2010-08 Andalusien von oben bis unten

Endlich wieder an der Costa del Sol — vom 12. bis zum 15. Mai 2010

Lang langs ist es her, dass wir in Torre del Mar waren. Also höchste Zeit, mal wieder an die Costa del Sol zurück zu kehren und die Gegend neu zu erkunden. Neben Der Schneejungfrau in Granada steht dieses Mal noch Cordoba auf dem Programm.

Hinflug

Wir starten am Flughafen Hamburg. Jan und Frank waren so lieb, und haben uns begleitet und winken mit Taschentüchern hinter uns hinterher. Nein, aber im Ernst: Wir gönnen uns einen kleinen aber teuren Snack im Obergeschoss des neuen Flughafenterminals. Guckt man in die eine Richtung, sieht man die Koffer verschwinden, guckt man in die andere Richtung, sieht man die Flieger…

Apropos Koffer und Flieger: Wir sitzen mal wieder so günstig, dass wir beim Einladen zuschauen können. Und nein, der City-Hopper von Air Berlin hat uns nicht nach Malaga gebracht!

Wir sind standesgemäß mit einem A321 (schon ein etwas betagteres Modell) geflogen. Und was sieht man auf dem Bild? Richtig! Die Airbus A320 Familie sind die einzigen Flieger der Standardklasse mit einem Mittelgang (Single Aisle), die auch Standardcontainer der Luftfracht befördern können! Das können die B-Flieger der selben Größe nämlich nicht Smile.gif

Und während ich mich mit alten und vor allem klebrigen Gute-Laune-Drops rumärgern muss, nimmt mein Herr Gemahl eine dreifache Butter-Spritzgebäck-Mahlzeit zu sich! Wenn das mal keine Gleichberechtigung ist…

Wir waren schon eeewig nicht mehr in Torre. Genau gesagt 8 Jahre nicht mehr. Und es scheint sich eine Menge in Spanien getan zu haben! Denn überall auf den Bergkämmen gibt es Propeller! Nicht umsonst hat Spanien nach Deutschland den höchsten Anteil an regenerativen Energien…

Und dann sind wir da, am Flughafen von Malaga. Auch hier hat sich eine Menge getan. Die schlichte Abflughalle mit der riesigen freitragenden Decke hat einen nicht minder imposanten Anbau bekommen.

Mietwagen abholen. Nach Torre fahren. In der neuen Verkehrsführung total verwirrt in der Innenstadt landen und dann sind wir schließlich da, wo wir hergekommen sind!

Moment mal! Wer unsere Wohnung in Torre del Mar kennt, weiß, dass man gar nicht auf dieses Gebäude schaut (wenn überhaupt, dann auf die andere Seite davon). Das war nämlich so: Schlappe 5 Tage vor unserem Abflug ruft mein Vater an und sagt, dass wir die Wohnung doch nicht haben können, weil sie anderweitig vermietet ist, er aber schon Ersatz für uns gefunden hat. Er weiß zwar nicht, wo die Wohnung ist, aber die Putzfrau hat sie organisiert…

Mit ein Grund, warum wir wieder an die Costa del Sol wollten, ist unsere Wohnung und die ganzen Renovierungen der letzten 8 Jahre! Nun denn, dann haben wir halt einen Grund, wieder zu kommen!

Morgens

Kaffee gehört in Spanien zu den Grundnahrungsmitteln.

An dieser Stelle muss noch mal ein kleiner Einschub her: In Deutschland versteht man unter Kaffee Filterkaffee, der hier vollkommen wertneutral abgehandelt wird, und durchaus auch sehr lecker sein kann. Der Spanier versteht, ähnlich wie der Italiener, unter café jedoch einen Espresso! Von daher ist es unnötig, explizit einen Espresso zu bestellen. Jedoch hat man sich gerade in touristischen Gegenden schon sehr auf die Denkweise der Gäste eingestellt, so dass man mittlerweile leider wieder dazu übergehen muss, einen Espresso zu bestellen — zumindest, wenn man der Landessprache nicht halbwegs fließend mächtig ist.

Das merkt man vor allem am Preis. Sowohl im Supermarkt, als auch in der Bar, der in beiden fällen unter einem Euro pro Tasse bzw. halbem Pfund liegt.

Bereits auf Mallorca gehören Churros bei uns zum Frühstück dazu. Allerdings gibt es, wie bei so vielen Köstlichkeiten, noch diverse regionale Unterschiede. Während man Churros auf Mallorca zumeist nur als Event auf dem Wochenmarkt bekommt, sieht das auf dem Festland schon ganz anders aus. Dort gibt es wie Bäckereien spezielle Läden (Churrerias) oder Bars, deren Hauptprodukt eben diese Churros sind und die dann gegen Mittag schließen.

