2010-10 Berlin Berlin wir fahren nach Berlin

Endlich mal wieder in der Hauptstadt — vom 15. bis zum 17. Oktober 2011

Wir machen die Hauptsadt unsicher. Wird auch mal wieder Zeit. Kultur mit privater Stadtrundfahrt und Party stehen auf dem Programm. Leider auch etwas Regen, aber es muss ja noch Potenzial für Verbesserungen geben.

Hinfahrt

Hamburg — Berlin. Die Bahn schafft das in sportlichen 100 Minuten. Wir auch. Wenn, ja wenn da nicht diverse Asphalt-Teststrecken unterwegs wären. Und diese nervigen 130 km/h für um die 70 Kilometer. Eine Frechheit, so etwas überhaput anzukündigen, wie lange die Quälerei noch geht. Aber interessant sind die unterschiedlichen Teststrecken für Flüsterasphalt und Rüttelstreifen schon! Nur blöd ist es, wenn letzterer in einer Baustelle mehrfach überfahren werden muss…

Hotel

Das Innside Premium Hotel in Berlin. Unser erstes Hotel mit so modernem Schnickschnack wie Dusche im Zimmer. Diese sind übrigens recht unterschiedlich. Das ist das Zimmer von Torben und Stefan. Sehr groß und geräumig. Dafür mit Glas-Duschen-Aquarium im Zimmer.

Bei uns ist es zwar etwas kleiner, aber auch mit Lümmel-Sofa uuund…

… Badewanne!!! Und was für eine: Ich bin zwar nicht so groß, aber ich hatte noch nie eine Wanne, wo ich mit den Füßen nicht unten ran gekommen bin. Es war also immer ein gewisses Risiko des Ertrinkens vorhanden Smile.gif

Ja, und das Innside ist ein Design Hotel. Sieht man an vielen hundert Kleinigkeiten, wie zum Beispiel Türgriffen und Kleiderhaken. Alles halbwegs neu und gut in Schuss. Sprich: Wir fühlen uns wohl! Allerdings ist es recht teuer, und hätte es nicht ein Super-Sonder-Spezial-Angebot gegeben, wären wir auch nicht hier gelandet.

Auch außerhalb des Zimmers ist es angenehm stylish und ein guter Mix aus modernem Design und alten Gebäudeanteilen. Ein sehr gelungener Mix und von daher auch sehr zu empfehlen. Auch an der Rezeption ist das (sehr junge) Personal sehr gut getrimmt und stets korrekt und zuvorkommend.

Und dann ist da noch der Balkon zum Innenhof. Es ist allerdings nur ein 1-Personen-Balkon. Aber das Wetter ist leider auch wenig einladend, auf selbigen zu verweilen. Es regnet. Und leider soll uns dieser Regen das Wochenende über begleiten Frown.gif

Stadtbummel

Die S-Bahn ist anscheinend Berlins erste Wahl, wenn es um öffentliche Verkehrsmittel geht. Da Hamburg jedoch, obwohl zweitgrößste Stadt Deutschlands, nur 3 S-Bahn-Linien hat, sind wir in der Hauptstadt vollkommen überfordert von der Auswahl an Linien! Aber eines hat auch Berlin sich bewahrt: Schöne klassische emaillierte Schilder an Bahnsteigen — wenn auch nicht ganz so groß, wie in Hamburg.

Unser erstes Ziel, da wir ja in Friedrichshain wohnen, ist dann auch der Osten, sprich der Alex. Es ist schon etwas her, dass wir das letzte Mal dort waren, und ich stelle fest, dass sich auch seit der Wende das eine oder andere weniger schöne Gebäude nicht verändert hat. Die Fahrt auf den Funkturm ersparen wir uns aus gegebenem Anlass. Dennoch scheint es Menschen zu geben, die auch dieses Wetter wenig beeindruckt. Entweder sind es Fassaden-Kletterer oder aber Fensterputzer am Wochenende!

