2000-11 Trekkingtour durch die Berge Mallorcas – Ausführlicher Bericht

Das Problem mit dem Wasser — vom 10. bis zum 24. November 2000

Der ausführliche Bericht

Zu den Fotos

2000-11 Trekkingtour durch die Berge Mallorcas

Regen. Nebel. Bedeckter Himmel. 5 Grad. Wer will da noch hier bleiben? Genau ausdiesem Grund sollte es in den wohl verdienten Urlaub gehen. In die Sonne. Aber mansollte günstig hinkommen. Da lag die deutsche Kolonie Mallorca geradezu auf derHand. Billiger und einfacher kommt man nicht in die Sonne. Von Hannover aus fliegenübrigens drei Flieger täglich runter zum Teutonengrill. Außerdem versprach dasInternet mit 24 Grad Luft- und 17 Grad Wassertemperatur wahre Hitzewellen im Vergleichzum kühlen Norden.

Da die Vorlaufzeit nicht besonders üppig war, war Eile geboten. Es musste nochtonnenweise Verpflegung eingekauft werden; Nahrungs- und vor allen Dingen dielebensnotwendigen Genussmittel für 14 Tage. Da wir die 14 Tage in vollkommenerAutarkie mitten in der Pampa der mallorquinischen Berge verbringen wollten kam soeiniges zusammen: 56 Müsliriegel (2 pro Mann und Tag), 28 Tafeln Schoki, 2 kgHaferflocken zuzüglich diverser Feudatten, 1 kg Pumpernickel, 28 Bifis (seinerzeitnoch ohne BSE), 6 kg Spaghetti, 1 kg Reis, 28 Tüten mit Soßen und Suppen, und undund…

So viel zur Software. Die Hardware war neben Zelt, Schlafsack und Isomatte nochPetroleumkocher nebst drei Tankflaschen, Geschirr und Sigg-Flaschen für 10 LiterWasser!

Geplant war ja nun ein 14-tägiger Wander- und Zelturlaub. Trekking-Tour wäre wohletwas arg übertrieben gewesen, denn dafür war der Schwierigkeitsgrad doch zu gering.Da topographische Karten von Mallorca hierzulande sehr teuer sind, und man uns zudemnoch den Tip gegeben hatte, wo man in Palma günstig welche erstehen könnte, sind wirlediglich mit einer groben Wanderkarte (1:75.000!) losgezogen. Und natürlich mit demdicken Dumont – man ist ja schließlich Akademiker!

Die wenigen Gedanken, die im Vorfeld auf die Wanderroute verschwendet wurden,besagten, dass wir von Palma aus per Bus in den Südwesten fahren wollten, und unsdann per Pedes durch die Berge bis in den Nordosten durchschlagen wollten.

Offizielle Campingplätze gibt es auf Mallorca angeblich nur einen. Mittlerweilewissen wir es besser: Es sind mindestens vier! Nichts desto trotz wollten wirdiese auch gar nicht in Anspruch nehmen, sondern wild campen, was nach Aussagenvon Herrn Frodo kein Problem sei. Was das Wandern angeht, so muss gesagt werden,dass die deutsche Kolonie nach wie vor zu 90 % in Privatbesitz ist, was daswandern etwas erschwert. Wenn man Pech hat, darf man nämlich das Grundstücknicht betreten. Oder es ist nur an bestimmten Tagen begehbar. Oder man mussdafür bezahlen. Oder oder oder…

Man sieht sofort, die Reise war perfekt vorbereitet, so dass es eigentlich sofortlosgehen kann!!!

<h3>Freitag, 10. November 2000</h3>Der Tag des Abschieds aus dem Kalten Norden. Er fiel uns gar nicht schwer, denn amFenster waren Eiskristalle zu sehen – glücklicherweise nur außen! Dank der neuesS-Bahn in Hannover konnten wir beruhigt und ohne Stress starten. Der Flieger gingbereits um 7.05 Uhr, was bedeutete, dass er um 9.35 Uhr in Palma landen sollte. Dashatte gleich zwei Effekte zur Folge: Einerseits war ein Ausschlafen nicht möglich,da wir ja eine Stunde eher am Flughafen sein mussten, andererseits hatten wir aberden ganzen Tag in Palma noch vor uns, was auch dringend nötig war, wie sich späterherausstellen sollte! Das befürchtete Check-in verlief ohne Probleme und wir hättenuns die Präparierung der Petroleumflaschen sparen können. Am Abend zuvor hatten wirStunden lang versucht, den doch sehr penetranten Geruch nach Petroleum durchApfelsaft zu verschleiern, was uns nur mit mäßigem Erfolg gelang. (Der Hintergrunddafür war die Verordnung zu den flammable fumes) Wie gesagt, es war dann aber dochnicht nötig, der Sicherheitsbeamte am Sperrgepäckschalter interessierte sich nichtim geringsten dafür!

Endlich in der Wartezone (der Duty-Free-Shop bot nichts weltbewegendes) konnten wirunserer Lieblingsbeschäftigung für diesen Urlaub nachgehen: Tourismus in ersterAbleitung. Mit anderen Worten Touristen besichtigen Touristen! Allerdings seiangemerkt, dass es vielleicht auch genau andersherum war, denn wir in unserenTrekking-Klamotten vielen doch in der klassischen Mallorca-Urlauber-Kulisse etwasauf. Da man ja schließlich im Urlaub ist, geht man die Sache eher ruhiger an, sodass wir beim Boarding das unvermeidliche so lange herauszögerten, bis es keineSchlange mehr am Eingang gab!

Das Flugzeug rollte langsam zur Startbahn und wartete auf die Freigabe. Will manin dieser Situation die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Mitflieger auf sichziehen, so muss man lediglich folgende Worte etwas lauter aussprechen: Sag man,Marius, wusstest Du eigentlich, dass beim Starten eines Flugzeuges 90&nbsp;% allerUnfälle passieren?

Es ging los. Hinein in die Morgendämmerung. Und zu Daniels Überraschung auch direktüber Barsinghausen hinweg! Beschaut man die Welt von oben, so sieht man überDeutschland eigentlich nur Wolken. Manch einer ist allerdings der Meinung, dass diesüberaus langweilig ist! Dem ist bei weitem nicht so! Eine aufgehende Sonne über demWolkenmeer ist schon ein unvergleichlicher Anblick!

Zu unserer Überraschung lichtete sich die Wolkendecke (unter uns). Genau imrichtigen Augenblick, um uns den ungetrübten Ausblick auf unser letztes Urlaubszielan der C&#244;te d’Azur preiszugeben: Cassis mit seinen wunderschönen Calanques. Aber dassteht auf einer andern Seite…

Während des Fluges versuchten wir das Gerücht zu widerlegen, dass ein Flugzeug docheinen höheren Spritverbrauch pro Person und Kilometer hat, als ein Auto. Es bliebbei dem Versuch, wir kamen auf etwa 3 Liter! Aufgrund von Rückenwind kamen wir innur 1h55′ in Palma an. Nach einer Strecke von etwa 1520km in 11km Höhe. Die -60!CAußentemperatur machten sich leider mit zunehmender Flugzeit durch Eiskristalle amFenster bemerkbar, die die Sicht doch beeinträchtigten…

Endlich gelandet. Sicher. Allerdings gab es zuvor noch einen Rundflug über dieInsel, wobei uns unser Nachbar erklärte, was man denn dort alles sehen könne. CapFormentor, Cala Ratjada, etc. Auffallend war die schon auf der Karte bestaunteZweiteilung der Insel in Nordwest = bergig und Südost = flach. Aber in natura undvon oben sieht das ganze schon viel imposanter aus. Die Stewardess erklärte dieseExtrarunde damit, dass Palma ein zentraler Anlaufpunkt für Flüge im Mittelmeerraumsei, und von dort aus zu weiteren Zielen weitergeflogen wurde. Wie praktischangesichts der Tatsache, dass die Ferieninsel Mallorca nicht schon genugUmweltprobleme hat!

Nachdem wir das Flugzeug verlassen hatten (als letztes übrigens, denn in Spanien istdas Gepäck NICHT vor den Passagieren an der Gepäckausgabe). Immer fleißig denSchildern zur Gepäckausgabe folgend, hatten wir schon bald den Eindruck, dass wirnicht mehr auf dem richtigen Weg seien, denn wir waren schon über fünf Minutenunterwegs! Nach annähernd einer viertel Stunde (und wir sind wirklich nicht langsamgelaufen) hatten wir das Gepäckförderband schließlich erreicht. Eigentlich kann derFlughafen gar nicht so groß sein, denn er ist schließlich auf einer Insel gebaut,so dass der Verdacht nahe liegt, dass wir drei mal im Kreis geschickt worden sind.Kaum hatten wir unsere Rucksäcke ergattert, wurden erst einmal die kurzen Hosenherausgekramt. Es war (für norddeutsche Verhältnisse) brüllend heiß: Satte 22 Grad undklarer Himmel!!! Danach folgte eine umfassende Umstrukturierung des Gepäcks. Für denFlug musste komplett anders gepackt werden, als für die spätere Wanderung. So kamenz.B. die Beulen gefährdeten Sigg-Flaschen jetzt nach außen…

Nachdem wir die nicht vorhandene Zollabfertigung passiert hatten, waren wir auchschon aus dem Flughafengebäude herausgetreten, und standen unter der strahlendenSonne! Und wie kommt man nun vom Flughafen in die City? Per Bus natürlich. An dieserStelle musste Daniel nun zum ersten Mal sein Spanisch herauskramen… An derBushaltestelle trafen wir einen Backpacker aus Origon. Wieder so ein verrückterAmerikaner, der Europa in 14 Tagen kennenlernen will! In mediterranen Ländern kauftman Busfahrkarten nicht im Bus, sondern in der Bar, die mit Sicherheit direkt nebender Bushaltestelle steht. In dieser Hinsicht macht sich der koloniale Einfluss aberwieder bemerkbar: Nach guter deutscher Manier kauft man auf Mallorca die Fahrkartenim Bus!

Palma. Wo aussteigen? Eine Passagierin um Rat gefragt. Wieder Spanisch. Spätestensjetzt wird klar, dass Einheimische es einfach nicht gewohnt sind, auf spanischangesprochen zu werden. Und schon gar nicht von Leuten, die dank riesigem Rucksackmehr als eindeutig als Touristen erkennbar sind. Die erste Reaktion daraufhin istein verdutztes Gesicht. Darauf folgt dann Freude und Erheiterung und die überausfreundliche Antwort. So stiegen wir dann auch im Zentrum aus.

Die nächste Mission bestand darin, eine Touri-Info zu suchen. Und den besagtenKartenladen! Nach einer nicht gerade rekordverdächtigen Suchzeit fanden wirschließlich beides. Sie lagen unmittelbar nebeneinander. Darauf hatte uns HerrFrodo nicht hingewiesen… In der TI erstanden wir eine überaus praktische Kartevon Palma. Nebenan deckten wir uns mit diversen topographischen Karten ein. DieVerkäuferin war überaus zuvorkommend und hilfreich. Allerdings ist seit demvorausgegangenen Jahr eine nicht unerhebliche Preiserhöhung von knapp 50&nbsp;% inKraft getreten. Und das, obwohl keine neue Auflage herausgekommen ist. Es warimmer noch die erste, wie sich später herausstellen sollte.

Wir verließen das Geschäft und machten es uns im Stadtpark neben der Kathedralegemütlich, um die weitere Planung durchzusprechen. Während wir da so saßen, kamendiverse Touristen, die mit einer verstümmelten Statue von uns abgelichtet werdenwollten. Aus reiner Vorsicht, dass wir ein eventuelles Kunstwerk missachteten, tatenwir schließlich das selbe. Später, beim durchstöbern des Dumonts, stellte sichheraus, dass wie besser die Statue daneben genommen hätten, weil die nämlich diealte Steinschleudertechnik der Mallorquiner darstellte (auch wenn man so, wie es derversteinerte Kerl machte, den Stein nicht weiter als 2m geschleudert hätte…).

Bei Sonne und Mika-Schoko&amp;Keks stellte sich heraus, dass Marius einen Stoffbeutelmit wichtigen Unterlagen im Kartengeschäft vergessen hatte. Unnötig zu erwähnen,dass Daniel derjenige war, der zurücklaufen und fragen durfte! Nachdem alleKlamotten wieder komplett waren (die Schokolade hatte allerdings in der Zwischenzeitdeutlich abgenommen), wurde die Suche nach Petroleum zur Chefsache erklärt. Wirbrauchten nur zwei Liter, so dass wir diese anstatt in einer Drogerie lieber ineiner Apotheke kaufen wollten, da es dort bestimmt welches gab. Der Apotheker sahetwas verständnislos aus. Daniel wiederholte seine Frage, in der Annahme, dass manihn nicht verstanden hatte. Schließlich spricht man auf Mallorca nicht Castellano(also Spanisch), sondern Catalan (etwa so wie Ur-Bayrisch). Aber der Weißkittelhatte wohl verstanden. Er bedauerte allerdings, dass man so etwas nicht habe!Vielleicht in einer Drogerie… In der nächsten Drogerie gab es die selbe Reaktion.Petroleum ist in Spanien offensichtlich ehr ungebräuchlich! Immerhin bekamen wir denTip, dass weiter die Straße rauf (gegenüber vom Corte Ingles) ein Fotogeschäft sei,mit angeschlossener Drogerie. Dort könnte man vielleicht welches erstehen. Dortangekommen (die Rucksäcke passen kaum durch die Tür), fragten wir den Chef diesesLadens, der schon etwas älter schien. Er überlegte, lachte kurz, und meinteschließlich, dass man das früher wohl gehabt hätte, aber heutzutage – nein,definitiv nicht. Wozu auch? Die Sacht mit dem Petroleum mussten wir uns wohlabschminken. Als wir uns schon in Gedanken die Spaghetti kalt und ungekocht essensahen, räumte Marius ein, dass man zur Not wohl auch Benzin nehmen könnte… Warumsagt er das denn erst jetzt??? Die Tankstelle, die wir ansteuerten, bestandlediglich aus einer Zapfsäule, die auf dem Bürgersteig am Straßenrand stand. EinAlptraum für deutsche Sicherheitsvorschriften! Dort überredeten wir die nette Dame,die die Zapfsäule bediente (no self-service), uns trotz des sehr starken Andrangsunsere drei Flaschen mit Super-Bleifrei aufzufüllen, was sie unter großem Protestauch tat. Wir honorierten ihre für uns lebensrettende Tat mit 500Pts, was einenPreis von satten 3DM/Liter macht! Da hätten wir auch in der Apotheke kaufenkönnen…

Nachdem wir nun den lebensnotwendigen Sprit hatten, brauchten wir noch das nichtminder lebensnotwendige Wasser! Das erstanden wir in zwei praktischen 5 LiterKanister im Corte Ingles. Da Marius für die Hardware zuständig war, blieb das Wasserfast ausschließlich an Daniel hängen. So ergab sich für jeden ein ungefähresTragegewicht von 28kg. Zurückgeschreckt von den unglaublich hohenLebenserhaltungskosten verzichteten wir auf weiteren Einkauf, und beschlossen, dieStadt zu verlassen, da es auch unaufhaltsam später wurde.