Und zu den Churros dazu gibt es dann eine heiße Schokolade. Besonders eingefleischte weigern sich sogar, Churros mit Zucker zu essen (los churros no se comen con azucar, se sirven con chocolate). Und diese Schokolade ist kein Kakao, wie man sofort an der Konsistenz erkennen kann. Und es ist noch viel leckerer, als mit Zucker!!!

Oder soll es lieber etwas herzhaftes sein? Auch kein Problem! Wie wäre es mit einem Schlumpf nach Wahl? Dazu ein cafe con leche und schon ist auch der herzhafte deutsche Frühstücksmagen beruhigt…

Mir und meiner Familie war der Begriff pitufo (= Schlumpf) für ein belegtes Brötchen bis dato neu. Aber das kann auch eine andalusische Eigenart sein.

Tags

Torre del Mar liegt zwar, wie der Name vermuten lässt, am Meer, aber man kann ja nicht nur in der Sonne braten — vor allem um die Mittagszeit sollte man das ja auch gar nicht. Und deswegen nutzen wir diese Zeit, um etwas durch den Ort zu schlendern und das eine oder andere Kaltgetränk zu uns zu nehmen.

So haben wir nämlich bei uns um die Ecke ein kleines Lokal entdeckt, welches durch Kleinigkeiten beeindruckt: Obwohl wir nur etwas trinken, gibt’s mal eine kleine Tapa dazu. Oder ein chupito. Oder mal ein Minz-Blättchen im Wasser. Seeehr empfehlenswert!

Apropos Kaltgetränk. Kaffee bei 30 Grad im Schatten? Nicht Jedermanns Sache! Aber es gibt ja den Eiscafe. Wer jetzt eine Vanille-Kugel unter einer Sahnehaube vermutet, liegt in Spanien leider daneben! Der spanische cafe con hielo (Kaffee mit Eis) ist ein doppelter Espresso sowie ein Glas mit Eiswürfeln. Gegebenenfalls tut man den Zucker in den Espresso und löst ihn auf. Danach dekantiert man den Kaffee dann mit Schwung in das Eiswürfelglas. Rührt drei Mal um und hat im Handumdrehen einen herrlich erfrischenden kalten Kaffee! Muss man einfach mal getrunken haben.

Bei unserem Rundgang stellen wir fest, dass sich in den vergangenen Jahren definitiv eine Menge getan hat. So ist zum Beispiel die ehemalige Hauptstraße ist um diverse Kreisel reicher geworden (wen wundert es, findet man doch morgens immer einen in der Cornflakes-Packung).

Abends

Abends geht der Spanier essen. Und mit Abends ist eigentlich eher nachts gemeint. Da man deutsch programmierte Mägen in einem kurzen Urlaub nicht so ohne Weiteres umstellen kann, bedienen wir uns eines leckeren Tricks: Nach dem Strand oder dem Ausflug gehen wir mehr oder weniger ungeduscht in unsere Bar im Hause. Dort gibt es nämlich für schlappe 1,30 EUR eine caña oder cañita und eine Tapa. Bei der caña handelt es sich um ein kleines Bier. Also 0,1l. Das nächst größere Gebinde wäre dann der tubo (Rohr) mit 0,2l, also die Kölsch-Klasse für 1,50 EUR mit Tapa. Und wenn man so 2-3 cañas und verschiedene Tapas (etwa 15 verschiedene selbst gemacht gibt es dort zur Auswahl) verspeist hat, ist der kleine deutsche Hunger erst mal wieder still.

Dann kann man sich in ruhe fertig machen und ist dann gegen 10 fertig fürs Abendessen. Das ist auch die ideale Zeit. Denn der Spanier geht zumeist so gegen halb 11 oder 11 essen. So hat man die Chance, in einem Restaurant noch einen Platz zu bekommen, was um 11 Uhr garantiert unmöglich ist! Zumindest dort, wo es lecker und gut ist.

Unser Lieblingsrestaurant (oder eher eine Bar) ist in der „Poststraße“. Neben den üblichen Verdächtigen bei den Tapas kann man frito verano (frittierter Sommer) sehr empfehlen: fein geschnittenes Gemüse mit etwas Fisch kurz anfrittiert und dann auf den Teller — ein Gedicht!

Weniger empfehlenswert war hingegen das Restaurant in der Avenida Antonio Torre Torre. Früher mal ein tolles Restaurant, heute leider eher durchschnittlich. Das gazpacho war definitiv nicht die kulinarische Erfüllung. Nett ist zwar die Idee mit dem Eiswürfel, damit die kalte Tomatensuppe auch kalt bleibt, aber mit dieser Idee konnten sie den Geschmack leider nicht verbessern. Schade eigentlich!