Sie dürfen bei keinem Berlin-Ausflug undigitalisiert bleiben: Die Ampelmännchen. Unglaublich, wie wir es 5 Jahre lang ohne sie ausgehalten haben. Hier an der Kreuzung vom Alex rüber zur Alexa (wer auch immer sich dieses Wortspiel ausgedacht haben mag…) In jedem Falle sind sich sowohl Frau Siekmann, als auch wir uns einig, dass das Gebäude architektonisch eher nach Gotham City passen würde, als nach Berlin. Aber die Hauptstadt hat ohnehin den Ruf weg, ein Experimentierfeld für Architekten zu sein…

Apropos Experimentierfeld: Die Gedächtniskirche mit dem modernen und bewusst anderen Kirchenschiff ist ja weithin bekannt. Neu hingegen ist das nur einen Steinwurf entfernte Hotel, welches sich gerade im Bau befindet. Mit seinen 32 Etagen ist es definitiv über das Ziel der akzeptablen Gebäudehöhe hinaus geschossen und sowohl Architekt als auch diejenigen, die den Bau genehmigt haben, sollte man am besten von selbigen Hinunterschubsen. Ich glaube kaum, dass Berlin solche „Piekser“ im Stadbild benötigt.

Ohnehin: Uns wurde auch von Frau Siekmann bestätigt, dass Berlin auch heute, über 20 Jahre nach der Wiedervereinigung, immer noch nicht zur Ruhe gekommen ist und gleich der Medusa nach Fertigstellung eines Bauvorhabens zwei neue entstehen. Da ist es gar kein Wunder, dass der gemeine Berliner eine Datschia als eigenes ruhiges Refugium sein Eigen nennt…

Vom Alex über zum Ku-Damm. Eine der teuersten Einkaufsstraßen der Republik. Und, fallt es auf? Hier hat sogar die Drogeriekette DM den roten Teppich für die Kunden ausgelegt. Da kann sich der Star-Frisör Udo Walz ein paar Häuser weiter gerne mal eine Scheibe von abschneiden.

Unnötig zu erwähnen, dass auch hier wieder fleißig gebaut und getan und gemacht

Museum „The Story of Berlin“

Es soll auch etwas Kultur auf dem Programm stehen. Daher führt uns der Weg auf dem Kurfürstendamm in das Museum „The Story of Berlin“. Es muss natürlich ein englischer Name sein; „Museum für Berliner Geschichte“ wäre mit Sicherheit unpassend und nur ein Bruchteil so interessant, polyglott und attraktiv gewesen, wie die angelsächsische Übersetzung.

Egal, wir gehen rein und gleich vorweg: Es lohnt sich! Definitiv!!!

Es geht, wie der Name schon sagt, ober die Geschichte Berlins, die hier im Hause nicht ganz bei der Grundung anfängt, sich nicht ausschließlich mit Nazis, Kried und Teilung beschäftigt und schließlich „heute“ aufhört. Die Ausstellung ist sehr schön und mit viel Liebe zum Detail gemacht und man fühlt sich mitunter wirklich in die Zeit zurück versetzt.

Teilweise arbeiten sie mit Nachbildungen und Pappmachee, teilweise aber auch, wie in diesem Falle, mit originalen Teilen: Ein Auto, welches zwar noch nicht viele Kilometer, dafür aber bereits etliche Jahre auf dem Buckel hat.

Die Betonung der drei großen Religionen, die sich in Berlin eingefunden haben und dort auch schon etwas länger in Harmonie lebten, wird ebenfalls ein sehr interessanter Teil der Ausstellung gewidmet, da später darauf wieder zurück gekommen wird: Christen, Juden und Muslime.