Das verlassen der Stadt war gar nicht so einfach, denn alle Busse, die auf denHaltestellen verzeichnet waren, waren lediglich Stadtbusse, die Palma nichtverließen. Entgegen Daniels Meinung gab es aber doch Busse, die weiter über dieStadtgrenze hinausfuhren, wie uns eine freundliche Engländerin verriet: Die Bussestarteten auf der Plaza Mayor, wo wir am Morgen ausgestiegen waren. Wie bestiegenden Bus, der auch nicht lange auf sich warten ließ. Es ging in Richtung Antrax imSüdwesten, wie wir es geplant hatten. Wir waren nicht alleine im Bus. Ganz imGegenteil! Der Bus war belagert von deutschen Touristen! Wir betrieben wiederTourismus in erster Ableitung… In einer der deutschen Hochburgen, Paguera, wardann endlich weitgehend Ruhe im Bus, die Kegelclubs waren weg! So konnten wir unsungestört wieder unseren Karten widmen…

Ursprünglich wollten wir nur bis Antrax und von dort aus weiter nach San Telmo zufahren, entschieden uns aber unterwegs, weiter im selben Bus bis nach Port d’Antraxzu bleiben. Die Geschichte Mallorcas, die von diversen Piratenüberfällen geprägtist, bis die Mallorquiner den Spieß umdrehten, bewirkte, dass die Städte von derKüste weiter ins geschützte Landesinnere verlegt wurden. Dadurch ergab sich, dassalle älteren Städte über einen eigenen Hafenstadtteil verfügen. So auch Antrax.

Irgendwann wurden wir von einem älteren deutschen Herrn angesprochen, der einenBlick in unsere Karte werfen wollte: Darf ich da mal reinschauen? Ich wohne hierschon seit 15 Jahren in Port d’Antrax und habe noch nie eine Karte davongesehen.Na das ist ja eine tolle Identifizierung mit seiner Wahlheimat! Wir zeigten unseinsichtig und gewährten ihm Einsicht.

Der Bus hielt praktischerweise direkt am Hafen, so dass wir dort gleich Stellungbeziehen konnten, um herauszufinden wo genau wir uns auf unserer topographischenKarte befanden. Nach diversen vergeblichen, halbherzigen Peilungsversuchen gaben wirschließlich auf, vertrauten unserem Instinkt und postulierten unseren Standpunkt inder Karte. Kurzerhand legten wir einen Weg fest, der schnellstmöglich aus der Stadthinaus zwischen zwei Berge hindurch in Richtung Sant Elmo führte. (Wir haben nochdiverse weitere Schreibweisen für ein und den selben Ort gefunden, wodurch wir unsaber nicht weiter verwirren ließen. Grund dafür ist die erst seit kurzem wiedereingeführte catalanische Amtssprache, die doch teilweise erstaunliche Stilblüten inder Beschilderung treibt…)

Kaum hatten wir die größeren Straßen verlassen, kamen die ersten Anzeichen, dass wirder Natur einen Schritt näher gekommen waren. Im Sturmschritt erklommen wir denBerg. Man war gerade im Begriff, eine Straße dort hinaufzubauen, die sich in vielenSerpentinen den Berg hinauf wand, was uns aber nicht daran hinderte, die Abkürzungentlang eines ausgetrampelten Pfades zu benutzen. Schließlich oben auf dem Kammangekommen, bot sich uns ein unglaublicher Anblick: Nach Norden blickend, in weiterFerne liegend, war unser Ziel zu sehen: Sant Telmo. Links runtergeschaut, oderbesser, nach Süden, sahen wir unseren Ausgangspunkt: Port d’Antrax. Und genau in derMitte waren wir. Frei nach dem Motto, hier bin ich Mensch, hier bleib ich stehen,schlugen wir unser Zelt mitten auf dem Weg auf, in der Hoffnung, niemandem denDurchgang zu versperren.

Obwohl wir noch kein eingespieltes Team waren, schafften wir es doch, das Zelt inendlicher Zeit aufzubauen. Während Daniel sich mit dem Einhängen des Innenzeltesbeinahe umbrachte, nahm Marius am Kocher noch die notwendigen Modifikationen vor,der erst auf das Benzin umgestellt werden musste. Dann sollte die erste Kochsessionunter freiem Himmel beginnen. Petroleum gewohnt, und von der Spontaneität vonbleifreiem Benzin überrascht sprengte sich Marius auch fast in die Luft, beimVersuch, den Kocher in Betrieb zu nehmen. Nach eigenen Angaben war zumindest derStart- und Aufheizvorgang deutlich schneller, als mit Petroleum. Wenn jetzt noch derVerbrauch, also der Brennwert, nicht zu hoch war, war Benzin wohl eine echte undbilligere und einfacher zu bekommende Alternative zu Petroleum…

Bei Spaghetti Bolognese ohne Bolognese (getrocknetes Hackfleisch wollte man unsdaheim leider nicht verkaufen), verbrachten wir den ersten Abend unter freiemHimmel. Nachdem wir schließlich noch unseren Tee aus dem extra mitgenommenenWasserkessel verkonsumiert hatten, machten wir uns auch daran, die Nachtruheherzustellen.

Plötzlich Lichter am Horizont. Sie bogen um die Ecke und gehörten zu einem Auto! InDeckung!! Schließlich ist ja wildes Camping verboten!!! Doch dank der Tarnfarbe desguten Hillebergs blieben wir unentdeckt. Dies sollte die einzige Störung bleiben.Der Tag endete schließlich im molligen Schlafsack (als die Sonne verschwunden war,wurde es doch deutlich kühler) bei einer ergebnislosen Diskussion über Benzin,Petroleum, Kerosin und Brennwerte…

<h3>Samstag, 11. November 2000</h3>Nach unserer ersten Nacht unter freiem Himmel erwachten wir schließlich durchVogelgezwitscher. Das größte Stück auf dem Weg nach San Telmo oder Sant Elmo oderwie auch immer hatten wir noch vor uns. Zum Frühstück gab es Müsli. Selbstzusammengestellt und in 14 Tagesrationen verpackt. Mit Milch. Diese jedoch musstezunächst einmal verflüssigt werden. Mit warmen Wasser. Da Daniel blütenzarteHaferflocken gekauft hatte, verwandelte sich das Müsli binnen Sekunden in einebreiige Pampe, die zwar sehr gut schmeckte, jedoch nicht besonders appetitlichausschaute.

Glücklicherweise war der Weg zu unserem Tagesziel ausgeschildert. Doch das solltesich bald ändern… Zunächst jedoch blieben wir auf einem schmalen Schotterweg, dersich leicht windend am Berghang durch die Landschaft schlängelte. So kamen wir rechtzügig voran. Wir erreichten unser erstes Etappenziel: Den geodätischen Punkt aufeiner Bergspitze. Hier endete auch die Straße. Und ab hier wurde es interessant. Inunserer deutschen Wanderkarte (die mit dem unglaublichen Maßstab) sollte der Wegeinfach geradeaus weiterführen, an dem geodätischen Punkt vorbei. Auf der Karte sahdas auch ganz logisch aus, in Natura jedoch musste dazu erst eine ca. 200 Metertiefe Felswand heruntergeklettert werden. Zugegeben, der Weg in der Karte wargestrichelt angegeben, was bedeutete, dass er nicht unbedingt befestigt sei. Aberhier gab es definitiv keinen Weg!

So entschieden wir uns kurzer Hand, weiter südlich nach Westen zu gehen, dieBergspitze mit dem Punkt und die darauf folgende zu passieren und dahinter erstweiter nach Norden und unten zu gehen. Laut unseren topographischen Karten war dortdie Felswand weniger steil. Gesagt getan. Die Wanderstöcker wurden wieder amRucksack befestigt, so dass die Kletterpartie beginnen konnte. Unterwegs mussten wirnoch ein paar Ziegen verscheuchen, die uns den Weg blockierten.

Auf dem nächsten Berg angekommen, war Zeit für eine kleine Pause. Unter einemÜberhang machten wir es uns gemütlich, soweit es auf der spärlichen Vegetationüberhaupt möglich war. Bei Bifi und Pumpernickel genossen wir die Grandiose Aussichtauf Sant Elmo, was noch in recht weiter Ferne lag. Mehr oder weniger unter uns, wardichtes Buschwerk, welches es später zu durchqueren galt. Nur dann und wannunterbrochen durch die Mauern der Terrassen, die darauf schließen ließen dass hierfrüher mal Ackerbau betrieben wurde. Von weit unten im Tal her führte eineNatursteinmauer schnurgerade den Berg hinauf und endete an seiner Spitze. Da kam derVerdacht auf, dass Die Leute früher zu viel Langeweile gehabt haben mussten, wenndie quer durch die Pampa eine Mauer gezogen haben, ohne sich auch nur im geringstenum die natürlichen Gegebenheiten zu kümmern und sich an sie anzupassen. Es wurdeeinfach geradeaus drauflosgebaut. Durch Zufall entdeckte Marius von unserem Platzaus einen Ziegenpfad, der den Berg herunter führte. Diesen wollten wir danneinschlagen.

Anfangs ging es gut voran. Nur ein paar dünne Bäume und Büsche säumten den Hang. Alswir jedoch die zweite Terrasse von oben erreicht hatten, mussten wir schmerzerfülltfeststellen, dass das aus der Ferne betrachtete harmlose Gebüsch zum einen über zweiMeter hoch war, und zum anderen spitze Dornen besaß! Hier machte sich zum ersten Maldie Trekking-Hose positiv bemerkbar, da sie doch einen Großteil der Eindringlingeabwehrte. Für dieses relativ kurze Stück brauchten wir ewig, wenn nicht sogar nochlänger. Auf diesem Weg ist mit Sicherheit noch nie eine einzige Ziegelanggegangen!!! Einen winzigen Augenblick, bevor wir schließlich ganz zerkratzt undzerschrammt waren, und sich die außen angebrachten Isomatten vollends aufgelösthatten, erreichten wir schließlich einen Weg.

Die große Preisfrage stellte sich an dieser Stelle zum ersten, aber bei weitem nichtzum letzten Mal: Wenn man senkrecht, aus dem Dickicht kommend, auf einen Weg trifft,in welcher Richtung geht man ihn??? Wir zogen die Karten zu Rate und entschieden unsglücklicherweise für die richtige Richtung. Total geschafft, von dieserDschungeltour brauchten wir erst einmal ein erholsames Bad…

Wir folgten dem Pfad, der manchmal einfach verschwand, und dann wieder malauftauchte… Es ging über leicht hügeliges Gelände, welches grün bewachsen war undwo die wilden Blumen in Blüte standen. Nicht umsonst hat Mallorca zwei Mal denFrühling! Schließlich erreichten wir San Telmo. Wie aus dem Nichts auftauchend,standen wir auf einmal auf einer Klippe am Strand und störten ein Liebespärchen beider Arbeit, woraufhin es sich alsbald verzog. Wir dagegen setzten uns auf dieKlippen und genossen das Panorama auf die vorgelagerte Dracheninsel, die unterNaturschutz steht.

Nach einer kleinen Stärkung machten wir uns auf den Weg in den Ort. Dieser schienausgestorben zu sein. Weder Manschen, noch irgend etwas anderes, was auf einbewohntes Dorf schließen lässt, war vorhanden. Schließlich landeten wir doch auf derHauptstraße und dort in einer Bar. Unsere Hoffnung, unterwegs Wasser in Form einerQuelle oder eines Flusses zu finden (extra für diesen Fall hatten wir sogarEntkeimungstabletten mitgenommen) haben sich lediglich in einem ausgetrocknetenBrunnen bewahrheitet. Also mussten wir Wasser in besagter Bar kaufen. Auch hier wardie Verkäuferin angenehm überrascht, auf Spanisch angesprochen zu werden. Direktneben uns versuchten zwei ältere deutsche Damen gerade zwei Stück Kuchen und Kaffeezu bestellen – mit mäßigem Erfolg… Leider war die Barfrau so überrascht, dass sieuns etwa vier Mal so viel für das Wasser abknöpfte, wie wir am Tag zuvor in Palmabezahlt hatten!!!

Auf unserem planlosen Streifzug durch den doch nicht ganz verlassenen Ort wurden wirplötzlich von einem jüngeren deutschen Ehepaar angesprochen. Woher, wohin, warum -das übliche halt. Der Mann zeigte sich ganz begeistert von unserem Plan. Er würde esja auch gerne machen, hatte aber leider gar keine Zeit dafür. Schließlich gab er unsnoch den heißen Tip, wo wir denn die kommende Nacht unbedingt verbringen sollten: Ineiner alten Mühle (La Tarana) nur etwa dreieinhalb Wegstunden von hier entfernt. Dergute war so von unserer Art, Urlaub zu machen, begeistert, dass er uns ein Stückdurch das Dorf begleitete, um uns schließlich mit seinem Auto ein Stück weit inRichtung Mühle zu bringen. Zusätzlich bekamen wir von ihm noch Brot, Käse, Wurst undzwei Dosen Bier mit auf den Weg! Nachdem er uns am Waldrand abgesetzt hatte, holteer noch etwas aus seiner Brieftasche: Eine Visitenkarte! Es sei der Chef derEntwicklungsabteilung der Firma Infineon Deutschland, und wenn wir mit dem Studiumfertig seien, könnten wir ja mal bei ihm anrufen…

Da die Sonne bereits in zwei Stunden unterzugehen drohte, der Weg zur Mühle aber mitunserem Gepäck voraussichtlich etwa vier Stunden dauern würde, entschieden wir uns,nach Cala Bassi zu gehen, und dort zu zelten. Nach etwa einer Stunde wandern (aufWegen und quer Feld ein, wie es gerade kam) erreichten wir den idealen Schlafplatz.Nur wenige Meter von den Steilklippen entfernt, auf einer kleinen Terrasse schlugenwir schließlich unter Pinienbäumen unser Zelt auf.

