2012-01 Dänemark tiefenentspannt
Dänemark tiefenentspannt — vom 21. bis zum 28. Januar 2012
Unsere alljährliche Fahrt nach Dänemark sollte in diesem Jahr ganz klassisch abgelaufen, jedoch bringt ein kleiner Kurzschluss etwas Verzögerung in den Start, die sich durch die ganze Woche hindurch ziehen wird… Aber vielleicht ist die Tiefenentspannung ja gar nicht so schlimm!
Hinfahrt
Dänemark geht nun in das 6. Jahr und ein Jahr nach dem Jubiläum ist es Zeit, mal Bilanz zu ziehen unter einer ziemlich erfolgreichen Story, hoch im Norden! Immerhin kommen wir auf einen Schnitt von 15 Teilnehmern pro Jahr, und das aus ganz Europa! Und dieses Jahr ist es schon das dritte Mal, dass wir ganz entspannt mit 3 locker gefüllten Häusern in Blokhus unterwegs sind.
Mittlerweile hat es sich schon fast etabliert, dass wir auf dem Weg gen Norden einen Zwischenstopp bei Leif & Steffi machen. Die Hamburger sind in Flensburg gerade auf Betriebstemperatur gekommen und wach geworden, die Mittel- und Süddeutschen (Düsseldorf und Stuttgart) brauchen dringend eine Stärkung.
Zweifelhafter Höhepunkt ist auch dieses Mal wieder der „Alte Däne“, Gamel Dansk, der spätestens nach dem Frühstück dafür sorgt, dass man wach und munter weiter fahren kann.
Während wir in Flensburg noch eine bescheidene Mischung aus Regen und Schnee haben, wird das Wetter allen Unken Rufen zum Trotz besser, je weiter wir nach Norden kommen. Ich habe es damals, im ersten Jahr ja nicht glauben wollen, als Commander das alle 10 Kilometer wiederholt hat. Aber bisher sollte er recht behalten — 6 Jahre in Folge!
In Blokhus angekommen werden wir erst mal von einem mehr als aufgeregten Vermieter empfangen, der zwar nur grundlegendes Deutsch spricht, aber umso deutlicher auf Dänisch über eine junge Frau aus dem Nachbarhaus schimpft, die beim Rangieren den Stromverteiler zerlegt hat. Es ist also dunkel im Haus und nur mäßig warm.
Gott sei Dank kommt der Notfall-Elektriker nach 2 Stunden und flickt den Verteiler notdürftig mit einer orangefarbenen Mülltüte. Immerhin haben wir nun wieder Strom. Dass bei dem Kurzschluss leider die Pool-Heizung und der Internet-Router auf der Strecke geblieben sind, haben wir erst ein paar Tage später gemerkt. Aber so hatten wir immerhin die niedrigste Stromrechnung seit Bestehen des Dänemark-Urlaubs!
Und dann ist es endlich soweit! Der offizielle Startschuss für DK12 fällt: Das Bier um 4 am Strand von Blokhus! Bei angenehmen Sonnenschein und klirrender Kälte gibt es das erste und zweite und lange nicht das letzte Bier des Tages, welches den Auftakt in eine herrliche Urlaubswoche darstellt!
Essen
Luis freut sich am meisten auf den dänischen Flachkuchen, in den er sich bereits in seiner Kindheit verliebt hatte: Zwei Lagen Mürbeteig mit roter Marmelade dazwischen. Überzogen mit einer Glasur aus Zuckerguss und garniert mit bunten Zucker-Perlen. Sehr lecker, nur braucht man eine Ampulle Insulin in Griffweite!
Die wichtigste Mahlzeit des Tages ist ja bekanntlich das Frühstück. In Dänemark besteht es bei uns aus folgenden Komponenten: Die kalorienarmen Wickel-Brötchen, die vermutlich entstehen, wenn ein Deutscher und eine Französin heiraten und beides Bäcker sind (an dieser Stelle sei angemerkt, dass dänische Brötchen sehr teuer sind!). Bestrichen werden sie mit Kärgarden — die gibt es mittlerweile ja sogar beim Lidl. Dann folgt die obligatorische Leberpastete, wahlweise mit oder ohne Bacon. Extrem lecker, gibt es auch in jedem ordentlichen dänischen Hotel. Direkt daneben liegt die nekrotische Wurst, zu erstehen unter dem Namen rullepölse: eine Roll-Wurst mit Kräuter-Einlage. Schließlich wäre da noch die dänische Variante der deutschen Eszett-Schnitte: Hauchdünne-Schokotäfelchen, die so schön knacken, wenn man drauf beißt! Am Sonntag gönnen wir uns dann noch etwas Lachs, wobei wir feststellen, dass Dänisch gar nicht so schwer ist: Laks!
