2017-12 La Palma Christmas Shopping
Die Perle der Kanaren — vom 16. bis zum 23. Dezember 2017
Es ist wirklich eine Perle, die kanarische Insel La Palma. Ob es DIE Perle ist wird sich zeigen, wenn wir alle Inseln gesehen haben. Aber es ist definitiv eine sehr abwechslungsreiche Insel mit Vulkan und Urwald, mit Strand und Bergen. Gesehen haben wir alles, aber jeweils nur ein Bisschen. Wir müssen noch einmal hin!
Anreise
Es gehört heutzutage ja schon dazu, dass man sich sein eigenes Essen mit ins Flugzeug nehmen muss, wenn man nicht arm oder verhungert wieder aussteigen möchte. Ich bin ja kein Fan von Fertigprodukten, aber alles hat seinen Anwendungsbereich. So auch diese unglaublich praktischen einschweißten Sandwich-Dreiecke! Ideal gemacht für das Flugzeug. Es geht doch nichts über eine hervorragende Reisevorbereitung.
Und schon sitzen wir drin im Flieger! Sogar einer, mit WLAN und Inflight-Entertainment an Bord. Leider ist der bordeigene Server elendig langsam (und das, obwohl der Flieger nur halbvoll ist). Die Filme kann man dennoch nicht anschauen, denn dafür braucht es eine App (#AppDafür) und die kann man sich nur im Internet herunterladen. Nicht, dass ich es gemacht hätte, im Flieger wirklich online zu gehen, aber es hätte auch nicht funktioniert: Es tut uns leid, dieser Service ist derzeit nicht verfügbar. Andere Airlines halten die App (zumindest für Android) auf dem Flugzeug-Server vor. Egal, man kann ja auch aus dem Fenster schauen…
… oder sich mit seinen mitgebrachten oder erworbenen Köstlichkeiten beschäftigen! Eurowings packt das dann auch noch so originell ein, da ist man schon einen Augenblick mit beschäftigt, wenn man die Verpackung reversibel zu öffnen versucht.
Und schwupps, nach 4 Stunden (kommt einem aber länger vor) sind wir auf den Kanaren und ich fühle mich gleich wieder zurückversetzt nach Finkenwerder, wo es auf dem Flughafen auch keine separaten Rollwege gibt. Also drehen wir auf der Landebahn am Ende um und rollen zurück zum Gate. Hoffentlich kommt niemand von vorne!
Das Auto ist schnell geholt: Sie müssen einfach an der Cafeteria vorbei. Wirklich einfach, denn es gibt nur eine. Und schon geht es dank Android-Auto Richtung Ferienwohnung nach Tazacorte. Zunächst einmal müssen wir aber halb über einen Berg rüber und stehen schon mitten drin in den Wolken!
In die Ferienwohnung kommen wir, indem wir einfach anrufen, wenn wir da sind. 5 Minuten später kurvt jemand mit einem Schlüssel um die Ecke, drückt ihn uns in die Hand und verschwindet wieder. So einfach geht das.
Die Wohnung ist quasi ein Schlauch. Erst das Bad, dann das Schlafzimmer (mit Fenster zum Wohnzimmer und Glastür), dann das Wohnzimmer und schließlich der Balkon. Danach folgt der Blick auf eine Bananenplantage und das Meer. Herrlich!
Die sehr spartanisch eingerichtete Küche (im Übrigen ist die gesamte Wohnung in diesem Stil und schon etwas in die Jahre gekommen, aber noch okay) ist typisch spanisch: Es gibt diesen unheimlich praktischen Schrank über der Spüle, wo man das nasse Geschirr zum Abtropfen hinein stellen kann und es tropft direkt ins Spülbecken! Eine tolle Erfindung.
Draußen ist es dann wieder etwas schicker! Sowohl der Zugang zum Zimmer ist ganz nett, als auch der Pool oben auf dem Dach ist einfach nur toll! Der Ausblick von dort ist noch einmal um ein Vielfaches besser, als vom Balkon.
Apropos Balkon: Ich bin ja ein Fan davon, morgens den ersten Kaffee (und gerne auch was Süßes) im Bett zu konsumieren. Aber hier in dieser Wohnung klappt das einfach nicht. Der erste Kaffee (und der zweite und die spanischen Weihnachtssüßigkeiten polvorones) müssen einfach auf dem Balkon genossen werden!