Nachts

Nach dem Essen sollst Du ruh’n…

… oder 1000 Schritte tun!

Daher entscheiden wir uns zumeist abends für einen Spaziergang an der Strandpromenade.

Erstaunlicherweise ist nämlich oft Vollmond, wenn wir im Urlaub sind!

An der Promenade gibt es neben den vielen Leuten von Jung bis Alt auch noch jede Menge anderes zu gucken: Die Zubereitung von Sardinen am offenen Feuer für die paar chiringuitos, die es direkt am Strand gibt und die ebenfalls noch bis spät in die Nacht geöffnet haben.

Oder aber man bestaunt die faszinierende Flora am Mittelmeer! Ein haushoher Baum mit prächtigen Blüten, die selbst um Mitternacht noch geöffnet sind, aber mit einem bedrohlich wirkenden Stamm!

Aber der eigentliche Höhepunkt unseres allabendlichen Strandspaziergangs ist zweifellos die Jugend-Kombo, die immer in der Nähe des Leuchtturms ihre Performance hinlegt. Denn es wird weit mehr geboten, als nur Musik! Diverse Show-Acts lockern das Programm aus rhythmisch-moderner Musik herrlich auf und, wie sollte es anders sein, es lockt die Spanier um ihr Tanzbein zu schwingen!

Den Absacker gibt es dann als granizado in der Heladeria Alicantina. Fazit: Nicht zu süß, nicht zu wenig Eis. Wir sind nicht enttäuscht Smile.gif

Sierra Nevada

Es geht hoch hinaus, in die Berge! Von Torre del Mar aus geht es kurz nach Osten und dann gleich gen Norden in die Berge hinauf auf die höchste Straße Europas auf den Pico La Veleta.

Weil diese Straße sehr hoch, gut ausgebaut und wenig befahren ist, wird sie gerne für europäische Autobauer als Teststrecke missbraucht. Und so sehen wir auf unserer Fahrt sage und schreibe 4 Testfahrzeuge und einen richtigen Erlkönig von Opel.

Angst wegen langsam fahrenden Fahrzeugen braucht man bei den Testfahrten übrigens nicht zu haben. Die bewegen sich lieber am anderen Ende der Tachoscheibe — was nicht minder gefährlich ist!

Früher, vor 1995 konnte man mit dem Auto noch ganz hoch fahren, bis an die Spitze. Mittlerweile geht das allerdings nicht mehr, und man wird frühzeitig, kurz nach dem letzten Ort auf einen Parkplatz verwiesen. Praktischerweise stehen dort auch die ganzen Andenkenläden.

Unmittelbar hinter dem Parkplatz kommt noch ein militärisches Gebäude und die Fangzäune für die Ski-Fahrer im Winter. Denn in der Sierra Nevada gab es schon die eine oder andere Weltmeisterschaft.

Unser erstes Ziel ist die Virgen de la Nieve, die Schneejungfrau. Sie steht kurz hinter der Schranke und ist bequem zu Fuß zu erreichen. Eine Statue und ein Altar. Schlicht. Schön. Faszinierend!

Wer weiter hoch hinaus möchte, kann entweder den Bus nehmen (selbstverständlich fährt ein Bus bis an die Spitze, die jedoch nichts Besonderes birgt, außer, dass sie das Ende der höchsten Straße Europas ist) oder man geht zu Fuß weiter. Aber Obacht: Die Luft ist in 3000 Metern Höhe schon merklich dünner, und wenn man dann auch noch Bergauf geht, dann kann es gern mal eng werden mit der Sauerstoffversorgung!

Aber die Anstrengung wird mit einer im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubenden Aussicht belohnt. Die Luft ist angenehm erfrischend und kristallklar. Eine unglaubliche Weitsicht bis runter ins Tal, wo unser nächstes Ziel auf uns wartet: Granada!

Panorama – Sierra Nevada

Obwohl Ende August gibt es in 3000 Meter Höhe immer noch Schnee. Oder das, was davon übrig geblieben ist: Die eine oder andere kleine Schneezunge, die eher grau als weiß ist. Auch ist es kein fluffiger Pulberschnee, sondern ehr eine Eisschicht. Aber kalt isser trotzdem und läd natürlich ein, irgend welche Dummheiten im Schnee zu machen… Und die Aussicht ist natürlich nach wie vor ein Gedicht und mit der klaren (und dünnen) Luft im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend!