Da es schön warm war, beschlossen wir, den Käse und die Wurst zu essen, bevor diesesich durch den Rucksack schlängelten. Es stellte sich heraus, dass es französischerKäse war. (Warum fahre ich nach Spanien? Klar, damit ich französischen Käse essenkann!) Die Wurst schmeckte nicht. Immerhin genossen wir dabei das unglaublichePanorama: Diesmal blickten wir von Norden her auf die Dracheninsel! Also machten wiruns über Spaghetti Carbonara her. Jetzt unter Pinien, da die Sonne bereitsuntergegangen war. Zu empfehlen war diese Soße nicht unbedingt. Wir vermutetenallerdings ehr einen Bedienerfehler unsererseits. Aber wir hatten ja noch eine Tütemit der selben Soße, so dass wir es bei Gelegenheit besser machen konnten. Zu MariusEntsetzten geschah diesen Abend etwas unfassbares: Die Nudeln wurden nicht alle!Hatten wir am Abend zuvor noch ein leichtes Hungergefühl, was wir mit Pumpernickelbekämpften, so trat an diesem Abend genau das Gegenteil ein! Wir versteckten denRest unter einem Stein…

Nachdem auch Daniel sich durchgerungen hatte, ein Bier zu trinken, begann dergemütliche Teil bei Kerzenlicht. Natürlich hatten wir bereits bevor wir angefangenhatten, zu kochen, einen erheblichen Aufwand getrieben, um die Waldbrandgefahr inunserer unmittelbaren Umgebung möglichst gering zu halten. Während wir so unsereSeelen baumeln ließen, und den Tag mit dieser unheimlichen Begegnung Revue passierenließen drang laute Musik und Feuerschein zu uns herauf. Die Musik stammte von einerParty am Waldrand, in deren Vorbereitungen wir eine Wegstunde von unserem Zeltplatzaus gestolpert waren. Der Feuerschein dagegen von einer kleinen ZeltgruppeEinheimischer, die etwa vier Terrassen unter uns ihr Zelt und ihren Grillaufgeschlagen hatten. Nun denn, so viel zum Thema Zelten in unberührter Natur.Unsereins gibt sich alle Mühe, keinen Brand zu verursachen, und 300 Meter weiterwerden ganze Baumstämme in loderndes Feuer geworfen! Das war zu viel für uns, wirzogen uns zurück…

<h3>Sonntag, 12. November</h3>Lediglich zwei kurze Regenschauer störten uns in der vergangenen Nacht. Als wir dieNasen aus dem Zelt steckten, war die Welt jedoch wieder in Ordnung, so dass wir unsunbesorgt unserem Frühstück widmen konnten. Wir landeten unseren fliegenden Teppichan der Klippe…

Nachdem wir unsere Ruhestätte wieder in den Urzustand versetzt hatten (die Spaghettiwaren erstaunlicher Weise nicht von Ameisen verkonsumiert worden – auch ein Zeichenfür die schlechte Soße), versteckten wir unsere Rucksäcke ein paar Meter weiter denHang hinauf und machten erst einmal Urlaub. Wir hatten zwei Möglichkeiten: Nach obenklettern, oder nach unten schwimmen. Zunächst ging es aufwärts. In mehr oder wenigerwaghalsigen Kletterparien erklommen wir den Berg, zu dessen Füßen wir geschlafenhatten. Auf einem kleinen Felsvorsprung machten wir Rast und genossen das Panorama.Die Dracheninsel von oben. Der Blick direkt nach unten ließ Erinnerungen auftauchen:Die Calanques von Cassis. Wir konnten den Drang nicht widerstehen und kraxelten überrutschige Geröllfelder wieder hinunter. Ganz runter, bis zum Wasser. Es war kalt.Eiskalt. Von den versprochenen 17 Grad war absolut nichts zu spüren. Trotzdem bliebenwir standhaft, und schnorchelten eine Weile durch das Wasser, die faszinierendeUnterwasserwelt beobachtend. Auch hier stießen wir auf alte Bekannte aus dem letztenUrlaub: Medusas, wie sie hierzulande genannt werden!

Kurz, bevor sich kleine Eiswürfel an den Zehen bildeten, traten wir den Rückzug an.Es ging wieder nach San Telmo. Wir wollten mit dem Bus nach Antrax zurück fahren, umvon dort aus weiter nach Norden zu gehen. Am Waldrand entdeckten wir die nicht zuübersehenden Müllberge der Party vom vergangenen Abend!

Wir erreichten die Bushaltestelle um kurz nach halb drei. Unnötig zu erwähnen, dassder Bus um 14.30 Uhr gefahren ist, und der nächste erst in drei Stunden fuhr.Kurzerhand entschieden wir uns, per Daumenexpress weiterzukommen. Bereits nach dem7. Wagen hatten wir Erfolg. Zunächst fuhr der uralte Jeep mit Stoffdach unddeutschem Kennzeichen aus Detmold an uns vorbei, um uns dann im Rückwärtsgang wiederentgegenzukommen. Ein deutsches Ehepaar erbarmte sich uns. Harald, die beiden habendoch gar keinen Platz bei uns im Wagen mit den riesigen Rucksäcken!Glücklicherweise war Harald anderer Meinung. Wir deponierten unsere Rucksäcke aufder Ladefläche, und uns selbst oben drauf. Es gab halt nur zwei Sitze in demWagen…

Mit maximal 70 Sachen ging es dann durch die mallorquinische Bergwelt. Wir musstenuns hinten auf unseren schaukeligen Plätzen gut festhalten, sonst wären wir ohneZweifel hinten heraus von der Ladefläche gefallen. Harald, Du musst unbedingt maldie Zündung nachstellen. Oder meinst Du, es ist der Vergaser? Ab der schonerwähnten kritischen Geschwindigkeit war eine Unterhaltung nicht mehr möglich.Einerseits wegen der luftigen Konstruktion des Wagens, andererseits weil des eineFehlzündung nach der anderen gab! Letzteres trat übrigens auch beim Gas wegnehmenauf… Durch kleine und kleinste Dörfer kutschierten wir über das Land: Harald, Dufährst auch jedes Mal einen anderen Weg, was? Bei Harald und seiner Frau handeltees sich um ein deutsches Aussteiger-Ehepaar, welches schon seit über zwei Jahren aufdieser Insel lebte. In Santa Ponsa. Ja, wir haben unser Santa Ponsa liebgewonnen!Laut Reiseführer und unserem eigenen Eindruck eine der deutschen Hochburgen auf derInsel! Einheimische? Nein, mit denen würden sie kaum Kontakt haben…

Die beiden überredeten uns schließlich, weder nach Antrax, noch nach Palmazurückzufahren, sonder nach Santa Ponsa eben. Schließlich wurden wir an derStrandpromenade abgesetzt. Das alles kam so plötzlich und überraschend, dass wir garnicht so richtig wussten wie uns geschah. Wir standen mit Sicherheit fünf Minutenverdutzt am Straßenrand und schauten dem Wagen hinterher…

Santa Ponsa gefiel uns nicht besonders. Jeder Quadratzentimeter Küstenstreifen warmit riesigen Bettenburgen zugepflastert. Wir nahmen den Bus zurück nach Palma. Mehroder weniger dicht an der Küste ging es durch Hochburgen verschiedenster Nationen(England, Deutschland, Frankreich, …) Die Fahrzeit nutzten wir, um unsere etwasdurcheinandergebrachte Reiseplanung wieder ins Lot zu bekommen – ursprünglichwollten wir ja nach Antrax, gelandet sind wir dort, wo wir zwei Tage zuvor gestartetsind! Wir wollten nach Soller. Mit der Bimmelbahn. Die fuhr jedoch erst um acht Uhrabends wieder, so dass es bereits dunkel gewesen wäre, wenn wir angekommen wären.Also noch einmal Neuplanung. Es kam der Gedanke auf, zum berühmtesten StrandDeutschlands zu fahren, und dort eine Nacht zu zelten. Dies scheiterte lediglich ander mangelhaften Busverbindung dorthin, so dass wir uns schließlich auf die Suchenach einer Jugendherberge. Der freundliche Wachmann schickte uns um mindestens 1000Ecken! Schließlich landeten wir nach längerer Suche in einem finsteren Hinterhof, woviele nicht minder finstere Gestalten warteten. Wir machten auf der Stelle kehrt,wurden jedoch von einem Deutschen angesprochen. Ja, dies sei wohl die vom Polizistenbeschriebene Herberge! In dem Moment machte sie auch auf. Man musste immer inDreiergruppen eintreten. Nur durch Zufall stellte sich heraus, dass es sich hierbeium ein Obdachlosen Asyl handelte, und man für die Übernachtung nichts zu zahlenbrauchte. Sahen wir wirklich so bedürftig aus? Wir verzichteten auf eineÜbernachtung in diesem Etablissement und bekamen von dem freundlichen Herrn, derschon seit vielen Jahren hier in der Gegend wohne ( Man darf leider nur maximaleine Woche hier wohnen.), noch ein paar Tips, wo wir außerdem noch übernachtenkönnten.

Wir eilten zurück in die Altstadt und fanden schließlich die kleine, von Engländerngeführte Pension Il Brondo mitten im Zentrum in einer kleinen Seitengasse. DieEmpfangshalle war sehr ansprechend: Neu renoviert, aber auf alt getrimmt mit schönenfarbenfrohen (um nicht zu sagen bunten!) Wandmalereien. Für schlappe 6000 Pts.Erstanden wir ein Doppelzimmer ohne Frühstück mit Dusche und WC. Ob wir es vorhersehen wollten? Nein, wir würden uns eh nicht umentscheiden. Das Zimmer wareigentlich akzeptabel, wenn man von den viel zu weichen Betten abgesehen hätte.Allerdings war das Bad alles andere als berauschend. Die dichten Wandteppiche dortentpuppten sich als solide Schimmelschicht! Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Wir gingen einkaufen. Heute sollte es keine Spaghetti geben, denn Daniel wollteMarius in spanische Spezialitäten einweihen. Wir machten uns auf zum bereitsbekannten Corte Ingles. Dort konnte man bis 22 Uhr einkaufen. Und das am Sonntag!Mit chorizo, queso manchego, vino tinto und ogaza de pan schlenderten wir zum Hafen,wo wir auf einer Mole sitzend alles vertilgten. Abgesehen vom Brot (Graubrot ohnejeglichen Geschmack!) absolut lecker uns vor allem Stilvoll! Erst früh am Morgenkehrten wir wieder zurück… Vor dem zu Bett gehen gönnten wir uns allerdings nochnach drei Tagen Wildnis eine Dusche!!!

<h3>Montag, 13. November</h3>Mit leichten Rückenschmerzen wegen der weichen Matratzen erwachten wir am nächstenMorgen. Bei Tageslicht machte sich das schimmelige Bad auch nicht viel besser. Ehrdas Gegenteil war der Fall. Zum Frühstück sollte es eine weitere spanischeBesonderheit geben: Churros. Auf der Straße angekommen, mussten wir feststellen,dass es ungewöhnlich schwül war. Aber das soll ja schon mal vorkommen. Durchhilfreiche Hinweise aus der Bevölkerung, die immer sehr freundlich und überraschtwar, fanden wir schließlich unser Ziel. Leider war die Churreria geschlossen. Und sokam es, dass wir in einer kleinen Bar in der Nähe unserer Pension frühstückten.Übrigens auch sehr spanisch: Cafe con leche, croissants, frisch gepresstenOrangensaft. Und wieder lernte Marius etwas der spanischen Kultur kennen: DerSpanier lebt dort, wo er gerade steht. Besonders in Bars macht sich das in der Formdeutlich, als dass er seinen Müll einfach dort fallen lässt, wo er gerade steht.Dementsprechend sieht der Fußboden an der Theke der Bars auch aus. Für Nordeuropäerehr unverständlich!

Auf dem Rückweg machten wir noch einen kleinen Umweg durch den Corte Ingles, um nochetwas essbares (Brot und Kekse) und vor allem wieder 10 Liter Wasser zu kaufen. DieSachen wurden gepackt und Daniels Rucksack war wieder 10 Kilo schwerer! Auf dem Wegzum Bahnhof kauften wir noch die obligatorischen Ansichtskarten, die wir dann amBahnhof schrieben und auch verschickten. Daniel versicherte dort an Eides statt,dass Marius auch eine Karte an seine Freundin Steffi geschrieben hatte!

Nach einer kleinen merienda war es schließlich Zeit, die Karten für den Zug zukaufen. Der lief dann auch ein. Mal abgesehen von der erst 75 Jahre alten E-Lok warder Rote Blitz noch im altertümlichen klassischen Original erhalten! Wir stauntennicht schlecht. Die Rucksäcke mussten wir in dem Gepäckwagen verstauen. Die Sitze imInneren des Zuges ließen sich dank eines genial-einfachen Mechanismus so umklappen,dass man sowohl in, als auch gegen die Fahrtrichtung sitzen konnte. In recht zügigemTempo ging es Richtung Norden. Ab in die Berge. Doch zunächst durchquerten wir dassüdliche Flachland, bevor wir in einem Tunnel verschwanden. Schon auf der Karteerkennt man, dass dieser Tunnel mal wieder vom Reisbrett stammt: Er ist über 5 kmlang und mit dem Lineal gezogen. Das merkt man auch, wenn man durchfährt: Ungefährin der Mitte schaut man nach hinten, und erkennt den Anfang. Blickt man dagegen nachvorne, so sieht man bereits das Ende des Tunnels. Der Lichtpunkt, der einst derAnfang des Tunnels war, wird zusehends kleiner, bis man ihn schließlich nicht mehrsieht… Direkt am Ausgang des Tunnels hat man einen herrlichen Blick auf dieBergstadt Soller. Der touristische Zug, der ein Mal am Tag fährt, würde nun füreinen Fotostop anhalten. Dafür kostet er auch annähernd doppelt so viel!

Das Wetter hier im Norden war herrlich! Wir machten uns auf die Suche nach demStadtteil Biniaraix. Vor dort aus fing die Wegbeschreibung unseres Wanderführers an,den wir in Palma auch noch gekauft hatten. Im Verlauf dieses Tages und der späterenstellte sich dann heraus, dass die Wegbeschreibungen in dem Führer zwar sehr gut,die Karten aber miserabel waren, da sie allesamt per Hand gezeichnet und sehrperspektivisch waren.

Wir fanden das beschriebene Waschhaus, was Marius allerdings erst am späten Abendbemerkte. Wie in dem Führer empfohlen, erfrischten wir uns ausgiebigst an derfrischen Quelle. Kurz bevor wir vollends durchgeweicht waren, machten wir uns aufden Weg, den Torrent d’es Barrane hinauf. Und es ging Bergauf! Der Weg war mitNatursteinen gepflastert und wand sich in unzähligen Serpentinen den Berg hinauf.Diese waren entsprechend uneben, was das laufen nicht gerade vereinfachte. Alle 1,5Meter gab es eine Stufe, so dass man recht Zügig an Höhe gewann. Mit knapp 30 KiloGepäck auf dem Rücken mit Sicherheit kein Sonntagsspaziergang. Es war ja auchMontag. Außerdem wurde man, je höher man kam, mit immer besser werdenden Aussichtenauf Soller und Port de Soller belohnt! Die vielen Ottonormal-Wanderer, die unsallesamt entgegen kamen, schüttelten nur die Köpfe über uns, weil wir zu so späterStund’ noch den Berg hinauf wollten.