Tauchen
Tauchen gehört im Urlaub ja nun irgendwie dazu. Die nächste Tauchschule ist in Puerto de Naos. Das besondere an der Strecke: Sie ist schnell überwunden. Generell ist die Insel nicht groß. Das bedeutet aber nicht, dass man schnell am Ziel ist. In der Regel fährt man immer eine Stunde. Egal wohin. Nun, Puerto de Naos ist in deutlich weniger Zeit zu erreichen.
Die Tauchschule selbst ist gut und sehr empfehlenswert. Nur das Wetter spielt nicht so recht mit. Beim Reingehen ist schon ordentlich Wellengang. Beim Rauskommen weht uns auch schon die rote Fahne entgegen. Der zweite Tauchgang entfällt damit. Unter Wasser war es auch dementsprechend undurchsichtig.
Abseits vom Wasser merkt man nichts mehr. Es ist strahlender Sonnenschein und es ist auch nicht sonderlich windig. Naja, Atlantik halt. Unberechenbar. Also machen wir einen Spaziergang am Strand gen Süden.
Es geht vorbei an diversen Bananenplantagen. Hier und dort kann man mal einen Blick hinein werden. Mal geht man am Wasser, mal muss man an der Straße gehen.
Wanderung
Diverse Reiseführer können nicht irren. La Palma ist DIE Wanderinsel. Ergo war man nicht auf La Palma, wenn man dort mich wandern war. Wenn man keine Ahnung hat oder wenn man faul ist oder wenn man neugierig ist, dann bucht man einfach eine geführte Wanderung. Und so haben wir es auch gemacht: Eine Rute bei den Vulkanen mit anschließenden Tapas und Wein.
Bei so einer geführten Wanderung wird der Blick dann doch noch mal auf kleine Details gelenkt, die einem sonst entgehen. Man bekommt spannendes und interessantes zu Land, Leute und Geschichte erzählt.
Und beim Thema Geschichte geht es dann auch ganz weit zurück in die Vergangenheit hin zu in den Fels geritzten Zeichnungen, von denen man bis heute noch nicht so recht weiß, was sie eigentlich bedeuten sollen.
Ja, die Kanaren sind vulkanischen Ursprungs und die Vulkane sind noch aktiv. Da macht auch La Palma keine Ausnahme. Hier und da kommt es also noch warm bis heiß aus dem Boden. Allerdings kann La Palma mit Lanzarote nicht so recht mithalten. Muss es aber auch nicht.
Auch praktisch an der geführten Tour: Es gibt Wanderstöcker. Für diesen Spaziergang (Kategorie „einfach“) sicherlich auch entbehrlich, aber wenn man einen hat, dann hilft es hier und da doch weiter. Es ist schließlich nicht alles wie eine Autobahn ausgebaut, sondern man muss auch mal die Füße heben oder gucken, wohin man tritt.
Dennoch sollte man hier und dort mal den Blick vom Weg nehmen und in die Nähe oder Ferne schweifen lassen. Wie schon erwähnt hat La Palma alles: Schwarze Asche aus dem Vulkan und auch den feuchten und grünen Regenwald. Aber bei genauerer Betrachtung ist die Asche nicht schwarz. „Fifty Shades of Grey“ trifft es da vielleicht besser. Außerdem gibt es immer wieder Pflanzen in der kargen Einöde!
Das Ende der Wanderung ist schließlich die Saline von La Palma, ganz im Süden der Insel. Wie alle Salinen ist auch diese im Winter nicht in Betrieb. Dennoch hat der Laden geöffnet und sie verkaufen ihr Salz. Das Kilo kostet hier 0,60EUR. Im Supermarkt bei uns in Tazacorte sind es dann 0,80EUR. Am Flughafen steigt der Preis dann auf 2,60EUR.
Am Ende weiß man dann auch, warum der Treffpunkt anfangs in einer Bar in einem kleinen Dorf war: In dieser Bar wurde auch die Paella für das anschließende „Tapas & Wein“ eingeladen. Erwartet haben wir etwas anderes. Aber dieses Tapas-Picknick im Freien mit der herrlichen Aussicht und heimischen Bananen als Nachtisch war einfach nur genial! Durchaus empfehlenswert.