Aber bevor es wieder runter geht, ist noch etwas Spaß angesagt. Denn es gibt nicht viele Orte auf der Welt, wo man bei 30°C am Strand in der Sonne braten kann und eine Autostunde später im Schnee toben kann! Und das macht so richtig Spaß, auf dem Mini-Gletscher rauf und runter zu rutschen! Noch dazu, wenn man ein altes Brett als Snowboard missbrauchen kann…

Für Freunde von alten, verfallenen, leerstehenden Bauten wird auch in 3000 Metern Höhe etwas geboten: Ein ehemaliges Observatorium lädt quasi zum hineinkrabbeln und hinaufklettern ein! Freundlicherweise hat schon jemand zuvor die zugemauerte Tür wieder vollständig geöffnet, so dass man das Gebäude problemlos betreten kann. Die Bausubstanz scheint noch in Ordnung zu sein — trotz der vermutlich nicht besonders angenehmen Witterungsverhältnisse im Laufe der Jahre…

Auf dem Rückweg gibt es dann noch einen Zwangs-Halt, bevor wir uns durch die Berge wieder ganz hinunter ins Tal schlängeln: Eine Quelle kurz vor dem letzten Ort (wenn man von unten kommt). Sie liegt etwas versteckt neben der Straße und man muss ein paar Stufen hinunter gehen, wenn man denn einen Schluck kristallklares, sauberes und eiskaltes Wasser trinken möchte.

Granada

Wenn man aus den angenehm kühlen Bergen kommt, ist die Fahrt in die Stadt Granada sicherlich wie ein Sprung in eine gut durchgeheizte Fritöse. Es ist heiß. Unglaublich heiß. Und es geht absolut kein Lüftchen. Da vergeht einem jegliche Lust an einem Stadtbummel mit Blick in die Schaufenster. Auch die in den Gassen gespannten Tücher sind zwar gut gemeint und spenden Schatten, jedoch unterbinden sie leider den kläglich verbleibenden Rest an Luftzirkulation. Wir merken: Es ist August!

Ist man ein Mal in der Innenstadt, kommt man unweigerlich ins Zentrum und damit auf den Vorplatz der Kathedrale. Ein von außen recht schlichter Bau, dennoch würden wir ihn gerne von innen betrachten. Vermutlich treibt uns die Hoffnung nach halbwegs angenehmer Kühle dank dicker Kirchenmauern. Wir gehen also rechts an dem Portal vorbei (wieso kann man Kirchen eigentlich nie durch den Haupteingang betreten) und sehen gleich darauf das Eingangsschild. Wir bezahlen Eintritt (3,50EUR pro Person) und sind drin.

Tatsächlich ist es kühler. Nur sind wir leider nicht in der Kirche, sondern im dazugehörigen Museum! Wie ich überrascht feststellen muss (und wenn ich im Geschichtsunterricht der spanischen Schule etwas mehr aufgepasst hätte, dürfte es mich nicht überraschen) liegen hier die Gebeine der Reyes Catolicos, der ersten Spanischen Könige Isabelle de Castilia und Fernando de Aragon, die im Jahre 1492 (übrigens das Jahr der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus) das bis dahin von den Arabern besetzte Spanien zurückerobert haben. Als letztes fiel die arabische Festung in Granada, die Alhambra.

Betrachtet man das Grab von hinten, stellt der aufmerksame Beobachter fest, dass der Kopf der linken Person tiefer in das Kissen eingesunken ist, als der der rechten! Links liegt Isabella und der Künstler hat so dargestellt, dass sie im Allgemeinen als die intelligentere der Beiden galt…

Der Eingang in die Kirche befindet sich praktischerweise direkt neben dem Ausgang vom Museum. Ferner kostet der Eintritt in die Kirche weitere 3,50EUR pro Person. Im Gegensatz zum geschichtsträchtigen und eindrucksvollen Museum (wenn man weiß, worauf man achten muss — ich hab also doch nicht so ganz in der Spanischen Schule geschlafen) ist die Kathedrale eher nüchtern bis langweilig und unspektakulär.

Schließlich geht es erschöpft wieder durch die Berge heimwärts Richtung Meer und Torre del Mar…

Torre

Panorama – Torre del Mar bei Nacht

Ein Besuch auf dem Dach lohnt sich in Torre del Mar sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie ruhig die sonst so laute Stadt einem nachts zu Füßen liegen kann… Und durch die hell erleuchtete Strandpromenade hat man das Gefühl, dass sich besonders helles Leuchtband die helle Stadt von dem Schwarzen Meer trennt.

