik! Der Stärkere sollte immer vorne sitzen: Einmal, damit sich der schwächere hinten ausruhen kann. Außerdem ist das einfacher mit dem Schalten J. Zu bemängeln hatten wir auch noch ein etwas schlappes Ventil! „Und nicht zu verachten ist der lange Radstand!“

Diesen Abend ging es früh zu Bett, es war schließlich unser letzter hier.

Dienstag, 06. April

Der Wetterbericht versprach nichts gutes: bewölkt, teilweise windig, schauer

Mit Ausschlafen war ja nichts. Wie zu erwarten war. Kurz gefrühstückt und dann hieß es Koffer packen. Bis zu drei Mal, da man doch immer was vergessen hat… Am besten ist es ohnehin, wenn alles oben liegt. Ist aber nur sehr schwer zu verwirklichen.

Nachdem alles verpackt und verstaut war, brachten unsere Teil-Gast-Eltern das gute Tandem weg. Danach ging es ein letztes Mal in die Stadt: Noch die letzten Souvenirs kaufen und dann Mittag essen. Vorher mußten aber noch Schuhe für Daniel organisiert werden, da er seine schon verstaut hatte: Rolfs für Dirk und Dirks für Daniel! Gegessen haben wir dann noch vor 12 Uhr (wie zu Uni-Zeiten) im „Klabautermann“.

Daniel durfte sein Motorrad noch einmal bepacken, da er das Kabel für das Funkgerät vergessen hatte… Übrigens war das eine vergebene Aktion, da die Geräte wegen eines Kabelbruches ohnehin tot waren!

Nach einem kurzen Abschied starteten wir durch.

Erstes Etappenziel war Rostock (Empfehlung von Marius). Den ersten Stau hatten wir vor Kusswitz. Eine Umfahrung des Selbigen war von Erfolg unbekannter Größe gekrönt. Zum einen standen wir nach der kurzen selbst gebastelten Umleitung wieder in dem Stau und zum anderen wußten wir nicht, ob wir Plätze gut gemacht hatten.

Der zweite Stau war dann vor Rostock. Hat auch nur 45 Minuten gedauert! Endlich in Rostock angekommen begann die Suche nach einem Parkplatz. Wie schon in Bensin, stellten wir die Maschinen am Rande der Fußgängerzone ab. Diesmal waren wir nicht die ersten! Nur mit Handgepäck bewaffnet hieß es noch ein letztes Mal Sightseeing. Auf jeden Fall empfiehlt es sich nicht, in Rostock Biologie oder Theologie zu studieren. Eher Restaurateur! Die Uni ist doch etwas sehr baufällig!

Schnell ein Foto von ein paar nackten Frauen gemacht…

Auf der suche nach einer kostenlosen Toilette landeten wir in der Kirche. (Nein, nicht das, was Du jetzt denkst!) Aber dort wollten sie auch klingende Münze haben.

Also nur ein Foto von der Tür aus. Und eines von draußen.

Nein, keine Foto-montage, nur das Rathaus!

Da das oben erwähnte Problem immer noch nicht gelöst war, entsannen wir uns der Kundenfreundlichkeit von Karstadt. Doch die haben ihre Toiletten vermietet! Und die Mieterin war alles andere als kundenfreundlich. Nur weil wir die 50 Pfennig nicht bezahlt haben. Dabei stand auf dem Schild, daß man nur zahlen muß, wenn man mit der Sauberkeit nicht zufrieden ist…

Schließlich haben wir noch eine Karte für unsere Teil-Gast-Eltern gekauft, geschrieben und abgeschickt.

Und dann hieß es nach einer Stunde Rostock: ab durch die Mitte.

Denn es drohte eine tief schwarze Wolkenwand! Unnötig zu sagen, daß sie die Drohung wahr gemacht hat. Es fing an zu regnen. Irgendwo mitten im Stau mußte dann noch mal ein kurzer Zwischenstop auf dem Bürgersteig für Daniel gemacht werden: Die guten Regenüberschuhe mußten angezogen werden. Und schon 45 Minuten später waren wir wieder raus aus Rostock, Eigentlich eine schlechte Bilanz: 1,5 Stunden Stau für 1 Stunde Kultur…

Der Regen endet. Es war gerade so viel, daß die Motorräder dreckig geworden sind.

Schwerin. Wie zu erwarten war, gab es keine Schilder, die uns den Weg wiesen (währe auch erste JH mit guter Beschilderung gewesen). Aber wir hatten uns den Weg ja schon vorher rausgeschrieben. Außerdem liegt die Jugendherberge in der Nähe des NDR, so die Herbergseltern. Blöd ist es nur, wenn man sich nicht an seine Route hält! Und so fanden wir das wieder, was wir die letzten Tage gar nicht vermißt hatten: Kopfsteinpflaster! Nach einer mittleren Zugriffszeit (durch Stadtplan beschleunigt) wurden wir fündig.

Dreist, wie Motorradfahrer sind, stellten wir die Krads direkt neben dem Eingang ab. Pünktlich, denn der Regen ging gerade wieder los!