Dorfleben
Ein bisschen was geshoppt haben wir beim Christmas Shopping ja doch noch: Ein Los der spanischen Weihnachtslotterie! Und am Morgen beim Frühstück dann der ewige Singsang aus dem Fernseher. Aus allen Bars. Aus allen offenen Fenstern. Egal wo man durch die Stadt geht, man hört es aus allen Ecken. Das ist fast schon wie an Ostern.
Gewonnen haben wir leider nichts :o(
Gleich im Nachbarort gibt es das Seidenmuseum. Aufmerksam geworden sind wir darauf durch die WDR Sendung „Wunderschön“. Es ist schon interessant mit der Seide, zumal dort alles wirklich noch per Hand und mit originalen „Maschinen“ gemacht wird. Aber man sollte sich das unbedingt erklären lassen. Sonst ist es langweilig.
Egal wohin man geht, man findet sie überall, die Weihnachtskrippen. Eine größer als die andere. In Kirchen, an Bushaltestellen, im Freien oder in irgendwelchen Nischen, in Miniatur oder lebensgroß. Einfach schön anzusehen und mit welcher Liebe zum Detail dort gearbeitet wird.
Und dann ist da noch etwas auf La Palma, was uns sonst gar nicht so bewusst war: Wolken. Klar kennt man als Hamburger auch Wolken. Aber die auf La Palma sind trotz all der Dynamik so statisch! Da gibt es einen Wolken-Wasserfall an einer Bergkette und man denkt, die Front ist in einer halben Stunde da. Mit Nichten! Die Wolken fallen den Hang hinunter und sind weg. Man kennt diese Zeitrafferbilder aus dem Fernsehen. Das ist hier nichts Besonderes, das ist alltäglich!
Ab und zu braucht man auch eine kleine Verschnaufpause bei einer kleinen Tapa…
…bevor man sich die nächsten Bauwerke der Stadt anschaut.
Der Hafen von Tazacorte. Da hat wirklich jemand was ganz großes hin gestellt. Der Anleger für Kreuzfahrtschiffe ist zumindest im Rohbau fertig. Demnächst sollen hier dann (kleinere) Schiffe anlegen. Aber auch kleinere Schiffe müssen ihre Gäste alle von Bord bringen und die müssen ja irgendwo hin. Ob Tazacorte da der richtige Ort ist?
Jedenfalls ist diese Hafenmauer mit den Betonsäulen in Kombination mit der Sonne einfach nur genial! Dieses tolle Hell-Dunkel-Spiel aus Licht und Schatten ist einfach nur faszinierend.
Der Stadt-Strand von Tazacorte. Nicht gerade um die Ecke. Wohnt man oben im Dorf, braucht man schon ein Auto, um dort hin zu kommen. Oder aber man hat eine Ferienwohnung unten am Strand. Aber dann ist es abends dort halt nicht so schön.
Noch eine kleine Kirche irgendwo am Wegesrand. Es lohnt sich einfach mal anzuhalten und rein zu schauen!
Generell lohnt es sich wirklich mal anzuhalten oder von der Hauptstraße abzufahren. Dieser Kaktus sieht nicht gesund aus. Aber seine Bewohner sind wichtig, denn die liefern die Farbe Rot für die Seidenproduktion auf der Insel! Man muss die Läuse nur zerdrücken und schon hat man tief rot gefärbte Flecken auf der Handfläche!
Und da ist es noch einmal, unser Haus mit der Ferienwohnung drin! Einmal von unten vom Hafen den Blick nach oben auf das ockerfarbene Gebäude und ein weiteres Mal oben vom Berg hinunter geschaut auf den ganzen Ort. Letzteres ist übrigens der Aussichtspunkt „El Time“. Durchaus sehenswert!
Naja, und Bananen. Überall Bananen. Ab und zu erhascht man auch einen Blick auf solch einen Wagen, mit dem die Stauden (40-50kg) dann weg gefahren werden. Sie erreichen übrigens, wenn überhaupt, nur das spanische Festland. Für den Export sind sie nicht bestimmt. Zu teuer.