Wir gehen Shoppen. Und zwar so richtig. Denn Torre del Mar verfügt auch über ein Einkaufszentrum. Genauer gesagt liegt El Ingenio exakt zwischen Torre und Velez Malaga. Hierbei ist zu sagen, dass Velez die eigentliche Kommune ist, denn sie verfügt über das Rathaus, Torre hingegen ist „nur“ ein dazugehöriges Dorf. Unnötig zu erwähnen, dass es ob der höheren Attraktivität von Torre del Mar gegenüber Velez Malaga andauernd knartsch zwischen den beiden Orten gibt.

Um die Spannungen abzubauen und beide Ortschaften näher zusammen zu bringen und gleichzeitig das Krankenhaus und das Einkaufzentrum per ÖPNV zu verbinden hat man vor ein paar Jahren eine Straßenbahn gebaut, die in Torre vor der Kirche abfährt und auch zwischendrin ein paar mal hält. Getreu dem Motto: Wenn sie jetzt links aussteigen ist es 11:43 Uhr und 29°C

Die Komplexität der Fahrpreisermittlung ist im vergleich zum Hamburger HVV geradezu lächerlich! Jede Fahrt, egal wie weit, kostet 1,80EUR. Eine Station. Ein Mal von Torre nach Velez. Ein Mal von Velez zum EKZ. Ein Mal von EKZ nach Torre. Egal. Einheitspreis. Wird vom Schaffner kassiert. Wie in alten Zeiten. Herrlich!

Im Gebäudekomplex hat man dann alles. Ein Riesen-Eroski, viele kleine Marken-Boutiquen, Bars, Restaurants, ein Kino und natürlich darf auch eine Spielhölle nicht fehlen. Irgendwo müssen die Kids doch den Tag verbringen — Spanien ist halt etwas anders…

Apropos anders. Dinge die man nicht vermisst sind Mofas ohne Schalldämpfer. Die kennt man aber auch von Mallorca. Was es dort aber nicht gibt, sind die Werbe-Autos, die (Gott sei Dank nur) Tagsüber durch die Straßen fahren und per Lautsprecher diverse Produktinformationen (meistens für Clubs oder Diskotheken) preisgeben.

Apropos anders. Mittlerweile kommt man ja auch in Deutschland ganz langsam auf die Idee, dass man hässliche Müllcontainer vielleicht besser unter die Erde verbannen sollte und nach oben nur eine kleine Öffnung zur Verfügung stellt. Das macht das Stadtbild gleich viel angenehmer und der Müll, der in Spanien ohnehin täglich abgeholt wird, hat noch nicht einmal die Chance, den Gärprozess in der Wärme zu starten…

Strand

Der Strand von Torre del Mar ist vermutlich das genau Gegenteil von den weißen Sandstränden der Malediven: Er besteht aus grauem Kies. Das hat dann auch zur Folge, dass die Temperatur des „Sandes“ in astronomische Höhen steigt. Schuhe sind hier Pflicht! Nimmt man einen Strandspaziergang von etwa 20 Minuten auf sich und geht westwärts, so verlässt man bald den ausgebauten Teil von Torre del Mar und der längsten Promenade der Costa del Sol, kommt am Restaurant Eucaliptus und dem Rio Seco vorbei. Und dahinter beginnt dann der FKK Bereich. Inklusive einer Bar, wo angezogene nicht bedient werden. Der Vorteil neben dem nackigen Baden: Hier ist es wesentlich ruhiger, als am Hauptstand, wo es voll und laut ist.

Allerdings hat man auch hier nicht immer seine Ruhe. Denn zum Einen wird wirklich gearbeitet und der Müll aus dem Meer gefischt. Zum Anderen gibt es schon seit Jahren die Werbe-Flugzeuge, die unaufhörlich den gesamten Strand der Costa del Sol abfliegen und für alles Mögliche Werbung machen. Ob man da mal ’nen Stündchen mitfliegen kann?

Zwischen Eucaliptus und dem Rummelplatz gibt es aber noch eine Neuerung: Zwei Lounge-Bereiche direkt am Strand. Mit lauter aber keinesfalls aufdringlicher Chill-Out-Musik kann man hier unglaublich entspannt auf weißen (!) Sofas, in weißen (!) Himmelbetten oder weißen (!) Liegestühlen den Strandtag verbringen und sich sogar mit Blick aufs Meer massieren lassen!

Ferner beachte man noch die Reetdach-Kunst der Spanier! Ganz mediterran wurde hier eine kleine Welle in das Dach mit eingearbeitet. Sensationell!

Unnötig zu erwähnen, dass auch wir dort nicht tatenlos vorüber gehen konnten und dass wir auf einen erfrischenden Erdbeermilchshake eingekehrt sind und uns auf ein Sofa gelümmelt haben.