Die Zeit geht weiter über die Industrialisierung, die Erfindung der Stechuhr und der Maschinenarbeit und der dazu parallelen militärischen Orientirung…

… bis man schließlich vom Ersten über das Zweite und dann schließlich im Dritten Reich landet. Interessanterweise ist ein Ausstellungsstück eine Drehtür in Form eines Hakenkreuzes. Vielleicht ja ein Zeichen, dass diese gedankliche Richtung nicht weiter führt, sondern dass man sich dort nur im Kreis bewegt, wo man besser wieder raus kommen sollte. Auch schön ist übrigens der Aufkleber auf selbiger Drehtür, dass man diese bitte nict betreten möge!

In Gedenken an zahllose getötete Menschen in Berlin geht es dann mehrere Stockwerke abwärts…

… wo man schließlich im 2. Weltkrieg landet und ausgebombt ist.

Es folgt der wohl zweitbekannteste Teil der deutschen Geschichte in seiner parallelen Handlung von Ost und West schön kontrastreich dargestellt anhand zweier Wohnzimmer, die sich im Laufe der jahre verändert haben.

Natürlich darf auch ein Stück der Berliner Mauer mit noch mehr Beton drum herum nicht fehlen! Allerdings hat diese Version der Mauer doch noch den Vorteil, dass man hindurch blicken kann und das farblose graue Regime der DDR erkennt!

Genau diesen Menschen ist es zu verdanken, dass es in der DDR einen mehr als ausgeklügelten Apparat an Infiltration und Investigation gab: Die StaSi mit all ihren Methoden der Verhörung und Verfolgung.

Das Ende der Geschichte ist bekannt: Die Berliner Mauer „fiel“ in der Nacht von Donnerstag, dem 9. November, auf Freitag, den 10. November 1989, nach über 28 Jahren. Es wird mit der berühmten Pressekunferenz von dem SED-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski ganz offiziell:

„Und deshalb haben wir uns dazu entschlossen, heute eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen. […] Das tritt nach meiner Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich.“

Bunker

Dem Museum für Berliner Geschichte angeschlossen ist außerdem noch der Tiefbunker im Ku-Damm-Karree. Dieser Atomschutzbunker wurde in den 1970ern aus der untersten Etage einer Tiefgarage gebaut und sollte über 3.500 Menschen Zuflucht bieten. Wie fast alle Bunker bietet auch dieser logischerweise keinen Schutz vor einem direkten Einschlag — schon gar nicht von einer Atombombe. Jedoch bietet er Schutz bei indirekten Einschlägen und ebenfalls vor den Auswirkungen von A-, B- und C-Waffen.

Es ist dem Museum definitiv gelungen, in diesem Bunker eine recht authentische, grußselige und bedrückende Stimmung zu erzeugen, die natürlich immer noch weit entfernt ist von dem Zustand, den man erfährt, wenn man mit 3.500 anderen Menschen dort ist, anstatt nur 30.

Kommando- und Kontrollräume.

Die Waschräume — hier wird so mancher an sein Schullandheim erinnert werden. Die Einrichtung, besonders im Detail, lassen doch gewisse Parallelen dazu oder zu Campingplätzen aufkommen…

Selbst in der Krankenstation konnte man es sich nicht verkneifen, in der hintersten Ecke noch Leichensäcke zu stapeln, die in einem V-Fall ja nicht mehr nach draußen gebracht werden können, …

… weil sämtliche Luftschutztüren hermetisch verschlossen sind, um eine Kontamination der Räume zu vermeiden.

Auch die Belüftungsanlagen könnten bei Bedarf oder Defekt komplett abgeschaltet und versiegelt werden!

Im Notfall gibt es dafür dann eine Hand voll Gasmasken, um bei Bedarf außerhalb durch eine Luftschleuse Reparaturen vornehmen zu können. Offen blieb die Frage, ob man den, den man hinaus geschickt hat, auch wieder hinein ließ.

Wie zu erwarten war, war die Verpflegung in einem Bunker eher spartanisch und wenig kulinarisch ausgelegt, …

… wohingegen das Ertüchtigungsprogramm durchaus vorhanden war — um Energie zu sparen!