Zu unserer Verwunderung und heimlichen Entzücken führte entlang des Weges eine Armdicke Wasserleitung entlang, die etwa alle 2 Kilometer einen Wasserhahn hatte. Dafragt man sich doch, warum man 10 Liter Wasser auf den Rücken Kilometer weit denBerg hinauf schleppt, nur um festzustellen, dass man in regelmäßigen Abständenwelches tanken könnte. Und so kam es dann auch, dass wir uns einen Zeltplatz aufeiner kleinen Terrasse suchten (die es hier wie Sand am Meer gab) der direkt nebeneinem Wasserhahn lag. Wir beendeten unseren Flash, mit dem wir den Berg erstürmthatten, und fingen an, das Zelt aufzuschlagen. In dem Moment kam ein alterEinheimischer mit Hund und Esel. Freundlich fragten wir ihn, ob wir hier übernachtendurften, da es scheinbar sein Grundstück war. Er schickte uns ca. 100 Meter weiterden Berg hinauf. So kam es, dass wir die Rucksäcke doch wieder aufsetzten mussten.Auf dem nun anvisierten Zeltplatz waren wir leider nicht alleine. Er lag perfektwieder auf einer kleinen Terrasse. Diesmal aber von vielen Bäumen beschützt unddaher vom Weg aus nicht einsehbar. Wohl genau aus diesem Grunde hatte sich auch dasSchaf dort niedergelassen. Aber der Klügere gibt bekanntlich nach, so dass wir dochunser Zelt dort aufbauen konnten. Während unserer Umbauaktion trafen wir noch aufein junges Pärchen, die bergauf gingen. Er hatte eine doppelläufige Flinte bei sich!Später, als die Sonne schon lange untergegangen war, hörten wir sie nur noch.

Wir hatten uns so weit etabliert, dass wir nun mit der allabendlichen Kochsessionbeginnen konnten, als es anfing, zu tröpfeln! Wir verlagerten das Küchenstudio insVorzelt, und machten es uns bei Spaghetti und Tee gemütlich. Pünktlich mit unseremEssen endete auch der Regen, so dass wir in den Genuss des Abwaschens unterfließendem Wasser kamen. Bis dato musste unser ohnehin stark geschwundene Vorrat anPapierrollen dran glauben, den wir im Hotel nur unwesentlich aufbessern konnten.

Als wir dann bei Northern Light im Zelt lagen, bekamen wir bereits einenVorgeschmack auf die kommende Nacht. Das Schaf forderte seinen Stammplatz zurück.Leider kam es an den Abspannseilen des zelten nicht so recht vorbei. Prinzipiellkein Problem, da Heringe bekanntlich immer bombenfest in der Erde sitzen -besonders, wenn man sie herausziehen möchte! Kopfzerbrechen und vor allem eineSchlaflose Nacht bereitete uns viel mehr die Tatsache, dass das dusselige Schaf eineGlocke umgebunden hatte, und einer besonders störrischen Gattung angehörte! Mitanderen Worten es umkreiste das Zelt die ganze Nacht lang! Klong, klong, klong!!!

<h3>Dienstag, 14. November</h3>Wir wurden mit genau den selben Geräuschen geweckt, mit denen wir auch in den Schlafgewogen wurden: Das Schaf war wieder da. Dazu kam aber ein anderes Geräusch: Esregnete. Daher beschlossen wir, das schützende Zelt gar nicht erst zu verlassen,sondern unser Müsli im Schlafsack zu uns zu nehmen. Daher nieselte es auch nur nochgeringfügig, als wir das Zelt abbauten. Obwohl wir dank der Wasserleitung lediglich2 Liter Wasser verbraucht hatten, füllten wir diese wieder auf, bevor wirweiterzogen. Da fragt man sich schon, warum man 10 Liter Wasser den Bergraufschleppt, wenn man oben welches hat…

Wir vereinbarte gegenseitig, dass wir trotz des bedeckten Himmels weiter aufsteigenwollten, allerdings mit der Option, bei Regen wieder umzukehren. Aber bei den ca.18 Grad die herrschten, war es durchaus angenehm und erträglich. Der Weg hatte dieselbe Qualität, wie am Tag zuvor. Genau so, wie die vereinzelt angetroffenenWanderer. Irgendwann endete der gepflasterte Weg in einen ausgetretenen Trampelpfadvor einem Tor. Dies war geschlossen, aber nicht verschlossen. Am Tor war ein Schildangebracht: Achtung Torro! Zelten Verboten! Das mit dem Stier glaubten wir dannauch. Wir sahen hier und dort ein nicht zu übersehendes Häufchenwiederaufgearbeitete Vegetation…

Auf etwa drei Viertel der Höhe machten wir eine Pause. Pumpernickel und Bifi. Hierwaren auch ein paar vereinzelte Bauernhäuser im Hochtal verstreut. Wir trafen einjunges deutsches Pärchen, was uns fragte, ob wir hinunter gehen würden. Dann könntenwir nämlich den Hund mitnehmen, der ihnen schon seit Soller nachlaufen würde. Wirverneinten und zogen weiter.

Die Bauernhäuser hier im Hochtal bedeuteten Zivilisation. Und das hat intouristischen Gegenden immer Reisebusse von Neckermann zur Folge. So eineNeckermann-Bande trafen wir dann auch eine Kurve später. Mit großem Hallo wurden wirbegrüßt! Und sie hätten uns doch gestern schon gesehen. Und wo wir denn über Nachtwaren. Mit knirschenden Zähnen zogen wir stumm weiter. Wofür fahren wir in diePampa? Bestimmt nicht, um uns mit deutschen Kegelclubs zu unterhalten!

Wir erreichten das Gipfelkreuz des Berges L’Ofre, über 1000 Meter über demMeeresspiegel. Und die Überreste der Neckermann-Bande: Müll. Hier oben war es dochempfindlich kalt! Und vor allem Windig! Und der Nebel kam heran gerollt. Wir machtennur kurze Rast für die obligatorischen Fotos und wanden uns dann Talabwärts. Dasganze Tal lag vor uns! Man konnte alles überblicken! Bis weit hinaus zum Stausee Cuber! Ein genialer Anblick!!!

Der Abstieg war einfacher, als der Aufstieg. Dies lag nicht zuletzt an der Qualitätdes Weges! Wir erreichten den Fuß des breiten Tals zwischen der Serra deTorrellasund der Serra d’es Puig d’es Moix und hielten schnurstracks auf unser nächstesEtappenziel zu: Der Stausee Cuber. Schon aus der Ferne erkannten wir, dass amdiesseitigen Ufer eine Schutzhütte und ein Bi-Klo aufgebaut waren. Leider sahen wirauch, dass mal wieder eine Reisegruppe vor uns dort war. Der Stausee war großräumigeingezäunt. Aber nicht wegen der Besucher, sondern wegen der Schafe, die im gesamtenTal frei aber farblich markiert umherliefen. Menschliche Wesen konnten den Zaun übereine morsche Leiter übersteigen. Wir ließen vorsichtshalber die Rucksäcke am Fußeder Leiter stehen und näherten uns der Hütte.

Glücklicherweise waren es eine einheimische Gruppe. Wo man denn hier Wasser bekommenkönnte? Die Leute, das Durchschnittsalter lag jenseits von Gut und Böse, hatten nureins verstanden: Wasser. Wie auf Kommando zückten alle ihre Plastikflaschen undstreckten sie uns entgegen! Na damit hatten wir nicht gerechnet. Wir wollten dochnur unsere Sigg-Flaschen füllen. Nein, hier gebe es keinen Wasserhahn. Aber wirkönnten doch die Flaschen haben. Und wir hätten doch auch sicherlich Hunger! Wirbekamen rund ein halbes Dutzend Apfelsinen, Äpfel und Bananen überreicht, und Kekse!Ja, und dann hätten sie auch noch belegte Brote. Trotz heftigem Widersprechensbekamen wir rund ein Dutzend Brote nach mallorquinischen Stil: Brötchen mitOlivenöl, Tomate und Käse oder Schinken. Es stellte sich heraus, dass diese Gruppeaus einem Altersheim in der Nähe stammt und dich auf einem Ausflug befand. Diejüngste war 76 Jahre alt! Ein schon sehr alter Mann sprach Daniel an. Er sprach intiefsten Mallorquin, was Daniel absolut nicht verstand. Die Betreuerin eilte zuHilfe und übersetzte: Alle Menschen lieben Mallorca. Und die Mallorquiner liebenalle Menschen, die Mallorca lieben. Deswegen laden sie alle Menschen ganz herzlichein, diese wunderschöne Insel mit ihnen zu teilen!

Das Altenheim zog weiter. Zurück blieben ein verdutzter Marius und ein nicht minderverdutzter Daniel. Wir konnten immer nicht so ganz fassen. Was gerade geschehen war.Wir machten es uns unter der Info-Tafel gemütlich und verzehrten die soebenerhaltenen Köstlichkeiten. Dabei blieb genug Zeit, den Blick über die nähereUmgebung schweifen zu lassen. Dabei vielen mal wieder die schnurgeraden Mauern auf,die steil den Berg Tossals hinauf auf über 1000 Meter verliefen…

Über den Nachmittag ging es weiter am Stausee entlang auf einer geteerten Straßeallerdings. Ab und zu erhaschten wir einen Blick auf die sonst in den Wolkenliegende Nato-Horchstation auf dem höchsten Berg Mallorcas, dem Puig Mayor.Schließlich kamen wir zu einer von dem Altenheim beschriebenen Quelle Font d’esNogue wo wir unseren kaum geschrumpften Wasservorrat auffrischten.

Wir folgten von nun an über mehrere Stunden einem neueren Aquädukt, der den Cubermit dem Stausee Gorg Blau verband. Der Weg war wegen der Wasserleitung annäherndeben und sehr gut begehbar. Nur ab und zu konnten wir einen Blick auf die sehr vielweiter links unten verlaufende Straße erhaschen. Die Sonne war uns wohl gesonnen, sodass wir uns zu diversen Späßen hinreißen ließen…

Schließlich verließen wir diese schöne und sonnige Strecke und verschwanden imdichten Wald in Richtung Font d’es Prat und Refugio. Der Wald war unheimlich.Dicht. Recht dunkel. Feucht. Fast alle Bäume waren komplett mit grünen Flechtenbesetzt. Überall war Moos auf den Stämmen und Böden… Wir waren nun auf dem altenPilgerweg zum berühmtesten Wallfahrtskloster der Insel: Lluch. Dies konnte man anden unzähligen Steinkreisen erkennen, die alle paar hundert Meter am Wegesrandleicht erhöht aufgebaut waren. Sie dienten seinerzeit als Zeltplatz und waren auchheute noch absolut frei von jeglichem Bewuchs. Unheimlich!

Unterwegs trafen wir ein älteres einheimisches Ehepaar beim Pilze suchen. Wirfragten nach den Weg zum Kloster. Sie meinten, dass man es nur über den Puig deMasanella, mit seinen 1350 Metern dem zweithöchsten Berg von Mallorca, erreichenkonnte. Sie bestätigten uns die Richtigkeit der von uns eingeschlagenen Route,meinten aber, dass wir die Nacht besser in dem Refugio verbringen sollten. Einemkleinen Rasthaus, welches aber nicht auf dem Weg liege. Wir zogen weiter zur Quelle.

Spätestens in diesem Abschnitt verfluchten wir die topografischen Karten. Es war dieerste Auflage, und nichts stimmte! Die Wege, die eingezeichnet waren, gab es nicht.Die Wege, auf denen wir lustwandelten, waren nicht eingezeichnet! Wenigstens stimmtedie Anordnung der Berge mit den natürlichen Gegebenheiten überein, so dass wir unswenigstens grob orientieren konnten. Vielleicht hätte man diese Karten doch nichtauf der Basis computergespeicherter Daten erstellen sollen…

Die Quelle Es Prat war leicht zu übersehen, wenn sie nicht in einer Sackgassegeendet hätte. Sie befand sich in einem winzig kleinen aus Natursteinen gemauertenHäuschen. In dieser Butze fanden wir dank Taschenlampe allerklarstes Wasser vor…

Die große Frage war nun, wie man von hier aus weiter kam? Abgesehen von dem Weg, denwir gekommen waren, war die gesamte Fläche von dichtem Grün eingefasst – natürlichmit dicken Flechten überdeckt. Es war so unheimlich still hier, dass das Umkippeneines Rucksackes uns gehörig erschreckte! An einer weiteren Stelle jedoch war dasGrün unterbrochen. Hier war das steinige Bett eines weiteren Torrents sichtbar. Aufder anderen Seite war ein fast unscheinbarer Pfad. Dieser endete aber schon baldwieder im Gebüsch. Es dauerte ziemlich lange, bis wir herausgefunden haben, dassjedes Mal, wenn der Weg scheinbar endete, wir den Torrent überqueren mussten, um denPfad auf der anderen Seite wiederzufinden. Wir wurden zu wahren Pfad-Findern!

Schließlich entschied sich der Weg, den Torrent rechte Hand liegen zu lassen, undwir kamen wieder an diversen Steinkeisen vorbei. Einmal waren sogar drei Stück aufeiner Fläche. In der Mitte ein Ofen aus Naturstein. Darin der Schädel einerBergziege. Wir nahmen die Trofäe mit!

Als der Weg steiler wurde, beschlossen wir, unser Lager in einem dieseraltkeltischen Steinkreise aufzuschlagen. Wieder einmal bestaunten wieder die rundefreie Fläche, wo nicht ein Grashalm wuchs, obwohl rings herum alles zugewuchert war!Das Abendessen war kalt, da Brot und Käse weg mussten. Wenigstens gab es Tee. Trotzder Kälte betätigten wir uns noch lange der Sternenkunde und verfolgten einenSatelliten am Firmament.

Schließlich zogen wir uns doch in die warmen Schlafsäcke zurück. In dieser Nachtkonnten wir nun endlich des Fänomens des Dampfdrucks beobachten. Obwohl wir den Gradeines Ingenieurs besaßen, hatten wir leider keine Erklärung für das Fänomen, welcheshöhere Semester (Marius Vater) als Dampfdruck Bezeichnen: Nimmt man ein feuchtesT-Shirt abend mit in den Schlafsack, so ist es am folgenden Morgen, wie durch einWunder, nicht nur mollig warm, was das Aufstehen und Anziehen etwas angenehmermacht, sondern es ist auch noch wunderbar trocken! Diesen Effekt konnten wir unsauch während der folgenden Tage nicht erklären, obwohl die Beweise ja nun auf derHand, beziehungsweise im Schlafsack lagen. Einen Materie-Transport durch denSchlafsack hindurch schlossen wir von vornherein aus. Dadurch würde der Effekt desSchlafsackes im Nu zu Nichte gemacht werden, denn der darin Liegende würde durch dieVerdunstungskälte unweigerlich frieren. Und das war bei uns nun gar nicht der Fallgewesen. Auch die Wärmeabstrahlung des Schlafsacks kann trotz des großenTemperatur-Gradienten aus den selben Gründen nicht besonders hoch sein. Außerdemwürde das nicht das T-Shirt trocknen, da dafür unweigerlich ein Materietransportnötig ist. Irgendwo muss das Wasser und die Feuchtigkeit ja nun hin! Trotz allerBemühungen konnten wir die doch sehr gewagte Theorie des Dampfrucks nicht widerlegenoder eine besser passende Lösung vorweisen. Wir mussten wohl oder übel die Theoriedes Schnellkochtopfs akzeptieren. Was genauer sich dahinter verbarg, konnten wiraber auch nicht klären, da Herr Becker Senior leider nicht anwesend, und Herr BeckerJunior seinerzeit leider nicht richtig zugehört hatte!