Nachtleben
Der Ausblick auf den Sonnenuntergang oben vom Pool aus ist einfach herrlich. Man ist sogar alleine dort! Einfach nur mal in die Ferne schauen, bis der rote Ball im Meer versunken ist.
Und dann beginnt das wilde Nachtleben im Dorf! Wir starten unsere Runde in unserer Stammkneipe um die Ecke. Entweder mit einem Bierchen oder, viel besser, mit einem Martini especial. Dazu gibt es dann immer eine kleine Tapa. Oder auch Überraschung. Wie zum Beispiel diese unförmigen Kugeln mit Gofio. Letzteres ist typisch kanarisch: Mehl von gerösteten Getreidemischungen. Die Kugeln entpuppen sich dann als frittierte Schweineschwarte. Ich esse also alleine weiter.
Der Bierdeckel ist auch cool: Made in Germany — Aber nur der Decken, das Bier ist von den Kanaren!
Es folgt ein Spaziergang durch den Ort. Man denkt, man hat schnell alles gesehen. Stimmt aber nicht, denn wenn man die großen Straßen nach 2 Tagen abgeklappert hat, dann kommen die vielen kleinen Seitengassen dran und das ist nicht minder spannend. Der Spanier verschließt Fenster und Türen ja nicht, wie der Deutsche, so dass man Einblick in diverse Wohnzimmer bekommt…
Und dann gibt es etwas „Richtiges“ zu essen. Sprich anstatt der Tapas kommen nun die Raciones dran. Prinzipiell dasselbe, nur größer und nicht kostenlos. Da gibt es Variationen von Kroketten (in Spanien übrigens mit Bechamel Soße als Basis, nicht Kartoffelbrei), gebackenen Käse, Flamenquin (aufgerolltes Cordonbleu) und natürlich Salchipapa!
Weihnachtsmarkt. Mit freundlicher Unterstützung des spanisch-deutschen Kulturvereins zu Tazacorte.
Man setzt sich keine 5 Stunden in den Flieger um am Zielort tausende Kilometer entfernt Glühwein und Weißwürste zu essen! Andersherum kann ich es verstehen, wenn Auswanderer nach Jahren auch mal heimische Kultur in der Ferne etablieren möchten. Aber als Tourist brauche ich das nicht.
Aber es gibt ja auch Tropical, Bananen und lokales frittiertes…
Und Party ist erst dann, wenn Muddi un Vaddi nachts auf der Straße tanzen! Das ist halt Spanien.
Apropos Spanien. Wir machen einen spanischen Abend. Aber so richtig! Und mit Kultur und so. Der Zufall wollte es, dass DER kanarische Komödiant schlechthin zu Gast in der Stadt war und extra die Mehrzweckhalle deswegen noch mal ausgemottet wurde. Diese ist schon arg in die Jahre gekommen und man muss sich schon viel Mühe geben, um die vielen nachträglich eingebrachten Bau-Stützen zu ignorieren.
Egal, über 1000 Gäste hatten einen sehr lustigen, kurzweiligen und unterhaltsamen Abend! Selten so gelacht, der Typ ist wirklich gut gewesen! Und auch Marco hatte seinen Spaß. Verstanden hat er zwar nichts, aber Lachen ist bekanntlich ansteckend…
Irgendwann muss man dann aber doch ins Bett. Derweil verpasst man aber ein ganz besonderes Schauspiel am Himmel…
Ganz oben
Es geht hoch hinaus. Auf den höchsten Punkt der Insel, auf den Roque de Loch Muchachos! Von Tazacorte aus ist es ein ganz schöner Ritt. Man fährt über eineinhalb Stunden bis dorthin. Aber landschaftlich ist es definitiv spannend und man möchte gar nicht schnell fahren!
Und dann ist man irgendwann oben. Das erkennt man an mehrerlei Merkmalen:
- Es gibt eine Schranke, die nur tagsüber geöffnet ist. Nachts ist es den Mitarbeitern der Teleskope vorbehalten.
- Man darf nur mit Abblendlicht fahren. Dieser Bereich ist Licht-Biosphären-Reservat und man soll die empfindlichen Teleskope nicht stören.
- Es geht nicht mehr weiter. Man steht auf dem Touri-Parkplatz!