Am ersten Abend sind wir zumeist koch-faul. Daher gibt es das dänische Nationalgericht. Oder zumindest das, was die Deutschen denken, dass es das dänische Nationalgericht sei: Hotdogs! Mit original dänische Hotdog-Soße und natürlich Unmengen an Röstzwiebeln, die es in Dänemark praktischerweise gleich im Kilo-Paket zu kaufen gibt.
Ansonsten kann man sagen, dass in Dänemark immer der kocht, der gerade Lust hat. Dieser verhaftet dann andere, die sich zu nah an den Küchenbereich wagen zum Zwiebeln schneiden oder sonstige Hilfsmaßnahmen. Generell kochen wir immer selber, bis auf den letzten Abend, wo der Rest der Urlaubskasse verfuttert wird.
Und dann gibt es noch das Grillen. Während sonst das Essen in der Regel nach Häusern getrennt verspiesen wird, findet das Grillen als Bergfest am Mittwoch traditionell in Haus 1 statt. Beim Grillen muss notgedrungen einer Herhalten und sich draußen in der Kälte vergnügen. Aber Gott sei Dank finden sich ja immer genügend Raucher, die auch auf den Grill aufpassen…
Irgendwie hat es sich so eingebürgert, dass Rene überproportional oft in der Küche das Zepter und den Kochlöffel schwingt. Und dabei deckt die Bandbreite alles ab, was die Küche so zu bieten hat: Von Fisch über legendäre Bratkartoffeln bis hin zu leckerem Geschnätzelten.
Ein Geheimnis können wir aber an dieser Stelle lüften: Die aus Deutschland importierte Ochsenschwanzsuppe, die als Grundlage für eine geniale Soße dient!
Am Ende sind jedenfalls alle immer mehr als satt geworden und, das ist vielleicht das wichtigste, es bleibt immer noch etwas übrig, um als Mitternachtssnack herzuhalten!
Trinken
Nach dem Essen darf ein Klassiker nicht fehlen: Der Aalborg Aquavit. Ein Kümmel, der ausschließlich der Verdauung dient. Schmeckt eigentlich grauenhaft und wir trinken ihn nur, weil er gleich um die Ecke produziert — und in Pfandflaschen verkauft wird! Mittlerweile ist guter Hamburger Helbing auf dem besten Wege, den Aalborg abzulösen. Besser is das!
Anmerkung der Renzensoren: Rød Ålborg (!) trinkt man am besten bei Zimmertemperatur! Okay, wir geben ihm im kommenden Jahr noch mal eine Chance!
Diese Magnum-Flasche Sekt würde übrigens von Haus 3 gestiftet und wurde direkt aus Italien importiert — der Süden trifft den Norden! Beweisfotos belegen eindeutig, wer sie geleert hat!
Zwischendrin zur Auflockerung wird gerne mal ein schwedischer Puppenfänger kredenzt. Eigentlich ist es die Komprimierung ganz Europas in einem Schnapsglas: Spanischer Licor 43 trifft schwedische Blaubeersuppe. Letztere ist warm und geschützt durch eine Haube Schlagsahne. Ein Gedicht!
Nichts desto trotz bleibt die Haupt-Flüssigkeitsquelle das gute Öl, von dem wir unterm Strich in Haus 2 in einer Woche 9 Kisten atomisiert haben!
Leib & Seele
Essen und Trinken hält bekanntlich Leib und Seele zusammen. Damit letztere auch gepflegt werden, gibt es quasi ein rundum sorglos Paket in Dänemark:
Der Pool war leider, wie eingangs erwähnt, ein Opfer des Stromkastens. Aber wenn man die Benutzungszeit auf viel Toben beschränkt und das Bad als Abkühlung für den durch den mit tonnenweise Brennholz gefütterten Kamin unglaublich aufgeheizten Wohnraum ansieht, dann ist es durchaus eine angenehme Erfrischung!
Unabhängig von der Poolheizung ist hingegen der Whirlpool. Mit einem Schuss Schaumbad betont man auch noch die Wirkungsweise des SCHAUMbads Smile.gif
So ganz nebenbei haben wir dann auch noch einmal (zur Sicherheit) das Gesetz des alten Archimedes nachgewiesen: Die Sache mit dem Schwimmen und der Wasser-Verdrängung… Ein Wunder, dass das Schaum-Wasser, welches vom Whirlpool in den Pool gelaufen ist, dort kein Unheil angerichtet hat!
Und dann ist da noch die Sache mit den Fenstern. Zum Seelenfrieden gehört ja auch ein schöner Ausblick, auch wenn es nur auf die nächste Düne, 3 Meter weiter ist. Es steht in der Dokumentation eines jeden Hauses im Norden, dass die Fenster quasi von Natur aus dreckig und mit einer soliden Salzkruste belegt sind.