Obwohl es absolut ruhig war (nachdem wir die lebhafte Diskussion über denDampfdruck und seine Auswirkungen beendet hatten), verbrachten wir die mit Abstandgruseligste Nacht unseres gesamten Urlaubs!!!

<h3>Mittwoch, 15. November</h3>Wir waren noch da, obwohl es keiner von uns so recht geglaubt hat. Die Nacht WARunheimlich, obwohl keiner so genau wusste, warum. Und es war immer noch kalt. Unddazu kam auch noch ein leider vertrautes Geräusch: Regen. Aber diesmal unerbittlichstark! Wir frühstückten eine Extraportion Müsli und packten auch unsere Sachen imZelt. Etwas umständlich, aber besser, als dabei nass zu werden. Wie wir befürchtethatten, hatte der Regen nicht aufgehört, obwohl wir uns extra viel Zeit gelassenhatten. So mussten wir das Zelt bei strömenden Ragen abbauen. Daher gab es auch vondiesem unheimlichen Zeltplatz kein Foto…

Von Nieselregen bis aufsteigenden Luftblasen mit und ohne Wind hatten wir in dennächsten Stunden alles dabei, was man so aus dem hohen Norden her kennt. Wenigstenswar der Weg nicht besonders schwierig. Wir fanden immer noch in regelmäßigenAbständen Steinkreise. Und dann war da wieder ein Ofen. Und was war im Ofen? Naklar! Die Überreste einer weiteren Bergziege! Diese lag aber noch nicht so langedort, das war zweifelsfrei auch für den Nicht-Pathologen erkennbar. Trotzdem nahmenwir sie mit!

Und dann geschah das befürchtete: Der Weg war wirklich zu Ende! Es gab ihn einfachnicht mehr! So kam es, dass wir im Torrent weiter kraxelten. Wenn man mit knapp 30Kilo Gepäck über hüfthohe Steine klettern muss, dann sinkt dieDurchschnittsgeschwindigkeit in bodenlose. Auch der Regen trug das seine dazu bei.Lediglich die lausige Kälte war nicht so schlimm, da wir uns wirklich ausreichendbewegten! Die Wanderstöcker hatten wir schon längst wieder verstaut.

Wir kletterten wieder über Mauern, die immer noch trotz den dichten Waldes einfachgeradeaus verliefen. Wir schlugen uns durch dichtes Unterholz, mehr im Slalomgehend, als vorankommend. Es ging immer weiter bergauf, den Torrent entlang parallelzur Serra Masanella. Das haben wir allerdings erst später auf der Karte gesehen,denn aufgrund des dichten Nebels war vom Puig de Masanella absolut überhaupt nichtszu sehen!

Der Wald war zu Ende. Dafür wurde es jetzt Steil und die Steine wurden größer! Nacheiner sehr extremen und rutschigen Kletterpartie verließen wir schließlich denTorrent, um weiter oben eventuell besser voranzukommen. Dies erwies sich alsGlückstreffer, denn unsere Pfad-Finder-Ambitionen wurden wieder geweckt: Durch vielekleine Häufchen Elend fanden wir bald wieder auf den rechten Weg zurück. Obwohl eshier doch merklich besser voran ging, blieb Daniel bald weit zurück, bis Marius ihmschließlich das komplett mit Wasser vollgesaugte Zelt abnahm. Von da an war dannMarius das Schlusslicht…

Schließlich erreichten wir doch noch den Pass in ca. 1150 Metern Höhe. Mitziemlicher Sicherheit hätte man von hier aus einen perfekten Blick sowohl auf diezurückgelegte Strecke, als auch auf das Kloster gehabt. Leider standen wir gerade ineiner dichten Waschküche, so dass wir schon große Mühe hatten, auch nur das nächsteHäufchen Elend zu finden.

Der Abstieg auf der Nordseite des Passes war ein Sonntagsspaziergang. Es gab einenausgetretenen Weg, der sich in unzähligen Serpentinen den Berg hinab wand. Auch derRegen war merklich weniger geworden. Aber windig war es immer noch. Trotzdementschieden wir uns zu einer kleinen Stehpause um quasi in Nullzeit eine TafelSchokolade und 4 Müsliriegel zu vernichten. Marius gönnte sich zudem noch ein neuesT-Shirt und ein paar trockene Socken – beides war auch dringend notwendig!

Wir erreichten wieder die Baumgrenze. Und mit ihr ein Privatgelände – eindeutigdurch ein Schild gekennzeichnet. Darunter ein verwaschener Zettel: Man heiße alleNaturfreunde und Wanderer herzlich willkommen. Die zunehmende Erosion der Naturverschlinge allerdings erhebliche Kosten, daher werde man von jedem Wanderer 500 Ptszur Erhaltung der Natur erbeten. Scheinbar eine moderne Form der Wegelagerei! Aberdiese Leute haben wohl nicht mit verrückten deutschen Touristen gerechnet, die beiströmenden Regen das Land passierten. So kam es, dass wir rund 12 DM sparten…Unterwegs treffen wir dann auch prompt einen Einheimischen, der über uns nur denKopf schüttelt!

Wir erreichen schließlich die Straße. An ihr müssen wir noch etwa eine halbe Stundeweiterlatschen, bis wir das Kloster endlich vor uns sehen. Etwas trostlos. Aber dasliegt zweifelsohne am Regen! Wir markieren unseren Weg vom Haupteingang des Klostersbis zur Rezeption mit einer ununterbrochenen Wasserspur. Wir kommen sogar an einemWaschbecken vorbei, an dem sich Pilger die Füße waschen können. Danke, brauchen wirnicht, unsere Füße sind schon nass! Was nützen die besten GoreTex-Schuhe, wenn dasWasser von oben reinläuft!

Erst im Nachhinein wurde uns klar, welches Bild wir abgegeben haben mussten: Zweivollkommen durchnässte Wanderer mit riesigen Rucksäcken auf dem Rücken und je einenZiegenschädel angebunden – und das in einem Kloster! Wir bekamen trotzdem unserZimmer. Zwei Nächte wollten wir bleiben.

Erstaunlich günstig war es. Erstaunlich groß. Erstaunlich komfortabel: Mit Duscheund WC. Zwei riesige Betten. Tisch und zwei Stühle und ein Sofa! Lediglich dieKirchturmglocke direkt nebenan störte etwas, aber die wurde glücklicherweise desNachts abgeschaltet!

Wir packten die Rucksäcke aus und hängten in Ermangelung eines geeignetenTrockenraums alles, wirklich alles in unserem Zimmer zum trocknen auf. Auch dasZelt! Binnen kürzester Zeit waren die Scheiben komplett beschlagen. Aber es warschööön warm! Und dann wurde ausgiebigst geduscht! Die Dusch-Lust steigtoffensichtlich progressiv mit der Abstinenz an!

Nachdem wir uns weitestgehend restauriert hatten, gingen wir hinunter insErdgeschoss ins Kloster-Restaurant. Unnötig zu erwähnen, dass es Mittochsgeschlossen hatte! Jedoch der Portier meinte, neben dem Eingangstor gebe es einweiteres, welches geöffnet hatte. Das war zwar richtig, bedeutete aber 200 Meterdurch strömenden Regen zu laufen! Egal, auf die paar Tropfen kam es nun auch nichtmehr an!

Das Restaurant hatte einen offenen Kamin, was den Regen wieder wett machte. Wirließen es uns gut gehen: aceitunas, embutido mixto, calamares fritos, gambas a laplancha und zum Nachtisch flan. Die Karamell-Soße, die Daniel als schön kräftigbezeichnete, empfand Marius lediglich als bitter… Der Wein läuft gut! meinteMarius. Wir gingen spät ins Bett…

<h3>Donnerstag, 16. November</h3>An diesem Morgen weckte uns der von der vergangenen Nacht vertraute Regen. Hinzu kamjedoch noch das Glockengeläut direkt gegenüber von unserem Fenster. Pünktlich um 9Uhr morgens. Und lautes Fußgetrampel auf den Fluren störten die heilige Ruhe.Schließlich schafften wir es, eine Stunde später ein spanisches Frühstückeinzunehmen. Im Restaurant, welches am vergangenen Abend geschlossen hatte. Auchhier gab es einen schicken Karmin. Leider waren die begehrten Plätze davor schonbesetzt. Vom selben deutschen Ehepaar, welches sich bereits gestern die bestenPlätze gesichert hat. Das Frühstück war erstaunlich nordeuropäisch. Es gab Wurst undKäse. Wozu fährt man eigentlich in Urlaub?

Es hat auch Vorteile, das Frühstück extrem auszudehnen: Es hatte mittlerweileaufgehört, zu regnen! Daher erkundeten wir die nähere Umgebung. Auf halber Höhe desHügels neben dem Kloster gab es eine Multifunktions-Sonnenuhr zu bestaunen. Leiderschien gerade keine Sonne, so dass wir nicht herausfinden konnten, welches Gebetgerade gesprochen werden musste…

Wir trafen eine deutschsprachige. Am Dialekt mehr als eindeutig als Österreicherinzu erkennen. Sie sei zum Klettern hier. Aber wegen des schlechten Wetters habe sienoch nicht in die Wand steigen können. Außerdem warte sie noch auf einenBekannten…

Wir setzten unseren Rundgang fort. Wir beschritten den Leidensweg Christi, dereinmal um den Hügel herumführte. Leider gingen wir ihn in umgekehrter Reihenfolge,was die einzelnen Stationen etwas zusammenhanglos erschienen ließ. Auch die ehrmageren Lateinkenntnisse von Marius waren nicht sehr hilfreich. Vielleicht sollteman das große Latinum doch besser in annähernd nicht mehr existentesLatinumumbenennen.

Immerhin hatte man auf der Rückseite des Hügels einen genialen Ausblick auf ein Talmit vielen verstreuten Bauernhöfen. Schade nur, dass es so Wolken verhangen war.Oben auf dem Hügel angekommen konnte man einen Blick auf das Kloster werfen, undauch auf den Pass, durch den wir uns am vergangenen Tag gequält hatten. Bei halbwegstrockenem Wetter sah er gar nicht mehr so schlimm aus!

Wir besichtigten die Basilika des Klosters. Als erstes fällt dem Elektrotechnikerauf, dass an jeder Säule des Mittelschiffes eine Lampe angebracht ist, auf der silent steht. Überschreitet der Geräuschpegel in der Basilika einen kritischenWert, so fangen die Lampen unabhängig von einander an, zu blinken!

Das eigentlich sehenswerte der Basilika jedoch ist in einem Raum hinter dem Altar:die schwarze Maria. Der Grund, warum dieses Kloster mit der Marienkirche dasberühmteste Pilgerkloster Mallorcas ist. Ingenieure waren am Werk beim Bau dieserKirche. Und noch recht erfinderische dazu: Die schwarze Maria steht in einemdrehbaren Schrein. Dadurch kann sie bei besonderen Messen um 180 Grad gedrehtwerden, so dass sie über dem Altar zu sehen ist!

Es folgte eine Inspektion des Souvenier-Ladens. Neben dem handelsüblichenSchnick-Schnack gibt es immerhin eine recht gut sortierte Buchsammlung, so dass wirdas Tagebuch Ein Winter auf Mallorca von George Sand (von der keiner so genauweiß, wie ihr Name ausgesprochen wird). Sie war die Lebensgefährtin von FredericChopin und verbrachte seinerzeit einen Winterurlaub auf Mallorca. In ihrem Buchlässt sie kaum ein gutes Haar an den Inselbewohnern!

Von der Kultur noch nicht ermüdet machten wir einen Abstecher zum Naturkunde-Museum.Außer dem Bild des sogenannten Kamel-Felsens enthielt es aber keine herausragendenWeisheiten. Wir ließen uns den Weg zu dem Felsen beschreiben, und machten uns aufdem Weg. Nach einem kleinen Umweg fanden wir es schließlich. (Warum stellen die auchden Wegweiser nicht an der Kreuzung, sondern 20 Meter dem Weg hinein auf?) DieBesteigung des Kamels erwies sich als unmöglich, so dass wir den Rückweg durch diewunderbar verkarstete Landschaft antraten.

Nachdem wir die nähere Gegend und Landschaft ausreichend erkundet hatten, War nundas Museum des Klosters an der Reihe. Sicherlich beherbergt das Museum diverseantike Kostbarkeiten. Leider ist es thematisch absolut unsortiert und durcheinander.So findet man zum Beispiel neben Artefakten aus der Bronzezeit Kelche undAltarschmuck der Kirche! Auch die Pinakothek ist ähnlich zusammengewürfelt…

Bei einem Carajillo (Kaffe mit Brandy) wärmten wir uns etwas auf und machten dirPlanung für die kommenden Tage. Viel herausgekommen ist nicht dabei. Wir wollten eshalt spontan entscheiden. Um uns noch etwas Hunger für das Abendessen zu schaffen,streiften wir noch etwas durch das Kloster und entdeckten auch die Pilgerküche, woman selber kochen kann. Leider war diese schon besetzt mit ein paar Leute, dievergeblich versuchten, einen durchfeuchteten Baumstumpf im Kamin zu entzünden.Dementsprechend rauchig war es dann auch in der Küche, so dass wir entschieden, imZimmer zu kochen. Das taten wir auch. Auf den Fliesen, um mögliche Zimmerbrände zuvermeiden.

Es gab Spaghetti Carbonara. Diesmal achteten wir akribisch auf die korrekteZubereitung der Soße. Leider schmeckte sie dadurch auch nicht besser, so dass wirdafür leider keine Empfehlung aussprechen können. Endlich konnten wir das Geschirrabwaschen. Mit warmen Wasser, und Seife. Man sah endlich wieder, dass wirAlu-Geschirr mitgenommen hatten!

Mit einem etwas größeren Verdauungsspaziergang beendeten wir diesen doch sehrruhigen und unanstrengenden Tag…

<h3>Freitag, 17. November</h3>Die erste Mission an diesem neuen Tag war, unseren Aufenthalt im Kloster von Lluchum einen weiteren Tag zu verlängern. Wir haben uns entschlossen, an diesem Tage aufden Puig Tomir zu wandern. Doch zuvor stärkten wir uns mit einer gehörigen PortionMüsli. Mit warmen Leitungswasser für das Milchpulver.