Stadtrundfahrt

Ein Berlin-Besuch ohne einem Besuch bei Frau Siekmann ist kein Besuch in Berlin.
Ein Besuch bei Frau Siekmann ohne eine Stadtrundfahrt mit Ihr ist kein Besuch bei Frau Siekmann!

Und so kommen wir erneut in den exklusiven Genuss einer privaten Rundfahrt durch die Bundeshauptstadt mit unzähligen Anekdoten und Innsider-Geschichten aus Berlin. Dass das Wetter nun so gar nicht mitspielt, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Wir sitzen mollig warm zu fünft im dunkelblauen PT-Criuser und steuern jedes Ziel akurat und direkt an — und so kommt es, dass wir mit dem Auto direkt (!) vor das Brandenbuger Tor fahren und dort auch parken. Schließlich möchten wir wegen des Regens ja nicht nass werden, dennoch aber ein Foto schießen.

Unter anderem steht auf dem Programm:

  • Die Holocaust Gedenkstätte (die man meiner Meinung nach wirklich nur von außen fotografieren sollte und drinnen bitte keine Bilder macht, um sich selber in Szene zu setzen),
  • das Brandenburger Tor (natürlich)
  • das Kanzleramt (die Waschmaschine — passend zum Wetter) und
  • der Hauptbahnhof (früher, vor seiner Renovierung, hieß er mal Lehrter Bahnhof, da es zwischen Berlin und Hannover-Lehrte eine direkte Zugverbindung hab)

Vicco von Bülow, bekannt unter dem Namen Loriot, hat in Berlin übrigens eine Wohnung. Direkt unterm Dach.

Und dort gleich um die Ecke gibt es ein uriges Tag-&Nachtcafe, in das uns Frau Siekmann entführt: Das Schwarze Cafe. Angeblich eines der wenigen Cafes, die 24 Stunden am Tag geöffnet haben. Nun, man muss nicht alles herausfinden… Dennoch kann man den Kuchen sehr empfehlen — zu jeder Tages- und Nachtzeit übrigens!

Auch die Inneneinrichtung ist eine interessante Mischung aus Stuck an den Decken und barocken Ambiente, gepaart mir rustikalen Tischen aus der Eckkneipe nebenan!

Und dann stürzen wir uns ins Nachtleben: Zunächst gibt es ein original italienisches Abendessen im Ristorante Primavera am Mehringdamm. Eng bestuhlt und dann noch mal 2 Tische mehr rein gestellt. So, wie es sich für einen originalen Italiener gehört! Aber das Essen ist definitiv exquisit und sehr zu empfehlen.

Danach ein Mal über die Straße und Party im SchwuZ bis zum Morgengrauen…

Heimwärts

Tag der Abreise. Das Hotel ist auch wegen seiner Auscheck-Zeiten sehr zu empfehlen: Bis 11 Uhr darf man das Zimmer noch nutzen. Das kommt durchzechten Partyhasen natürlich etwas entgegen, obwohl ein weiterer Tag in Berlin noch besser gewesen wäre. Naja, nächstes Mal! Jedenfalls ist das Wetter herrlich, wie im Bilderbuch und deswegen ideales Abreisewetter!

Vom Auto aus gibt es noch mal die wichtigsten Sehenswürdigkeiten bei strahlendem Sonnenschein und vorschriftsmäßigen Wolken im Schnelldurchlauf: Das Rote Rathaus, sowie der Fernsehturm, Potsdamer Platz, …

Die Rückfahrt verläuft ruhig bis schläfrig. Zumindest für einige, bis wir dann…

… Torben in Schwerin absetzen und dann direkt weiter nach Glinde fahren, um dort eine leckere Currywurst zu essen. Derart gestärkt geht es wieder weiter, um den heimatlichen Hafen in Hamburg anzusteuern — bis zum nächsten Mal!

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