Einziger Wermutstropfen: Der Preis ist alles andere als entspannt — aber wen wundert’s!

Arbeiten, wo andere Menschen Urlaub machen? Wir haben das ja bereits getan. Aber wie sagte Goethe im Faust so schön: Beim ersten bist Du frei, beim zweiten bist Du Knechte! Und so kommt es, dass wenn man im Urlaub mit dem Boot eine Runde drehen möchte, man es abends auch wieder irgendwie an Land bekommen muss. Und dann muss gearbeitet werden. Und zwar richtig!

Cordoba

Unterwegs

Der Weg nach Cordoba von Malaga aus führt überwiegend durch die Berge und durch das andalusische Hinterland. Da Spanien schon seit Jahren Unmengen an Geld in den Ausbau der Autobahnen investiert, ist die Fahrt dahin jedoch ein Kinderspiel durch Tunnel und über Brücken. Auch aufgeständerte Kreisel sind hier genau so Usus, wie auf Mallorca.

Es juckt mich ja immer wieder in den Fingern, wenn ich diese Not-Bremsspuren sehe. Da möchte man doch einfach mal gerne mit dem eigenen (Miet-)wagen hinein fahren. Im Gegensatz zu Deutschland sind diese Spuren hier nicht mal Sackgassen, sondern man kommt problemlos dort wieder vorwärts raus! Aber Unterboden ist bei Mietwagen ja leider selten mit versichert Frown.gif

Das gibt es in Deutschland wahrlich selten. Aber in Spanien blitzt und blinkt es überall und vor jeder gefährlichen Kurve. So hell, dass man es selbst bei strahlendem Himmel mittags um 12 Uhr problemlos sehen kann.

Und dann noch mehr, was das E-Techniker-Herz höher schlagen lässt: Induktivitäten an Hochspannungsleitungen, um die Leitungskapazitäten zu kompensieren — ist doch klar, oder?

Aber auch für Natur-Liebhaber ist etwas dabei: Olivenplantagen, soweit das Auge reicht! Irgendwo her muss das ganze Olivenöl ja kommen, was nach ganz Europa verkauft wird. Nur in die Nähe einer Olivenöl-Fabrik sollte man sich nicht begeben — zumindest nicht, ohne vorher die Fenster zu schließen!

Innenhof

Die Mezquita. Seinerzeit erbaut von den Mauren, die Spanien bis 1492 etwa 100 Jahre lang besetzt haben. Bevor man in die Tempelanlage hinein kommt, gelangt man in den Innenhof mit seinen Orangenbäumen, die einen angenehmen Schatten spenden, der in Verbindung mit dem Wasserspiel sehr erfrischend bei der sonstigen Wärme wirkt. Für Such-Fans sei angemerkt: 2 Bäumt im Hof sind keine Orangenbäume!

Und dann geht es hinein, in das seinerzeit größte überdachte Gotteshaus der Welt mit einer ganz außergewöhnlichen Besonderheit: Es ist eine Moschee und Kathedrale zugleich! Denn mit der Rückeroberung von Cordoba beschloss man, die Mitte der Moschee zu entkernen und dort eine Kathedrale zu errichten und so maximale Schande über die Besetzter zu bringen…

Arabisch

Kaum ist man drinnen, steht man in Mitten eines Waldes von Säulen und Bögen in klassischem Weiß und Rot gehalten. Egal, in welche Richtung man schaut, man hat definitiv das Gefühl der Unendlichkeit dieser Anlage und der nicht enden wollenden Zahl von Säulen. Der ganze Raum ist angenehm kühl und in einem dunklen aber angemessenen Licht gehüllt und man hat definitiv nicht das Gefühl einer künstlichen Beleuchtung.

Hier sind auf einer Fläche von ca. 23.000 Quadratmeter knapp 900 Säulen verteilt. Diese Moschee hat in ihrer maximalen Ausbaugröße Platz für über 40.000 Menschen geboten.

Rom wurde bekanntlich nicht an einem Tag gebaut. Die Mezquita auch nicht. In insgesamt 4 Stufen wurde sie unter verschiedenen Herrschern kontinuierlich erweitert und vergrößert. Der letzte Anbau (dunkelrot im Foto) war dann auch nicht mehr symmetrisch und nur noch Malle anstatt Klasse. Das macht sich besonders in der Ausschmückung und Ausführung der Säulen bemerkbar. Dort sind sie weit weniger prunkvoll als im ursprünglichen Teil der Moschee. Und hier und dort erkennt man noch alte Mauern mit „halben“ Säulen, die dann einer Erweiterung zum Opfer gefallen sind.