Wir packten einen Rucksack mit den mehr oder weniger lebensnotwendigen Dingen undzogen los. Beim Verlassen des Klosters trafen wir noch eine deutsche Wandergruppe,die das selbe Ziel hatte. Ein Blick in deren Karte verriet uns, dass es außer den inunserer tollen Karte verzeichneten Weg auch einen anderen zum Fuße des Puig gibt.Den nahmen wir dann schließlich auch, weil wir nicht an der Straße gehen wollten,wie in unserer Karte vorgeschlagen. Statt dessen wandelten wir durch malerischeZypressenheine auf der rückwärtigen Seite des Campingplatzes vorbei.

Der Wanderweg war gut ausgeschildert. Und gut ausgebaut: Eine Asphaltstraße. Daswollten wir uns dann doch nicht antun, und beschlossen kurzerhand, einfach quer Feldein zu gehen. Das war wenigstens kürzer und vielleicht auch schneller! Aber aufjeden Fall nicht so langweilig. Das erste Stück war einfach. Ein Wald. Kein Problemfür uns geübte Wanderer. Irgendwann standen wir jedoch vor einer mehr oder wenigersteilen Felswand. Es folgte eine sehr waghalsige Kletterpartie.

Endlich oben und heile angekommen waren wir begeistert. Wir hatten eine sagenhafteAussicht! Das Kloster lag uns zu Füßen. Und das gesamte Tal. Auch sah man unserenLeidensweg über den Pass am Masanella. Und man sah sogar das Meer!!! Wir wolltenunsere Investition nutzen und versuchten in der teuer erstandenen Karte die Berge umuns herum zu identifizieren. Leider gelang es uns nicht. Wir kamen schließlich zuder Erkenntnis, dass wir nicht auf dem Tomir standen, sondern auf dem Berg daneben,dem Binifaldo. Eindeutiger Beweis dafür war schließlich die Funkantenne, neben derwir standen. Wir hatten den falschen Berg gestürmt!

Wir kletterten wieder herunter. Jedoch auf der anderen Seite. Die war etwas wenigersteil. Außerdem entdeckten wir schon nach wenigen Metern die bereits bekanntenHäufchen Elend, die uns den Weg wiesen. Nach den Felsen kam wieder der Wald. Wiebereits beim Aufstieg. Nur war er auf dieser Seite dichter. Schließlich erreichtenwir den Rand und fanden, mitten aus der Pampa kommend, einen Wegweiser, der genau indie Richtung zeigte, in die wir gingen.

Es ging weiter auf dem Pilgerpfad nach Pollenca. Das war zwar auch nicht derrichtige Weg auf den Tomir, aber es war Zeit zum Mittag essen, was wir dann auchtaten. Mit Aussicht auf Pollenca. Und dem Meer in weiter Ferne!

Nach der Mittagspause und einer genügend großen Verschnaufpause gingen wir wiederzurück. Jetzt wirklich zum Tomir rauf! Der Weg von einem Parkplatz ausausgeschildert, damit die Touristen nicht so weit laufen mussten, wenn sie den Bergbestiegen. Nach einer Strecke von 500 Metern durch dichten Wald musste man eingroßes Geröllfeld überqueren. Dieses hatten wir schon vom Binifaldo aus gesehen undwaren einhellig der Meinung, dass man es nur sehr schwer überqueren kann.

Man hatte freie Sicht nach oben. Wir sahen schreckliches. Schwarze Wolkenberge.Sofort kehrten wir um. Genutzt hatte es nicht viel. Es begann zu regnen. Dicke,schwere Tropfen. Und Hagel kam noch dazu! Nach 20 Minuten waren die Hosen vollendsdurchgeweicht, so dass es wieder aufhören konnte zu regnen, was es auch tat.Feuchter, dichter Dunst lag in der Luft. Wir durchquerten einen Wald ausabgestorbenen Bäumen. Sie wurden allesamt durch die Killerflechten erwürgt. Wirbeschleunigten unsere Schritte…

Wieder in Lluch angekommen, wurde erst einmal heiß geduscht, bevor es an dieZubereitung des Abendessens ging. Es gab Kartoffelpüree mit Bolognese-Sauce. Mankann schließlich nicht nur Spaghetti essen! Da wir ja leider kein getrocknetes Hackauftreiben konnten, war das Abendessen ehr langweilig…

Der Abend endete mit diversen Postkarten, die noch verschickt werden wollten. Morgensollte es ja weiter gehen!

<h3>Samstag, 18. November</h3>Schon um 8 Uhr fielen wir aus den Betten! Nach dem Müsli sammelten wir all unser Habund Gut aus dem Zimmer zusammen und checkten schließlich aus. Den noch nicht ganzabgenagten Ziegenkopf ließen wir der Putzfrau im Papierkorb zurück…

Wir mussten mit dem Daumenexpress nach Pollenca fahren. Eigentlich wollten wir jaden Bus nehmen, der direkt vor der Tür hielt. Jedoch nur im Sommer! Zwei Jünglingemit einer Mate-Teekanne erbarmten sich unser. Leider wollten sie nach Soller. Wirbedankten uns artig, und verzichteten. Schade. Die nächste Anhalterin war Gitti. Diebereits bekannte und fast schon wieder vergessene Wienerin! Sie fährt auch nachSoller! Wir lassen uns breitschlagen, und kommen mit. Vielleicht würden wir ja vondort besser nach Pollenca kommen. Leider war Samstag, und es war außerhalb derSaison. Aber das wussten wir da noch nicht, beziehungsweise hatten es noch nichtbedacht.

Gitti wollte in Soller eigentlich nur kurz einkaufen und dann von Ses Barques ausnach Sa Calobra wandern. Zu diesem Trip überredete sie uns dann auch, da wir ausSoller ja eh nicht weggekommen wären. Ungewiss war jedoch immer noch, wohin wir nachder Wanderung gehen würden!

Die Wanderung führte und dank Gittis exzellentem Reiseführer durch das schöneHinterland im nördlichen Teil der Insel. Vorbei ging es an einem kleinen Bauernhof,der Naturprodukte verkaufte. Auch verschiedene natürlichen Quellen und Bächekreuzten unseren Weg. Der zweite Teil führte uns dann nördlich der Berge an einemsteilen Hang hoch über dem Meer entlang. Die Aussicht und das Wetter waren grandios!

Kurz vor Sa Calobra, nach etwa 5,5 Stunden Fußmarsch, stellte sich schließlich dieFrage, wie wir zum Auto zurückkommen sollten. Dieser Wanderweg war kein Rundweg! Wirversuchten unser Glück mal wieder mit dem Daumenexpress. Mit Erfolg. Ein jungesPärchen nahm uns alle drei mit! Im Laufe des Gesprächs, was ausschließlich von Gittidominiert wurde, stellte sich heraus, dass die Beiden in Santa Ponsa wohnten!!! Undgenau so sahen sie auch aus!

Die Straße von Sa Calobra zur Hauptstraße gilt in zweierlei Hinsicht alsstraßenbauliche Meisterleistung: Zum einen wurde kein Zusätzliches Baumaterial (vomAsphalt abgesehen) herangeschafft oder abtransportiert. Abraum der einen Stellewurde an anderer wieder verbraucht. Zum anderen schmiegt sich die Straße perfekt indie Landschaft ein. Es musste keine Brücke über eine Schlucht gebaut werden. Dadurchhat diese Straße auch die höchste Kurvendichte der Insel. Und ist drei mal so lang,wie die Luftlinie! Eine weitere Besonderheit ist auch der Krawattenknoten Da dieStraße die natürlichen Gegebenheiten berücksichtigen sollte eine besonders steileStelle überwunden werden. Dem Ingenieur ist die Lösung beim Binden seiner Krawatteeingefallen! Daher der Name: Die Straße macht eine 300 Grad Kurve und man fährtunter ihr wieder durch! Gitti bezeichnete dies lediglich als Autobahnauffahrt.

Wieder am Auto angekommen, überredete Gitti die Beiden noch, ein Stück des von unsbeschrittenen Weges zu gehen, den wir bereits hinter uns gebracht hatten. Wirrätselten derweil, wo wir nun die kommende Nacht verbringen sollten. Gitti köderteuns mit einem Konzert, welches in der Basilika von Lluch an diesem Abend stattfindensollte. Unter anderem sollte der Knabenchor auftreten.

Kurz entschlossen und spontan, wie schon der gesamte Urlaub, sagten wir zu undfuhren zurück nach Lluch. Glücklicherweise war ein anderer am Empfang, als beimAuschecken. Das ersparte doch unnötige Erklärungen. Da leider alle Eltern dersingenden Knaben angereist waren, blieb für uns nur noch ein Apartment übrig. MitKüche. Und Luxus-Bad. Und so begannen die Allabendlichen internationalenKoch-Sessions mit Gitti. Die triste Spaghettizeit hatte ein Ende.

Das Konzert war gut. Wenn auch außer der Chorknaben mit ihren vier Liedern keinermehr aufgetreten ist. Lediglich störend waren jedoch die Zuhörer, die einer nach demanderen die heiligen Hallen verließen. Von der Ansprache haben wir leider nicht vielverstanden. Sie war auf Catalan.

Bei einem kleinen Tee ließen wir den Abend zu dritt ausklingen. Abschließend gab unsGitti noch einen Tip: Abend einen Tee kochen, und ihn ein einer Thermoskanne ansBett stellen. Gesagt getan. Der Bettchentee stand bereit, die Nacht konnte kommen.

Doch bevor die Stille einkehren konnte, sprengten wir noch ein Feuerzeug, welcheswir zu nahe am Herd hatten liegen gelassen. Besonders still wurde die Nacht dannaber auch nicht: Tausende kleine Kinder stöberten bis spät in die Nacht durch dieFlure…

<h3>Sonntag, 19. November</h3>Es gab einen Bettchentee um 7 Uhr 30. Leider bekam Daniel von dem Tee nichtbesonders viel, da Marius mit seiner großen Tasse alles für sich selbstbeanspruchte. Wir standen noch vor dem Aufstehen auf, weil es an diesem Tag aufeine Tagestour zusammen mit Gitti um den Piug Roig im Norden von Lluch gehensollte. Zum Frühstück gab es Müsli mit Joghurt. Mit 0&nbsp;% Fett. Und 0&nbsp;% Geschmack!Trotz des frühen Aufstehens waren wir erst um 10 Uhr abmarschbereit.

Diese Wanderung war nur Sonntags möglich, da die Familie March, der etwa zweiDrittel der Insel gehörte, so gnädig zeigte und ein Mal pro Woche den Weg um denPuig freigab. Die erste Strecke bis zum Fuße des Piug Roig mussten wir wohl oderübel an der Hauptstraße nach Pollenca entlang wandern. Glücklicherweise war fastkein Verkehr, so dass wir die Straße für uns vereinnahmen konnten.

Nach etwa einer halben Stunde sahen wir vor uns auf der Straße einen weiterenWanderer, der wahrscheinlich das selbe Ziel verfolgte, wie wir. Auffällig warallerdings, dass er trotz der annähernd ebenen und glatten AsphaltstraßeWanderstöcke benutze. Vielleicht ein klein wenig zu laut machten wir uns über denguten Mann lustig… Wir holten ihn ein. Es stellte sich heraus, dass er deutscherwar und auch die selbe Route nehmen wollte, wie wir: Ich heiße Karl-Herrmann, aberdas kann sich keiner merken. Deswegen nennen mich alle Charly. Obwohl er derMeinung war, dass wir doch viel schneller unterwegs seien, als ehr, nahmen wir ihnmit. Und so haben wir Charly kennen und schätzen gelernt!

Wir betraten das Grundstück der Familie March. Ein Wachmann am Eingangstor fragteuns, wohin wir zu gehen gedachten und instruierte uns, nicht vom rechten Wegabzuweichen. Wir taten, wie uns geheißen. Der Rundweg war genial und ist absolutempfehlenswert! Die Sonne begleitete uns auf der gesamten Strecke um den Berg herum.Die erste Hälfte war ein ehemaliger Schmugglerpfad (angeblich). Allerdings muss dannSchmuggeln wohl ehr eine echte Knochenarbeit gewesen sein! Die Leute waren damalsecht nicht zu beneiden gewesen. Immerhin hatten sie den Pfad großzügig mit diversenHäufchen Elend gekennzeichnet, so dass wir unsere Pfadfinder-Fähigkeiten leidernicht demonstrieren konnten. Diese Häufchen Elend liefen teilweise zu Höchstform aufund waren Meisterwerke in der Steinschichtkunst!

Obwohl sich das zweite Drittel der Tour am, oder besser 100 Meter steil über demMeer abspielten, war es nahezu Windstill, was uns doch recht schnell warm ums Herzwerden ließ. Schon bei unserer ersten Rast bemerkten wir, dass verdächtig vieleEngländer unterwegs waren. Dafür traf man leider kaum auf Spanier. Fast nach jederRast wiederholte sich mit Charly das selbe Spiel: Er war so sehr in Debatten undDiskussionen mit uns vertieft, dass er gar nicht merkte, dass er seine Wanderstöckervergessen hatte. Aber dafür gibt es ja auch andere Leute, die ihm die hinterhertragen. Bemerkenswert war auch noch Charlys selbstauspackender Rucksack. Diesgeschah natürlich vornehmlich zu ungünstigsten Zeitpunkten und an ungünstigstenStellen: Bei einer Windböe oder wenn es mal sehr steil war.

Leider war der Rückweg überwiegend eine Schotterstraße. Aber wenigstens keineAsphaltstraße. Immerhin kamen wir recht zügig voran. Unterwegs konnten wir nocheinen Blick auf eine alte Kaserne werfen, die man zweckmäßigerweise zur Villa hätteumbauen sollten – mit Hubschrauberlandeplatz daneben. Aber was nicht ist, wirdbestimmt noch werden!

Unterwegs zogen die Olivenbäume noch ihre Aufmerksamkeit auf sich. Wir konnten keinefinden, die rechts herum gewunden waren! Es waren ausschließlich links drehendeBäume! Ob da vielleicht die von keinem so richtig verstandene Courioliskraft ihrenBeitrag geleistet hatte?

Schließlich verließen wir das heilige Grundstück der Familie March durch eine Schaf-und Ziegenherde. Einen Wachmann gab es am Ausgang nicht. Dafür aber ein frecheskleines Schaf, welches uns, immer aus sicherer Entfernung, anschrie…

Wir nahmen Charly mit zurück zum Kloster. Er war neugierig geworden, da wir so sehrvom Kloster geschwärmt hatten. Er selbst wohnte in Port de Pollenca und wollte sichjetzt unbedingt einmal unser bescheidenes Heim anschauen. Als wir schließlich dasKloster erreichten – die Sonne war bereits langsam am Verschwinden – platzten wirmitten in eine riesige spanische Party. Vermutlich waren das alles die Familien derChorknaben, die kurz vor der Abreise standen. Kinder und Jugendliche sangen undtanzten auf dem Klosterhof, Mütter übten sich überaus erfolgreich im Seilspringen -teilweise sogar mit zwei Seilen!