Da ist sie, die kleine Herausforderung im Alltag, die ich so gerne habe! Das Aha-Erlebnis, wo sich der Ingenieur sooo sehr dran erfreuen kann! Wer kennt es nicht auf dem Stillen Örtchen. Die Rolle ist alle, wohin mit dem unvermeidbaren Rest? Findige Dänen haben die Lösung: Flush & Go, die Klorolle, die sich binnen Sekunden (!) auflöst und somit garantiert herunter gespült werden kann. Alleine aus diesem Grunde hat sich DK12 schon gelohnt!
Wir haben ja nun 3 kleine Kinder mit in Blokhus (die in der Statistik übrigens nicht mit berücksichtigt sind). Erstaunlich ist allerdings, dass sich quasi jeder Erwachsene auch mit dem Kinderspielzeug beschäftigen kann!
Apropos Kinderspielzeug: Die Kamera fällt vermutlich eher unter die Rubrik Kinderkram — zumindest im direkten Vergleich mit dem Blitz!
Rubjerg & Hirtshals
Auf dem Weg noch weiter gen Norden machen wir kurz halt an der Kirche von Saltum um einen kurzen Spaziergang über den Friedhof zu machen. Die Kirche selber ist leider verschlossen, aber von außen macht sie schon einen typisch dänischen Eindruck mit dem Sandstein unten und den weiß gekalkten Mauern in der oberen Hälfte.
Rubjerg Knude
Wie schön das Wetter auch immer sein mag, beim eingesandeten Leuchtturm in Rubjerg wird man immer Sandgestrahlt. Es ist windig. Sehr windig. Und sandig. Sehr sandig. Wenn es wärmer wäre, würde man denken, es man ist in der Sahara. Dieser Wind sorgt dann leider auch dafür, dass aus dem atemberaubenden Panorama ein im wahrsten Sinne atemberaubendes Panorama wird und wir die Szenerie mal wieder viel zu früh verlassen müssen.
Panorama – 2012-01 Rubjerg Knude / Dänemark
Ein Mal der Leuchtturm von Rubjerg mit Blick gen Norden und ein mal der halb versunkene Leuchtturm von Süden. Es ist halb 3 und die Sonne wird bald unter gehen…
Hirtshals Knude
So oft standen wir schon davor. So oft haben wir uns gefragt, ob man da nicht mal rauf kann. So oft war die Tür verschlossen. Aber dieses Mal ist sie offen! Also schmeißen wir ein paar (viele) Kronen in den Klingelbeutel und besteigen die zig Stufen des angenehm breiten Treppenhauses bis nach oben.
Panorama – 2012-01 Hirtshals Knude / Dänemark
Der Leuchtturm von Hirtshalt am Anfang des Bunkermuseums ist zeitweise geöffnet. Gegen eine kleine Spende kann man ihn auch besteigen — natürlich ohne Fahrstuhl!
Oben angekommen schlägt das Herz eines Technik-Lieblings gleich viel schneller, denn man hat ungehinderte Sicht auf die Beleuchtungs- und Dreh-Vorrichtung des Leuchtfeuers! Und fast alles in Griffweite, wenn doch das Gitter nicht wäre! Und dann schmilzt unsereins noch dahin, weil schließlich das Licht eingeschaltet wird. Übrigens ist es gar nicht so hell, wie man meint. Es hat durchaus Wohnzimmer-Helligkeit…
Und dann beginnt das typische Abend-Phänomen: Die Blaue Stunde bricht an. Das, was in Spanien etwa eine viertel Stunde dauert, dehnt sich hier auf knapp 2 Stunden aus: Die Dämmerung bzw. die Blaue Stunde.
Bonker von Hirtshals
Vom Leuchtturm aus geht es weiter zu den Bunkern. Wie üblich trennt sich die Gruppe dort, da es einfach zu unübersichtlich ist. Und wenn man mal etwas interessantes gefunden hat, dann ist es garantiert, dass man es den anderen nicht zeigen kann, weil man es nicht wieder findet!
Wie durch ein Wunder, treffen am südlichen Ende des Museums wieder alle auf einander, so dass wir gemeinsam den Sonnenuntergang bewundern können…
… und dort dann auch eine feierliche Signierstunde von Haus 2 abhalten können. Gruß von D³ an L² Smile.gif
Skagen
Oh, es ist ja schon spät, wir sollten jetzt mal los fahren, sonst ist es dunkel, wenn wir in Skagen sind. Ist eigentlich noch Kaffee da?
Manchmal ist die Tiefenentspannung doch etwas zu viel des guten, zumal sich die Fahrt an den allerletzten Zipfel Dänemarks doch etwas hin zieht.