Natürlich darf ein Selfie auf dem höchsten Punkt der Insel nicht fehlen! Dem aufmerksamen Beobachter wird nicht entgangen sein, dass die Hüpf-Bilder etwas verlogen sind: Es ist zwar sonnig dort oben, aber relativ windig und dadurch ziemlich kalt! Wenn man nicht gerade in einer geschützten Ecke picknickt, dann ist muss definitiv eine Windjacke her!
Die Aussicht ist definitiv beeindruckend! Sowohl wenn man in den Vulkan-Krater hinein schaut, die Caldera, als auch wenn man sonst seinen Blick schweifen lässt. Wir hatten Glück, oder Pech, je nachdem, wie man es sehen mag. Es war quasi wolkenlos! Dadurch gab es zwar keinerlei Wolken-Spektakel, dafür aber eine unglaubliche Weitsicht — sogar bis nach Tazacorte und auch unser Apartment kann man sehen!
Die meisten der Teleskope sind verschlossen und unter Kuppeln versteckt. Für eine Besichtigung muss man sich lange im Voraus anmelden — wenn überhaupt. Aber es gibt einige wenige Spiegel-Teleskope, die einfach so offen herum stehen. Die sind schon faszinierend!!! Es fragt sich nur, wer die putzt…
Auf der Rückfahrt sehen wir es dann schließlich: Eine Skulptur zur Ehrung des Hirtensprungs, dem salto de pastor. Eine Fortbewegungstechnik der alten Eingeborenen um sich durch das unwegsame Gelände mit den Ziegen fortzubewegen. Heute gehört dies zum immateriellen Weltkulturerbe!
Stadtführung
Wir fahren in die Hauptstadt. Santa Cruz de La Palma. Wir haben eine Stadtführung gebucht. Und zwar eine ganz besondere. Inspiriert durch die WDR Sendung und fasziniert von den zwei Auswanderern Maik (der Wanderführer) und Heiko (El Chico de los Balcones) haben wir deren gemeinsame Stadtführung gebucht.
Was denkt man sich, wenn man solch eine Tour im Internet bucht? Genau: Diese beiden Berühmtheiten machen die Tour bestimmt nicht selbst. Stattdessen kommt da irgend so eine junge Studentin die uns die Tour auf den Pfaden von Maik und Heiko erzählt.
Weit gefehlt! Die beiden machen die Tour wirklich selber! Und diese Tour gab es vorher nicht! Die beiden kannten sich noch nicht einmal! Erst durch die Sendung Wunderschön haben sie sich kennengelernt und zusammen die Stadtführung entwickelt.
Dadurch, dass die beiden fast jeden in der Stadt kennen und sie jeder in der Stadt kennt, durften wir in Ecken hinein schnuppern, wo man sonst nie hinkommt! Angefangen bei einem kleinen Hotel hoch oben über der Stadt bis hin zu privaten Gemächern!
Unser persönlicher Höhepunkt kam gleich zu Anfang. Wir betreten das viertälteste Haus von Santa Cruz und das älteste im portugiesischen Stile erbaute. Obwohl es nur ganz schmal an der Fassade ist, sind es weit über 150 Quadratmeter im Inneren. Ein ehemaliges Café, welches aufgrund moderner Bestimmungen leider geschlossen werden musste.
Besitzer dieser kleinen Perle ist Angel. Vermutlich über 80 Jahre und schon immer auf der Insel. Sein Großvater baute dieses Haus und hatte eine Fabrik für Stickereien. Überall in dem Haus findet man die Vorlagen aus Papier.
Aber auch andere Schätze, wie alte antike Möbel warten an jeder Ecke und lassen unser Herz schneller schlagen. Die Wände können zwar nicht sprechen, aber Angel hat so viel zu erzählen, dass es in so kurzer Zeit gar nicht alles zu erzählen geht. Es hat immer Vorteile, die Landessprache zu sprechen.
Und dann stehen wir schließlich auf dem Dach und wir stellen fest: Wir sind direkt neben und über der Kathedrale! Was für eine faszinierende Aussicht. Was für ein faszinierender Mensch!
Weiter geht es zum Rathaus und dort schnurstracks in den Sitzungssaal. Auch so ein Ort, wo man nicht so ohne weiteres hinein kommt. Hier tagt also der Inselrat und wenn königlicher Besuch zugegen ist, so hat dieser natürlich seinen eigenen Platz.