Charly war begeistert vom Kloster an sich und auch von unserem Zimmer. So ganzklösterlich bescheiden war es ja nun auch nicht. Wir tauschten noch die Handynummernaus und verabredeten uns für kommenden Dienstag .

Es folgte eine Gemüsepfanne, die wir zusammen mit Gitti verspeisten – heute malkeine Nudeln. Dann kochten wir noch den Bettchentee für morgen und gingen ins Bett.

<h3>Montag, 20. November</h3>Stillschweigend, nach den Protesten am letzten Morgen, überließ Marius heute Danieldie große Tasse und begnügte sich mit Daniels Fingerhut. Nach dem Frühstück mitGitti ging es gemeinsam in ihrem Mietwagen nach Port de Pollenca zum Einkaufen.Gitti brauchte Spiritus und wir einen eigenen Mietwagen.

Nach langer Suche fand Gitti ihren Sprit schließlich in einer Apotheke. Wir machtenuns auf die Suche nach einer Autovermietung. Die ersten drei, die wir fanden, warengeschlossen. Scheiß Nachsaison! Schließlich fragte Daniel in einer Tankstelle nach.Alleine. Marius war derweil in einem Stadtplan von Port de Pollenca vertieft. Kaumhatte Daniel seine Frage an die Tankstellenverkäuferin beendet, stürmte diese auchschon zur großen Schaufensterscheibe und schlug wie wild auf sie ein! Ein jungerMann, der gerade in einem Seat Arosa wegfahren wollte, hielt wieder an. Die Fraumeinte, dieser Mann gehöre zu einer Autovermietung, und er solle mit ihm mitfahren.Daniel wollte gar nicht, weil schließlich Marius noch irgendwo auf ihn wartete. BeimEinsteigen instruierte er noch die gute Frau, Marius dort festzuhalten…

Nachdem Daniel mit dem Autovermieter so weit verhandelt hatte, machte er sich aufden Weg zurück zur Tanke. Marius wartete wirklich da. Irgendwie konnte ihm die guteFrau tatsächlich klar machen, dass er auf mich warten sollte. Es ging zurück zurAutovermietung, und so erstanden wir einen feuerroten Seat Arosa (Viersitzer) fürstolze 3200 Pts pro Tag. Und das für ein Auto ohne Klimaanlage, elektrischeFensterheber und Airbags! Selbst Gitti fand, dass die 3000 Pts, die sie täglich aufden Tisch legte, schon zu viel waren. Der lachende Dritte war zweifellos Charly,denn er zahlte, wie sich im Nachhinein herausstellte, lediglich 2000 Pts pro Tag, daer via Internet von Deutschland aus gebucht hatte! Wir wurden wohl tüchtig übers Ohrgehauen!!! Spätestens würde uns dies bewusst, als wir die Autobahn enterten. DemGeräuschpegel zu urteilen mussten wir mindestens 200 km/h fahren. Leider standhöchstens die Hälfte auf dem Tacho.

Nach einem kurzen Einkauf im Supermarkt wussten wir mit unserer plötzlichenMobilität nicht so richtig anzufangen und entschlossen uns daher, in Richtung Incazu fahren. Unterwegs begegneten wir einem Schild, welches zu den Cuevas de Campanetwies. Wir folgten ihm eine viertel Stunde lang über eine Schotterpiste undFeldwegen. Ohne Zweifel, von der Lage her war diese Tropfsteinhöhle ideal gelegen.Wunderbar ruhig und mitten in der Pampa. Leider gab es nur geführte Touren fürschlappe 1200 Pts pro Person. Na egal, man ist ja schließlich im Urlaub! Die Zeitbis zum Beginn der Tour verkürzten wir uns mit einem Eis, welches wir in prallerSonne auf der Blumen umrankten Terrasse vor der Höhle genüsslich verspeisten…

Das innere der höhle war nett. Mehr auch nicht. Immerhin war es laut dem Dumont dieeinzige, welche ihre Besucher nicht mit Musik berieselte. Außerdem beherbergt sie -angeblich – die dünnste und längste Stalaktite in ganz Europa. Leider warfotografieren verboten. Gittis Empfehlung am Abend lautete dann: Cuevas de Drac -die Drachenhöhle. Dort gibt es auf einem unterirdischen See ein klassisches Konzert.Das ist aber nur außerhalb der Hauptsaison zu empfehlen!

Das nächste Ziel unserer Rundtour war Valldemosa. Das Kloster in dem Chopin mitseiner Lebensgefährtin einen Winter verbracht hatte wollte besichtigt werden. Aberauch hier wollte man solch horrende Eintrittspreise, dass wir uns mit einemSpaziergang durch den Klostergarten begnügten, den wir im restlichen Ort weiterfortführten, der zumindest zu dieser Jahreszeit sehr verschlafen wirkte.

Eine unserer unzähligen Karten verwies auf den Hafen von Valldemosa. Wir fuhren hin.Die Straße war einfach genial! Eine Kurve nach der anderen. Da schlägt dasMotorradfahrerherz gleich höher. Aber auch mit einem kleinen wendigen Wagen hat mandie weit propagierte Freude am Fahren! Unten angekommen, gab es erst einmal einenkleinen Imbiss. Der Ort war komplett verlassen und alle Fensterläden waren festverschlossen. Kaum hatten wir jedoch unser Wurstbrot ausgepackt (Chorizo) erschienendie wahren Herrscher des Dorfes: Katzen!!! Die Dutzendmarke war innerhalb vonweniger Sekunden überschritten, und alle warteten darauf, dass blöde DeutscheTouristen Mitleid zeigten, und etwas für sie abfallen würde. Es fiel jedoch nichts.

Frisch gestärkt erkundeten wir den Kai. Es war recht stürmisch, und die See warrauh. Eine geniale Stimmung lag über dem Dorf. Für die übliche Fotosession warteteDaniel auf dem Kai auf die hochschäumende Gischt. Die kam dann auch nach fastunendlich langer Wartezeit. Aber sehr viel heftiger, als erwartet…

Wir verließen diesen sehr netten Ort wieder in Richtung Deja. Dem Ort, an dem dielegendäre deutsche Serie Hotel Paradies gedreht wurde. Wir kamen dort fast nichtan. Erstens wären wir fast von einem Geländewagen im Tiefflug gerammt worden.Außerdem hatte es zu regnen begonnen, und die Straßen wurden rutschig. Daniel musstefeststellen, dass sie vielleicht doch besser einen Wagen mit ABS genommen hätten,denn der wäre mit blockierten Rädern wenigstens noch lenkbar gewesen. Einentscheidender Vorteil, wenn man gerade dabei ist, aus einer Kurve herauszurutschen!

Aufgrund des schicken Wetters fuhren wir lediglich durch Soller durch undverzichteten auf eine Besichtigung des Ortes und des Hafens. Wieder mal ein Grund,um noch einmal dort hin zu fahren! Zwischen Soller und Lluch wurde der Regenstärker. Um nicht zu sagen: Wir konnten aufgrund der schlechten Sicht lediglich nurnoch 30 km/h fahren. Und als wenn das noch nicht genug gewesen wäre, kam dazu nochein dichter Nebel, der die Sicht von 30 Meter auf etwa einen Meter reduzierte. Mitanderen Worten, wir konnten nicht einmal mehr das vordere Ende des Autos erkennen!Weiter ging es im Standgas. Wir erfreuten uns unserer Situation. Wir saßen nämlichjetzt im trockenen Auto, und nicht mitten in der Pampa in einem Zelt, was gleichwegzuschwimmen drohte! Plötzlich, als wenn jemand den Hahn zugedreht hätte, hörteder Regen auf. Der superdichte Nebel blieb jedoch! Wir waren in einem Tunnel! Sogarder Fotoapparat war von dem Nebel besonders beeindruckt! Auf der anderen Seite warder Regen mit Hagel vermischt. Unsere Freude stieg weiter an!

Irgendwann jedoch kamen wir tatsächlich im Kloster an. Zur Belohnung gönnten wir unsmit Gitti zusammen zum Abendessen Reis mit Tomatensoße und Spiegeleier.

<h3>Dienstag, 21. November</h3>Den Bettchentee genossen wir an diesem Morgen besonders lange. Trotzdem kam Gittiheute Morgen zu spät zum Frühstück. Es gab Brot! Wir hatten schließlich eingekauft.Trotzdem brauchte Marius zum warm werden eine Portion Müsli vorweg. Aberwenigstens mit richtiger Milch!

Schließlich machten wir uns auf den Weg zum Treffpunkt. Wir wollten nämlich Charlynoch einmal treffen, und zusammen von Arta über die Ermita de Betlem nach SonMascaro wandern. Da dies keine Rundtour war, waren wir nun mit zwei Wagen dafürprädestiniert! Der Treffpunkt war Soberta. Eine Flussmündung in der Bucht vonAlcudia. Charly hatte uns den Weg genauestens beschrieben. Trotzdem fuhren wir beimersten und fast auch beim zweiten Mal dran vorbei. So hatten wir satte 30 MinutenVerspätung. Daniel fuhr mit Charly in seiner Luxus-Karosse und Marius zusammen mitGitti im Arosa. Letzteren ließen wir dann in Betlem stehen. Zu viert ging es mitCharlys Wagen nach Arta.

Dort war Markt. Wir ließen uns jedoch davon nicht weiter beirren und verließen denOrt so schnell wie möglich per pedes. Dies war jedoch leichter gesagt, als getan.Aber schließlich fanden wir doch den richtigen Feldweg, der aus der Stadt herausführte. Er war gesäumt von Mandelbäumen. Und so kam, was kommen musste…

Die Landschaft war einfach herrlich. Und auch das Wetter ließ es sich nichtanmerken, dass es gestern so böse war. Der Weg war meist recht einfach zu finden.Nicht zuletzt dank des guten Wanderführers von Gitti und Charly. Lediglich als wirden regulären weg verlassen mussten, und ein paar Meter querfeldein gehen wollten,mussten wir etwas suchen. Kurz hinter den beschriebenen tiefen Löchern im Boden (diewohl zum Kalk brennen verwendet wurden) machten wir Mittag. Ausgiebigst.

Wenige hundert Meter hinter unserem Rastplatz erreichten wir die Straße, die bereitsvon Arta aus zum Kloster führte, und auf der wir den letzten Kilometer gehen würden.Als wir die Kirche schließlich erreichten, kamen uns die beiden Mönche entgegen.Freundlicherweise verließen sie die Kirche unverschlossen. Auffallend warenbesonders die elektrischen Kerzen, über die alle in gleichem Maße herzogen.

Wir erklommen den Hügel hinter der Ermita. Dort stand eine alte Ruine aus demzweiten Weltkrieg, wie wir vermuteten. An den Innenwänden waren nämlich Bilder vonKampfflugzeugen gemalt worden…

Die Aussicht wollte genossen werden. Die gesamte Bucht von Alcudia lag uns zu Füßen.Am Horizont war sowohl die Halbinsel von Alcudia als auch Cap Formentor sichtbar!Und auch unseren Weg, den wir gleich bestreiten wollten.

Wieder am Eingang angekommen trafen wir zwei Landsleute von Gitti, die uns fragten,was wir den hier machen würden. Na wandern natürlich! Ach so, und wo kann man hierwandern? So viel Engstirnigkeit war zuviel für uns. Wir zogen weiter. Es verwunderteuns dann auch nicht, dass die Beiden aus Santa Ponsa kamen.

Der Weg führte uns vorbei an einem 500 Jahre (???) alten Olivenbaum, der angeblichder älteste der Insel war. Besonders spektakulär sah er jedoch nicht aus. Wenigehundert Meter weiter erreichten wir eine Quelle. Trotz des rostigen Löffels war dieErfrischung sehr willkommen!

In Tausenden Kurven wand sich der Pfad hinunter, der Küste entgegen. Wir erreichtenschließlich Son Mascaro, und nach einer kurzen Suche auch den Arosa. Im Tiefflugging es zurück nach Arta. Wir wollten hoch oben auf der Kirche noch denSonnenuntergang genießen! Dies gelang und auch wirklich! Bei Wein, Brot, Chorizo undKäse genossen wir die Atmosphäre. Dabei entstanden auch diverse Portraits imAbendlicht…

Als die Wurst zu neige gehen drohte entschied sich Daniel kurzerhand, noch eineScheibe von seinem Finger abzuschneiden, um nicht mit hungrigem Magen nach Hause zufahren. Da dies aber doch nicht für alle gereicht hätte (wir wollten uns imAnschluss noch bei Charly in Port de Pollenca treffen, der am folgenden Abendabreisen musste) kauften wir in Pollenca noch schnell etwas ein.

Um unser doch etwas ramponiertes Äußeres zu restaurieren (Gitti: Restauration)fuhren wir jedoch zunächst wieder ins Kloster. Außerdem musste mal wieder das Zimmerverlängert werden! Dabei stellte sich heraus, dass das Kloster bereits um 23 Uhrseine Pforten schloss, und es auch keine Möglichkeit gab, zu späterer Stundeheimzukommen. Und so kam es, dass wir das geplante Treffen in eine Wanderung ammorgigen Tag umwandelten (SMS sei Dank!), und den Abend getrennt verbrachten.

Den restlichen Reis des vergangenen Abends verlängerten wir mit einer Gemüsepfanne,die wir wieder zu dritt verspeisten. Es viel uns ab diesem Abend auf, dass sichunser Urlaub gefährlich schnell seinem Ende näherte…

<h3>Mittwoch, 22. November</h3>Das Frühstück bestritten wir an diesem Morgen ohne Gitti. Sie wollte an diesem Tagauf den Piug de Masanella wandern, den wir ja bereits von unten her gesehen (oderbesser nicht gesehen) hatten. So fuhren wir zu zweit zu dem bereits bekanntenTreffpunkt am verlassenen Strand, an dem zur Hauptsaison bestimmt nicht einQuadratzentimeter Sand zu sehen ist.

Es ging weiter. Wieder nach Arta. Dort parkten wir den Arosa und fuhren mit Charlyweiter in die Berge. Geplant war eine Wanderung von einer Bergspitze zur nächstenund wieder zurück: Puig Tudora – Atalaya de Morey. Den Wagen ließen wir, entgegender Empfehlung im Wanderführer von Charly, bereits weit unterhalb der erstenBergspitze stehen. Wir waren ja gut zu Fuß! Wir folgten der Schotterpiste hinauf zurBergspitze. Oben war auch schon ein schicker Antennenmast befestigt! Am Ende derStraße waren mehrere tiefe Löcher. Natürliche Höhlen unter der Straße, aus denenwarme und feuchte Luft aufstieg. Ein Stein, den wir in das Loch warfen, brauchtmindestens sieben Sekunden, bevor er unten aufprallt. Der interessierte Leser mögenun rechnen…

Weiter ging es zur nächsten Bergspitze. Das Wetter war uns wohl gesonnen, und wirwanderten bei strahlendem Sonnenschein auf dem Kamm entlang eines felsigen undsteinigen Pfades. Und wie schon so häufig wurde auch dieser Weg von diversenHäufchen Elend gewiesen. Kurz unterhalb der Bergspitze machten wir Rast, um uns fürden finalen Anstieg zu stärken. Es ging nämlich steil bergauf.