Skagen zeichnet sich durch zweierlei aus:
Zwei ungeregelte, chaotische Systeme (die Nordsee und die Ostsee) treffen aufeinander. Leider hat uns der Wind aus Rubjerg wieder eingefangen, so dass ein Fotografieren definitiv unmöglich ist. Ferner ist es durchaus problematisch, die nach Norden laufende Gischt-Linie, die die Grenze zwischen Nord- und Ostsee markiert, zu fotografieren, wenn man nur 1,65m groß ist. Vielleicht sollten wir nächstes Mal eine Trittleiter mit nehmen…
Skagen-City stinkt. Fürchterlich. Nach Fisch! Der Vorteil am Strand ist, dass man es dort ob des Windes nicht riecht. In der Innenstadt dagegen entgeht man dem Geruch absolut nicht. Man nimmt ihn sogar in den Klamotten mit nach Hause!
Panorama – 2012-01 Skagen / Dänemark
Dänemark ist in so mancher Hinsicht weiter, als Deutschland. Eigentlich hinkt Deutschland in so mancher Hinsicht hoffnungslos hinterher. Stichwort Ampeln mit LED-Beleuchtung. Auch in Spanien schon Standard, in Deutschland hingegen muss man danach suchen, wie die Stecknadel im Heuhaufen!
Dafür können die Spanier bessere Kreisel bauen, als die Dänen Smile.gif
Wir flüchten vor Gestank und Wind in eine Kneipe. Statt uns durch die 13 Fass-Biere zu trinken, wärmen wir uns mit dem einen oder anderen Kakao mit Schuss wieder auf…
… bevor wir im Mini-Stadtbus die Heimreise antreten. Das Vehikel ist zwar kleiner, hat dafür neben einer Sitzheizung aber einen Flatulenz-Assistenten!
Nur mit der Gas-Anlage wird man in Dänemark nicht weit kommen. Es sind laut Internet zwar diverse (2 — in Worten zwei) Tankstellen in der Nähe, jedoch scheint das nur auf dem (digitalen) Papier der Fall zu sein. Wir fahren also mit Sprit.
Türkisch
Warum man in Dänemark türkisch essen geht? Ganz einfach: Es ist einer der wenigen Läden, die Ende Januar geöffnet haben. Und immerhin kennen sie uns mittlerweile. Erstaunlicherweise wird deren Deutsch von Jahr zu Jahr besser (während mein Dänisch von Jahr zu Jahr auf dem selben verschwindend geringen Niveau stagniert).
Leif & Robin
Frank
Uli
Susi
Thorsten & Lillemor
Axel & Simon
Robert, Daniel & Axel
Rene & Robert
Martin & Luis
Die Wahl besteht zwischen Pizza und Gyros. Typisch türkische Gerichte eben. Aber egal, es ist lecker und wer hat schon am letzten Abend Lust zu kochen? Apropos kochen: Während wir gemütlich die letzten Stunden beisammen sitzen, heizt auch schon langsam die Sauna auf. Wenn, ja wenn man diesen Trick mit dem Regler beherrscht…
Schlussendlich ist der gemeinsame Abend im Restaurant die ideale Chance, die Urlaubskasse leer zu futtern. Wer will schließlich das Spielgeld wieder mit heim nehmen??? Wann treten die Dänen denn endlich dem Euro bei? Das würde vieles vereinfachen. Allerdings ist dann das Erwachen vermutlich bitter, weil man feststellt, was das Leben dort wirklich kostet. Aber so teuer ist das ganze ja auch nicht. Das bestätigt immer wieder die Reisekostenabrechnung!
Heimwärts
Wir sagen Tschüss für alle die, die noch eine weitere Reise vor sich haben…
… und frühstücken dann erst mal gemütlich. Danach wird das Haus fix besenrein präpariert — wir haben ansonsten eine Endreinigung gebucht.
Dann warten wir auf den Vermieter, der pünktlich mit dem Ende des Spülprogramms eintrifft.
Aber auch auf dem Rückweg gilt: Der Weg ist das Ziel, also ist unser Urlaub noch nicht ganz zu Ende, denn nun heißt es:
SHOP AMOK!
Wir gehen noch mal richtig einkaufen XXL beim Bilka in Vejle!
Es gibt eine letzte Stärkung (endlich mal keine Hotdogs!)…
Und dann wieder rauf auf die Bahn Richtung Grenze sowie Hamborg und Flensborg Smile.gif
Und zuhause freuen sich schon die Mäuse auf die Rückkehr!
Die Bilanz dieses tiefenentspannten Urlaubs lautet:
- 9 Kisten Bier (2011: 6 Kisten)
- 21 Säcke Holz (2011: 17 Säcke)
- 611 kWh Strom (2011: 1132 kWh)
Immerhin merkt man, dass die Pool-Heizung kaputt war! Und die anderen beiden Rückschlüsse möge der geneigte Leser selber ziehen…