Panorama – Mezquida de Cordoba

Das „Ende“ der Mezquida. Eigentlich das Zentrum oder wie auch immer man den Platz nennen mag. Örtlich befindet er sich jedenfalls am anderen Ende, gegenüber von Eingang. Dies ist der Ort, wo der Immam steht und seine Predigen hält. Dieser kleine Raum dahinter ist im übrigen eine Sackgasse. Verwunderlich ist es jedoch, dass das ganze nicht gen Mekka ausgerichtet ist…

Panorama – Mezquida de Cordoba 2

Der Kopf der Mezquida noch mal im Querformat. Dadurch, dass die gesamte Anlage mehrfach erweitert worden ist, ist dieser Punkt aus der Mitte heraus gerutscht und liegt nun seitlich nach rechts versetzt. Im Laufe der Zeit wurde dieses Gotteshaus mehr als verdoppelt und das nicht symmetrisch. Jedoch kann man das von dem „Hauptschiff“ aus gar nicht erkennen, da es am Kopfende durch eine Mauer nach wie vor einen symmetrischen Eindruck macht.

Katholisch

Und mitten in dem Wirrwarr an Bögen gibt es dann auf ein Mal eine katholische Kirche mit all dem Prunk und Gold, den man erwartet. Altar, Bänke, eine Monstranz und eine Orgel. Alles so, als wenn es außen herum keine arabischen bögen gäbe. Wendet man den Kopf aber nur ein Wenig zur Seite, so springen einem sofort wieder die rot-weißen Doppelbögen ins Auge. Diesen krassen Gegensatz muss man einfach mal live erlebt haben!

Innenstadt

Es ist heiß. Und zwar so richtig heiß! Mit knapp 50 Grad kommt so richtig Freude auf und man merkt spätestens jetzt, dass man weit weit entfernt von der Küste und von kühlenden Winden ist.

Im Nachhinein stellen wir dann auch fest, dass es fast vergeblich war, das Auto in der Tiefgarage zu parken, denn es ist nach wie vor sehr warm im Wagen. Aber wer weiß, wie sehr sich so ein Auto aufheizen kann, wenn man es am Straßenrand abstellt. Von daher war das mit der Tiefgarage vielleicht doch keine so schlechte Idee!

Es scheint Usus zu sein, dass die Gassen in der Innenstadt mit weißen Leinentüchern beschattet werden. Immerhin schaut es sehr gut aus, auch wenn man den Effekt wenig spürt — aber wer weiß, wie es ohne wäre!

Viel effektiver sind dagegen Gassen, wo ein leichter Wind hindurch wehr und wo es vielleicht sogar den einen oder anderen erfrischend grünen Innenhof gibt.

Markt

Der Markt in Torre del Mar ist noch ein sehr klassischer Wochenmarkt und, wie so vieles andere auch in Andalusien, kaum mit Mallorca vergleichbar. Allerdings behaupte ich mal, dass diese schöne Ansammlung von bunten Ton-Schüsseln und Töpfen nur hier auf dem Markt richtig gut ausschaut. Nimmt man es mit nach Hause (vorausgesetzt, man bekommt es in einem Stück nach Deutschland) hat man sich vermutlich bald dran satt gesehen und tut es weg…

Aber so ein Markt-Tag ist auch eine kostenlose Zeitreise in die Vergangenheit. Denn ab einem bestimmten Jahrgang kann man sich noch an sie erinnern, die klassische digitale Uhr mit dem metallenen Gliederarmband von Casio! Und es gibt sie wieder — nicht von Casio, aber auch Made in China. Und das wahlweise in Silber oder Gold!

Aber auch hier hat der Fortschritt Einzug erhalten: Statt der Mini-Glühlampe (bei der das Display immer ganz schwach wurde) gibt es nun eine flächige und modern-blaue Hintergrundbeleuchtung!

Kirche

Die Kirche in Torre del Mar ist etwas moderner — in jeglicher Hinsicht! Sowohl das Gebäude an sich ist sowohl von innen als auch von außen sehr modern bzw. aus den 70ern…
Schalt das Handy aus und Dein Herz ein

Gott braucht kein Handy um mit Dir zu sprechen

Gott wird Dich nicht auf dem Handy anrufen

… als auch die Anschläge am schwarzen Brett!

Pool

Zum Haus gehört auch ein Pool. Das ist in Torre zumeist Standard. So auch in unserem Haus. Und wie meistens auch, ist ein Gemeinschaftspool mit mehreren Häusern.

