2010-03 Erste Dienstreise nach Toulouse
Die Königin der Lüfte — die Concorde! — vom 10. bis zum 12. März 2010
Meine erste Dienstreise zu Airbus nach Toulouse. Leider nur eine sehr kurze, dafür aber eine sehr eindrucksvolle Reise, denn es steht ein Besuch der Königin der Lüfte auf dem Programm: Die Concorde, dass schnellste Passagierflugzeug der Welt — leider mittlerweile ja nur noch am Boden.
Neuer Job, neue Dienstreise. Irgendwie hat es sich bisher immer ergeben, dass ich aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit auf Dienstreise gehen durfte. Und so kommt es, dass sich schon eine ganze Reihe an Trips aufsummiert hat. Neues Ziel dieses Mal, wie sollte es im europäischen Flugzeugbau anders sein, ist Toulouse!
Im Gegensatz zur Medizin-Branche ist in der Luftfahrt das Geld etwas knapper, so dass die Reisen etwas kürzer ausfallen. Daher sind es nur 3 Tage in Toulouse. Dafür geht es aber vom Werksgelände Finkenwerder aus mit dem Charter-Flieger direkt nach Toulouse. Sehr komfortabel, denn man kann mit seinem Airbus-Werksausweis einchecken. Man sitzt in einer kleinen Lobby und ist etwa 5 Meter vom Flieger, einer Fokker 100 entfernt.
Fokker? Bei Airbus? Ja. Auch im Flugzeugbau sind die rosa Zeiten und damit die Zeiten, wo sich Airbus eine A319 (dem effizientesten Passagierflugzeug überhaupt) geleistet hat. Mittlerweile wurde eine nur noch halb so große Fokker von Anno Knipp in Betrieb genommen, die von der weltbekannten Airline OLT (Ostfrisische Lufttransport GmbH) betrieben wird. Das ganze ist klein, aber unglaublich familiär!
Man wartet in besagter Lobby und kann zuschauen, wie das Personal die Koffer durch einen Durchbruch im Gebäude heraus und 5 Schritte weiter im Flugzeug verstauen. Irgendwann kommen dann die Piloten und sagen: „Wollen wir losfliegen?“ Alle rein in den Flieger und ab geht die Post. Morgens in die eine Richtung, Nachmittags wieder zurück. Immer im Dreieck zwischen Frankreich, England und Deutschland.
Das Hotel ist in diesem Falle direkt am Flughafen und ist das Holiday Inn Airport Express. Wie es der Zufall so will, ist die Preisstruktur optimal an die Reisekostenrichtlinie von Airbus angepasst. Dafür kann man auch zwischen einem weichen und einem harten Kopfkissen wählen, sofern man denn alleine in dem Doppelbett schläft. Hervorzuheben ist natürlich die blaue Hintergrundbeleuchtung im Badezimmer, denn Blau macht bekanntlich glücklich, erschwert aber das Fokussieren ungemein!
Apropos Badezimmer. Dieses glänzt nicht nur durch die glückliche Beleuchtung sondern auch noch durch einen bemerkenswerten Trick: Die Tür zum Badezimmer ist gleichzeitig die Tür, um die Toilettenecke zu verschließen. So kann man in ruhe dort in seiner kleinen Kabine sitzen, während der Rest des Badezimmers für den eventuellen Begleiter weiterhin benutzbar bleibt! Aber auf Dienstreisen hat man ja in der Regel ein Einzelzimmer… Wenn auch in diesem Falle eines mit (doppelter) Verbindungstür zu meinem Kollegen!
Mit doppelten Türen scheint es dieses Hotel zu haben. Nicht nur im Bad und zwischen den Zimmern, sondern auch im Fahrstuhl. Und da auch noch über Eck! So etwas sieht man wahrlich selten…
Apropos selten: Selten in Europa ist ebenfalls ein Eis-Spender, der einsam und Verlassen auf dem Flur steht. So etwas kenne ich persönlich nur aus Amerika, wo Eis anscheinend ein Statussymbol ist und man immer Unmengen davon serviert bekommt!
Und da ist sie, die Königin der Lüfte! Das schnellste Passagierflugzeug, was es je gab. Mit mehr als zweifacher Schallgeschwindigkeit das Statussymbol der Franzosen und Engländer, welches von 1969 (!) bis 2003 betrieben wurde! Damals ohne Computerhilfe entwickelt, im Windkanal an Modellen getestet und in der Form optimiert. Im Flug verlängert sich die Concorde aufgrund der Luftreibung übrigens um satte 14cm, wodurch es im Innenraum zwischen einigen Armaturen zu Luftspalten kommen kann, die am Boden nicht sichtbar sind.
Und diese sagenumwobene und wirklich ästhetische Majestät steht nun bei Airbus in Toulouse auf dem Werksgelände. Dort ist Fotografieren natürlich strengstens verboten. Aber freundlicherweise haben die Toulousianer die Concorde direkt an den Werkszaun geschoben und dort fest gezurrt, so dass man sie auch als nicht Firmenangehöriger aus der nähe betrachten und sogar ablichten kann!
Steht man dann vor oder gar unter ihr, stellt man fest, wie klein diese Maschine doch ist! Sie ist zwar mit gut 60 Metern Länge exakt zwischen einer A320 (Mallorca-Fliege) und einer A340 (Langstrecke) aber die Concorde ist dünn wie ein Bleistift! Pro Reihe gibt es nur 4 Sitzplätze. Und die Fenster sind selbst im Vergleich zu Flugzeugfenstern winzige Gucklöcher.
Nichts desto trotz ist es wirklich ein faszinierender Anblick, den man mal genossen haben muss. Ein Jammer, dass dieses Prestige-Objekt (und Groschengrab) nicht mehr fliegt. Aber wer weiß, vielleicht wird sie ja doch noch einmal neu aufgelegt…
Und schwupps sind die 3 Tage auch schon wieder rum und es geht zurück nach Finki, FXW. Der Rückflug ist weniger entspannt, denn Airbus Toulouse hat keinen eigenen Flughafen, sondern nutzt den internationalen Flughafen für die Produktion und den Charter nach FXW. Aber es wären keine Franzosen, wenn A-F keinen eigenen Tower hätte. Der Airbus Tower in Toulouse muss zwar immer vorher erst mit dem Toulouse International Tower Rücksprache halten, aber sie haben einen eigenen Tower!
Das Einchecken ist dann auch normal-nervig, wie bei jedem Urlaub mit vielen Menschenmassen, nervigen Kontrollen und langen Wartezeiten. Also weitestgehend unspektakulär und langweilig. Dafür kann man bei gutem Wetter aber auch als normal Sterblicher die eine oder andere Maschine sehen, wie zum Beispiel die Beluga, die halt so heißt, weil sie auch ausschaut, wie ein Wal…