Beim Einchecken dienten wir dem scheinbar neuen Zivi gleich als Anschauungsmaterial. Leider mußten wir uns das 5er Zimmer mit einem Franzosen teilen – einem Tänzer auf Arbeitsuche, wie sich später herausstellte. Glücklicherweise sprach er auch englisch, so daß Daniel sein Französisch nicht herauskramen mußte! Es wunderte uns auch nicht, daß es nur einen Schrank gab. Man kannte das ja schon.

Es stellte sich die Frage des Abendessens: Zum Herbergsvater: „Wo können wir denn unsere Brote essen? Im Speisesaal?“ – „Ja, natürlich! Teller könnt ihr Euch auch nehmen. Aber wenn Ihr nicht zuviel Mist macht, dann geht das auch im Zimmer… Ist auch egal!“ Also dinierten wir im immer dunkler werdenden Speisesaal. Es regnete übrigens immer noch.

Wir mußten telefonieren gehen! Also Regensachen anziehen und die nächste Telefonzelle suchen. Wer suchet, der findet schließlich auch mal was… Es regnet mehr!

Die von uns geplante Besichtigung des Schweriner Sees fiel buchstäblich ins Wasser!

Der Abend endete dann aber doch noch mit einem Schmunzler: Der Franzose fragte: „This one (er zeigte aus das, was er um seine Matratze gewickelt hatte) goes there (er zeigte auf seine Bettdecke), doesn’t it?“

Mittwoch, 07. April

10° C Wolken, soweit das Auge reicht!

Aufstehen um 7 h; schließlich hatten wir ja noch viel vor! Alles mußte ganz leise geschehen, um den Tänzer nicht aufzuwecken. Unter der Dusche, die im Keller war (frisch renoviert!), prallten mal wieder zwei Welten aufeinander: Ein junges Mädel stand in der Tür zur Männerdusche und schrie hinein: „Wie kommt denn warmes Wasser aus dem Hahn???“ Ein anderer unter der Dusche hat prompt dort seine Brille vergessen… Komische Leute da drüben.

Schließlich haben wir den Franzosen doch aufgeweckt. Egal. Der Rest war Routine: Um halb Acht gab es Frühstück. Sachen packen. Foto vom Zimmer machen. Motorräder satteln. Auschecken. Foto von der Jugendherberge machen.

Abfahren. Eigentlich wollten wir ja noch ein Foto vom See machen. Aber: Zum See geschaut: alles grau à kein Foto, kein Abstecher, kein Steilufer L Auf die Funkgeräte verzichteten wir dieses Mal – sie funktionieren sowieso nicht mehr. Immerhin bedeutete das eine ohrenschmerzenfreie Fahrt!

Getankt haben wir in LWL. Supergünstig übrigens; fast wie im letzten Monat: 1,549 DM! Wir konnten es uns nicht verkneifen, doch noch einen Abstecher nach Grabow zu machen, wegen des Fotos!

Diese Gelegenheit nutzte Daniel, um seinen Garant für trockene Füße überzuziehen! Man beachte außerdem die praktischen Betonplattformen!

Weiter ging es über die Dömitzer Brücke. To the Bright site of life / Germany! Endlich auf der sicheren Seite von Deutschland – zumindest verkehrstechnisch.

Zwischen Dannenberg und Lüchow haben wir dann noch ein gelbes Kreuz fotografiert – wenn man schon mal in dieser Gegend ist…

Weiter ging es nach Wolfsburg. Kurz vor Ehmen legten wir noch eine Pinkel- und Essenpause ein.

In Ehmen haben wir dann noch was für Dirk abgeholt. Dann machten wir einen kurzen Abstecher auf die Bahn. Der Geschwindigkeitsrausch blieb jedoch aus, da es einfach zu windig war.

Südlich von Hannover landeten wir dann noch mal so richtig im Stau. Wenigstens schien die Sonne.

Für den ganzen zweiten Teil der Fahrt läßt sich sagen, daß es immer dann wieder angefangen hat, zu regnen, wenn unsere Sachen gerade getrocknet waren… In Basche wurden wir dann noch mal mit einem richtigen Guß empfangen!

Epilog

Abschließend noch ein paar Worte, die alles etwas abrunden sollen:

Solche Goretex-Handschuhe sind eine feine Sache. Man schwitzt darin kaum und hat auch bei heftigem Regen keine nassen Finger. Und das ist sehr viel wert!

In Jugendherbergen bekommt man immer eine Thermoskanne heißes Wasser für seinen Tee.

Im Osten sollten ruhig noch mehr Bäume gepflanzt werden, damit diese Chaosfahrer langsam mal weniger werden!

Zingst und Darß sind sehr schöne Inseln. Man kann dort viel Rad fahren J

Auch auf dieser Insel ist es scheinbar immer windig!

Und auch hier gibt es immer Fisch (außer am Karfreitag!)

Kaum zu hause angekommen, empfing Daniel eine Karte mit einem schönen Sonnenuntergang! Die postwendende Antwort auf die Karte aus Rostock, damit wir auch mal einen richtigen Sonnenuntergang sehen können.

Eine riesiges Dankeschön an unsere Teil-Gast-Eltern, daß sie uns bei sich aufgenommen und uns ertragen haben…

 

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