Woran man erkennt, dass diese Hausgemeinschaft fest in deutscher Hand ist? Der Pool ist zur Mittagszeit geschlossen! Man will ja schließlich seine Mittagsruhe haben, gell?

An dieser Stelle noch ein paar Worte zum spanischen (!) Rasen. Normaler Rasen ist ja wie folgt aufgebaut: Erde und darüber die Grashalme. Fertig. Nicht so der spanische Rasen. Da ist natürlich unten auch die Erde und oben die Grashalme. Dazwischen gibt es aber ein ca. 5-10cm hohes Geflecht aus Luftwurzeln! Und die haben es in sich, denn sie sorgen für ein bis dato unbekanntes und genial federndes Geh-Gefühl!

Der Pool selber ist klein. Und dadurch auch fast schon unangenehm warm. Aber nur fast. Und die Architekten haben auch nicht ganz geschlafen bei dem Bauen der Anlage, so ist der Pool trotz der vielen Hochhäusern drum herum doch stets teilweise in der Sonne und teilweise im Schatten. Was will man Meer?

Feria

Feria in Torre del Mar. Also Jahrmarkt. Oder Rummel. Oder wie auch immer man es regional nennt. In Spanien nennt man es feria. Wer ein Mal die Gelegenheit hat, dort hin zu gehen (generell in Spanien, nicht speziell Torre), der sollte man eine Tüte Chips kaufen. Ja, genau, diese ganz fettigen! Denn die werden selbst gemacht! Großer Topf mit Fett. Drüber eine Kartoffel-Schneidemaschine mit Kurbel, drei mal drehen, kurz warten, Kartoffeln raus fischen und hhhmmm… Lecker!

Blöd sind sie ja nicht, die Spanier! Denn es gibt keine größeren Umsatzbremsen, als ungeduldige Eltern, die weiter gehen möchten und nicht warten möchten, während ihr Kind im Karussell seine Runden dreht. Aber wenn man diese Wartezeit ganz entspannt verbringen kann, dann ist es auch ein Mal gar nicht so schlimm für die Eltern! Und deswegen stehen bei den Kinderkarussells immer eine Hand voll Stühle, damit sich die Eltern in aller Ruhe hin setzen können und quatschen können! Das kurbelt den Umsatz an…

Apropos Kurbeln. Der Spanier ist ja nicht blöd, erwähnte ich das schon? Auf deutschen Rummeln ist der Antrieb der Schiffschaukeln immer unglaublich kompliziert. Ausgefeilte Sensorik senkt und hebt das Antriebsrad (ein normaler Autoreifen) immer im richtigen Augenblick, um das Schiff zu beschleunigen.

Warum so kompliziert? Das drehende Rad einfach auf eine Wippe montiert, die der Kassierer mit seinem rechten Fuß einfach bedienen kann und immer nur im Richtigen Moment runter treten muss! So geht’s doch auch, oder? Zumindest in Spanien!

Und dann sind da natürlich noch die Autoskooter, mit denen man eine Menge Spaß haben kann, wenn man sich denn richtig anschnallt…

Rückflug

Es ist Zeit, aufzubrechen und wieder heim zu fahren. Wir nehmen also Abschied vom Land der interessanten und EFFEKTIVEN Reinigungsmittel…

Und sagen auch „Tschüß“ zu unserer Wohnung, mit der wir in der ganzen Zeit nicht „per Du“ geworden sind. Aber für ein gegenseitiges Respektieren hat es gerade so gereicht. Deswegen machen wir auch wirklich am letzten Morgen erst die Bilder der nicht wirklich schönen Wohnung…

Wir fahren mit unserem Renault Partner zurück nach Malaga und von dort mit dem Shuttle Bus zum Flughafen von Malaga. Es fällt auf, dass das alte Terminal von innen durchaus Ähnlichkeiten mit der Kirche von Torre del Mar hat, oder?
Das Löschflugzeug von Malaga

Der Hafen von Malaga

Paris
Frankfurt

Elbbrücken

Alster

Und dann geht es rucki zucki mit dem Flieger ein Mal quer durch Spanien und über Nordfrankreich dann zurück nach Hamburg.

Zuhause angekommen (dort ist es dann doch am schönsten) wird sogleich die Maschine angeschmissen. Auch unsere Beute wird ein Mal durchgeorgelt. Mit jeder Stange Fortuna hat Marco nämlich ein schickes T-Shirt erstanden. Von den 10 Shirts hat eines die Wäsche nicht überlebt. Und auch an sonsten lässt die Verarbeitung doch sehr zu Wünschen übrig…

Reisekosten

2010-08 Andalusien von oben bis unten — Reisekosten