Oben angekommen, ging es auf der Rückseite des Berges senkrecht wieder runter! Undwie am vergangenen Tag auch, hatten wir wieder eine grandiose Aussicht auf die Buchtvon Alcudia. Und man sah sogar das Ende des Meeres! Außerdem gab es auf derBergspitze noch einen geodätischen Punkt. Es war übrigens (fast bei Todesstrafe)verboten, diesen Punkt zu beschädigen! Außerdem gab es dort noch einem derunzähligen Wachtürme, die während der Piratenzeit entstanden sind, um eine schnelleKommunikation zu ermöglichen. Der nächste Turm stand nämlich in Sichtweite!

Marius und Daniel erklommen den Turm. Charly entschied, dass er zu alt dafür sei.Zunächst ging es eine etwa 15 Meter lange Leiter steil nach oben. Man erreichte denersten Eingang des Turmes. Im inneren war es dunkel. Es gab – vom Eingang abgesehen- keine weiteren Öffnungen. Lediglich ein Kamin führte etwa 6 Meter nach oben durchein Loch in der Decke. Daniel spielte Weihnachtsmann. Marius Knecht Ruprecht! Obenangekommen mussten wir winken, damit man uns auf Charlys Foto überhaupt erkennenkonnte!

Im Sturmschritt ging es wieder den selben Weg zurück. Es war bereits Nachmittag, undCharly musste ja noch nach Palma fahren. Am Wagen angekommen, entdeckten wir nocheinen alten Brunnen, den vor langer Zeit ein Esel in unermüdlicher Geduld umkreisenmusste, um Wasser zu fördern.

Nachdem wir die Adressen ausgetauscht und uns verabschiedet hatten, machten wir unsauf den Weg nach Alcudia. Wir wollten die Tropfsteinhöhlen besichtigen, die inunserem Wanderführer beschrieben waren. Eine Tropfsteinhöhle, die zwar wegtechnischerschlossen ist, jedoch nicht elektrifiziert ist. Sie ist frei zugänglich, wenn mansie denn findet.

Wir fanden sie nicht. Wir fanden nicht einmal den Ausgangspunkt der beschriebenenWanderung. Zunächst landeten wir nämlich am Leuchtturm von Alcudia. Dann amstillgelegten Kraftwerk (das neue steht übrigens praktischerweise mitten imNaturschutzgebiet!). Schließlich fanden wir doch den rechten Weg. Am Tor ein Schild: Achtung, heute Jagd! Wir parkten vor dem Tor und beschritten den ausgefahrenenWeg. Es ging vorbei an einem riesigen eingezäunten Grundstück, auf dem in großemMaße Planiert wurde! Im Wanderführer stand etwas von kaum berührter Waldlandschaftund Blicke durch Pinienwipfel… Laut Charly war das einem Engländer zu verdanken,der an dieser Stelle eine Bettenburg bauen will.

Als nächstes störte laute Musik von einer Finca die himmlische Ruhe. So eine Partykam uns doch bekannt vor… Nach einem recht langem Marsch erreichten wirschließlich die große Pinie im Pinienwald, die im Wanderführer beschrieben wurde.Wir verließen den breiten Weg und folgten einem kleinen Trampelpfad. Die Sonneverließ uns. Und wir verließen den schmalen Weg und bogen nun auf einen steinigenund steilen Saumpfad ab. Es entwickelte sich zu einer Kletterpartie, die bei derzunehmenden Dunkelheit auch nicht einfacher wurde. Als es schließlich ganz dunkelwar, hielten wir an. Wir rasteten und verspeisten die letzten Müsliriegel. Es botsich mal wieder die Bucht von Alcudia an. Diesmal jedoch von Norden betrachtet. Undbei Nacht! Auch nicht zu verachten, dieses Panorama!

Es ging wieder heimwärts. Zum Auto. Wir hatten es vor dem Tor geparkt, da wirbefürchteten, es könne geschlossen werden. Wurde es aber nicht. So blieb uns eineweitere Kletterpartie erspart. Wir beobachteten noch eine Weile den Sternenhimmel,bevor wir uns auf den Heimweg machten. Wir waren mit Gitti zum Abendessenverabredet. Um acht. Es war viertel nach acht! Das schreiben einer SMS entfiel aufGrund des nicht vorhandenen Netzes. Wir flogen tief nach hause. Unser Flug wurdejedoch zwischen Pollenca und Lluch abrupt abgebremst, da eine ganze Herde Schafe derMeinung war, auf der Straße übernachten zu müssen. Ihre Augen leuchteten imScheinwerferlicht wir die der Morlocks… Wie unheimlich. Und als wenn das nochnicht genug wäre, wiederholte sich dieses Spiel ein Dutzend Kurven später erneut!

Im Kloster angekommen, fanden wir lediglich einen Zettel auf dem Fußboden, auf demstand, dass wir uns hoffentlich mit dem Wagen nicht totgefahren hätten… Haben wirda bei Gitti einen falschen Eindruck hinterlassen? Wir holten sie zum Essen. Gittijedoch hatte die Zeit genutzt, und einen Waschtag eingelegt. Die Nebelschwadenerinnerten uns an unseren Einzug in das Kloster vor eineinhalb Wochen…

Zum Abendessen gab es diesmal etwas Gesundes. Spaghetti. Mit Salat! Man gönnt sichja sonst nichts. Schließlich sollte dies der letzte Abend im Kloster von Lluch sein,denn die folgende Nacht würden wir bereits wieder in Palma verbringen…

<h3>Donnerstag, 23. November</h3>Auch an diesem Morgen beglückt uns Gitti nicht mit ihrer Anwesenheit beim Frühstück.Jedoch leiht sie uns noch ihre Stirnlampe, da wir einen erneuten Versuch wagenwollen, uns als Spädeologen zu versuchen. Nachdem wir zur Freude des Portiersendgültig ausgecheckt hatten (wir haben die Zimmer mindestens sechs Mal verlängertbei 9 Tagen Aufenthalt!) und die Rucksäcke verstaut hatten, konnte es endlichlosgehen.

Da wir den ersten Teil bereits kennen, parken wir nun direkt an der großen Pinie.Bei Tageslicht ist der Trampelpfad weit weniger spektakulär, als bei Dunkelheit. Mansieht nun nämlich, wohin man tritt. Dafür mussten wir auch feststellen, dass wir zumgenau richtigen Zeitpunkt umgekehrt sind, denn wenige hundert Meter weiter beginnteine Kletterpartie. Geringfügig wird sie erleichtert durch in den Fels geschlageneStufen oder verankerte Eisenstangen.

Nach einer mehr oder weniger waghalsigen Kraxelei endet der vermutete Weg etwa 50Meter über dem Meer. Der Höhleneingang befindet sich etwa drei Meter links über uns.Wir gehen rein. Es ist unglaublich warm und feucht. Wie zu erwarten war, waren wirnicht die ersten. Dies merken wir schnell an den diversen Teelichtern, die bereitsüberall in der Höhle verstreut sind. Da hätten wir ja gar keine zusätzlichmitbringen müssen! Erstaunlicher weise liegt verdächtig wenig Müll in der Höhle!

Anfangs noch belächelt (wie soll denn aus drei Leuchtdioden gescheites Lichtrauskommen, so die E-Techniker-Meinung!) erwies sich als wahres Wunderding! Gleißendhelles Licht breitete sich in der Höhle aus, und ließ unsere beiden MagLights wieSpielzeug aussehen.

Wir tasteten uns langsam durch die Höhle hindurch. Jede Kerze, die wir fanden, wurdeangezündet. Wie ein Nachtwächter, der die Straßenlaternen anzündet. Wo keine Kerzenwaren, stellten wir eigene auf. Innerhalb kürzester Zeit war die gesamteTropfsteinhöhle in angenehm warmes Kerzenlicht getaucht, so dass man eigentlichüberhaupt keine Lampen mehr brauchte.

Es war warm. Sehr warm! Und feucht. Um nicht zu sagen schwül. Wir zogen die einziglogische Konsequenz…

Leider stellte sich schon nach kurzer Zeit ein Nachteil der unbewachten Höhleheraus. Frevler hatten viele der Stalaktiten abgebrochen. Es bot sich ein Bild derVerwüstung! Aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer war Daniel aber keinenDeut besser, als alle seine Vorgänger! Auch wenn er aus der hinterletzten Ecke eineStalaktite abbrach. Die Strafe dafür folgte unmittelbar, als er sich an einer sehrviel größeren den Kopf heftig stieß. An dieser Stelle sei auch erwähnt dass es sichgar nicht lohnt, irgendwelche Tropfsteine abzubrechen, die Tausende von Jahrengebraucht haben, bis die jetzige Größe erreicht haben. Sie sehen nämlich beiTageslicht gar nicht mehr so spektakulär aus. Auch wenn ihre Oberflächeausgetrocknet ist, verlieren sie jeglichen Reiz. Sie gleichen dann ehr einerversteinerten Karotte…

Dir gesamte Höhle war perfekt erschlossen. Überall war ein halber Meter breiter Weg,der an steilen Stellen durch eine Treppe ergänzt wurde. Er zog sich durch dasgesamte Höhlensystem von 5 Hallen!!! Wir erreichten das hintere Ende der Höhle. Hierwaren schon wesentlich weniger Besucher gewesen. Das erkennt man gleich an demdürftigen Kerzenvorrat und an die besser erhaltenen Tropfsteine. Leider war es hieraber auch überaus matschig, so dass wir mühe hatten, die steile Rampe wiederhinaufzukommen, die wir zuvor ohne Mühe herunter gerutscht waren. Wir sahen unsschon wie bei Tom Sawyer in der Höhle Verhungern…

Wir verließen diesen Ort der eindrucksvollen Schwüle wieder. Selbstverständlichbliesen wir wieder alle Kerzen aus, so dass die Nach uns kommenden auch etwas davonhaben. Wieder am Höhleneingang angekommen, war es wieder hell. Und frische Luftblies uns um die Ohren. Und es war nicht mehr so schrecklich warm. Nur dieFeuchtigkeit war geblieben: Es nieselte. Glücklicherweise nicht besonders lange!

Wieder am Auto angekommen, mussten wir erst einmal tanken. Wir hatten ja aus Palmanoch gut zwei Liter Sprit mitgebracht, die wir dank unseres Apartments auch nichtmehr gebraucht hatten. Nun wollten wir diese unserem Arosa spenden, da wir ihnohnehin vollgetankt zurückbringen mussten. Die Umfüllaktion verlief annäherndreibungsfrei!

Während wir, immer noch an der großen Pinie parkend, Mittag machten, näherte sichein Touri-Mietfahrzeug. Irgendwie erkennt man diese Autos immer schon von weitem! Esstellte sich heraus, dass sie den selben Wanderführer besaßen, wie wir. Und siewollten auch in die Höhle. Und sie waren echte Spädeologen!

Es ging weiter nach Cap Formentor. Ein Muss für alle Mallorca-Reisende. Nachunzähligen Kurven und kurz vor dem Schlechtwerden erreichten wir schließlich dieSpitze. Mit Leuchtturm und Restaurant! Oben stellten wir dann auch fest, dass esentgegen der Meinung aller doch einen Wanderweg zur Spitze gibt! Nachdem wirausgiebigst das Panorama genossen haben, fuhren wir mit diversen Zwischenstopswieder zurück nach Pollenca.

Wir wollten uns mit Gitti treffen, die uns nach Rückgabe des Arosa wieder mit nachLluch nehmen wollte. Da wir hoffnungslos zu früh dran waren, gönnten wir uns nochzwei kleine Cafe con leche in einem kleinen Kaffee.

Beim Tanken trafen wir Gitti und luden die Rucksäcke um. Damit war ihr Wagen fastschon wieder voll! Die Rückgabe des Wagens verlief ohne Probleme und wir bekamenunsere Kaution zurück. Auf ging es nach Palma. Über die Autobahn. Mit 90! Und dannbeschwert man sich, dass von hinten gedrängelt wird! Den letzten Sonnenunterganggenossen wir von der Autobahn aus. In Palma nahm Gitti die falsche Ausfahrt, was unseine nette Stadtrundfahrt von einer Stunde bescherte! Dazu kam noch eine halbeStunde Parkplatzsuche!

Seit dem Verlassen der Autobahn hatte es mal wieder zu regnen begonnen. Als wir indem uns bereits vertrauten Hotel El Brondo angekommen waren (zu Fuß) hörte es auchwieder auf. Wir bekamen diesmal ein nicht schimmeliges Zimmer. Dafür blätterteüberall die Farbe ab. Aber immerhin hatte es Fenster!

Gitti musste um zwei Uhr morgens einen Bekannten vom Flughafen abholen. Daherentschlossen wir, Gentelman-like, die Zeit bis dahin tot zu schlagen. Zunächst miteinem Essen. Es sollte Tapas geben. Wir wählten ein Restaurant nahe dem CorteIngles. Ein Fehler, wie sich im Nachhinein herausstellte, denn die Küche hielt nichtannähernd das, was die sonst recht gute Speisekarte versprach!

Daher verzogen wir uns so schnell wie möglich in die Altstadt in der Nähe desHafens, um noch ein letztes Gläschen Rotwein zu genießen. Nachdem wir dann mit etwasMühe auch eine passende Kneipe gefunden hatten, wurde es dann auch bei Wein, Olivenund Nüssen gemütlich, so dass die Zeit mal wieder davon raste. Um ein Uhr brachtenwir Gitti dann zum Wagen, tauschten die Adressen aus und machten uns auf denHeimweg…

<h3>Freitag, 24. November</h3>Da unser Flug erst am späten Nachmittag starten sollte, verlief der Tag zweigeteilt:Vormittags mallorquinische Kirchen-Kultur und Nachmittags deutsche Urlaubs-Kultur.

Doch zunächst musste erst einmal gefrühstückt werden. Wir versuchten unser Glück alserstes in der schon bekannten, aber seinerzeit verschlossenen Churreria. Und sieheda, wir hatten Glück! Churros mit cafe con leche. Ein typisch spanisches Frühstück.Wir waren dann auch die einzigen Touristen in dem Laden, der übrigens sehr gutgefüllt war!

Gestärkt checkten wir aus und stapften in voller Montur zur Kathedrale von Palma deMallorca. In vieler Hinsicht übrigens eine der Größten der Welt: Sie hat z.B. diegrö

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