Nächster Stopp ist ein Juwelier-Geschäft. Vorbei an den Auslagen wie goldene Uhren und glitzernder Schmuck hinein in den Hinterhof. Dort ist eine von Heikos Arbeitsstellen, hier sollen Blumen hin. Derzeit ist dort aber nur ein mit einer Glasplatte abgedeckter Brunnen, der zufällig bei Bauarbeiten entdeckt wurde. Dort versteckt war eine Marien-Statue, die man nun daneben in den Schrein aufgestellt hat.
Ohne Beziehungen kommt man in die Markthalle hinein. Dort sollte man unbedingt den frisch gepressten Zuckerrohr-Saft probieren. Vielleicht nicht unbedingt pur, sondern mit Zitronen- oder Orangensaft. Oder aber, uuunglaubliiich lecker, als Mojito!
Die Stangen werden übrigens frisch vor unseren Augen ausgepresst. Dabei werden sie 3 Mal durch die Presse geschickt. Erstaunlicherweise kommt beim 2. Durchlauf der meiste Saft raus!
Und noch mehr Balkone. Ja, die Tour heißt schließlich so. Aber nicht nur Balkone, nein auch Innenhöfe von privaten Häusern stehen auf dem Programm.
So zum Beispiel der eines Steuerberaters. Dort steht die Vor-Vor-Vorgängerversion moderner Wasserfilter: Ein poröser Naturstein der, wenn man ihn oben im Trog mit Wasser füllt, nach ein paar Minuten unten das Tropfen anfängt und frisch gefiltertes und gekühltes Wasser liefert.
Das sind schon 4 Banausen!
Die Tour endet mit „Wer will alles Tapas essen kommen?“. Wir waren gar nicht darauf eingestellt, aber warum nicht. Dass diese Tapas mit Wein aber nicht in irgendeiner Bar, sondern in der privaten Wohnung eines Künstlerpaares direkt an der Flaniermeile serviert werden, erfahren wir erst kurz vorher!
Tja, und da stehen wir im ersten und zweiten Stock in mitten der Wohnung der beiden. Alles ist aufgeräumt, aber nichts ist verschlossen oder so. Man ist einfach mitten drin bei denen. Egal ob auf der Toilette, in deren Schlafzimmer, Küche oder Wohnzimmer. Wir dürfen in jeden Raum hinein schauen.
Natürlich dürfen auch die Balkone nicht fehlen. Sie sind der ganze Stolz von Heiko, und das zu Recht. Und er verrät uns auch das Geheimnis, warum die Pracht so schön blüht…
Als Begleitung zum Wein gibt es übrigens eine Paste aus Kichererbsen mit Avocado, Olivenöl sowie geröstetem Sesam und dann noch eine Pastete aus Kabeljau. Es lohnt sich, das einmal nachzubauen!
Die Tour dauert zwar nur 4 Stunden, liefert aber Eindrücke für ebenso viele Tage. Kurz, wir sind platt und brauchen eine Verschnaufpause…
Ein kurzer Besuch am Stadt-Strand in der Sonne und wir sind gerüstet für die gute Stunde Heimweg, wieder durch die Berge und den Tunnel…
Heimwärts
Heimwärts geht’s! Das Gepäck ist schnell verstaut am Flughafen. Und es gibt noch ausreichend Zeit, um vor der Tür noch einmal Sonne zu tanken und auf die Nachbarinsel zu schauen, die unser nächstes Ziel sein wird: Gran Canaria!
Zugegebenermaßen, vom Flieger und auch von den Bergen aus sieht man meistens eher Teneriffa, weil der Berg einfach höher ist (ist ja auch der höchste von Spanien) aber auch Gran Canaria kann man problemlos sehen.
Kleiner Tipp am Rande: Spanische Sandwiches taugen nichts. Sie sehen zwar der deutschen Version sehr ähnlich, haben aber quasi gar keinen Nähr- oder besser Sättigungswert. Bei einer Flugzeit von 6 Stunden (kommt einem aber kürzer vor) ist das nicht zu verachten!
Und sonst?
Ja, wir kommen wieder! Definitiv!