2014-04 Ostern in Andalusien

Tapas, Prozessionen und Meer! — vom 13. bis zum 20. April 2014

Eine Woche Ostern in Andalusien mit den Murpels. Ein Urlaub mit spanischen Tapas, Schnee in den Bergen und ganz vielen Osterprozessionen. Sprich: Eine Woche Spanien pur!

Auf geht’s

Der Koffer ist schnell gepackt. Man muss sich ja aufs wesentliche konzentrieren. Es geht zusammen mit den Murpels nach Andalusien um denen mal die Semana Santa, die heilige Woche zu zeigen. Denn die Ostertage in Spanien werden schon etwas anders gefeiert, als hierzulande.

Bestens vorbereitet können wir also starten: Die Programme und Routen für viele Prozessionen sind herunter geladen und ausgewertet. Es soll sowohl nach Malaga als auch nach Velez Malaga gehen. In Malaga wird uns eine der größten und schönsten erwarten (so sagt man) und in Velez soll es dafür kleiner aber wesentlich konzentrierter sein.

Da der Flughafen Hamburg derzeit keinerlei Epidemie-Gefahr sieht, starten wir gemütlich mit einem Frühstück im Schach-Cafe zusammen mit Horst und Kurt…

… bevor wir dann nach Malaga fliegen. Irgendwie haben wir dieses Jahr leider unsere Sektgläser vergessen, so dass wir mit dem Standardgeschirr von Air Berlin vorlieb nehmen müssen. Aber der Sekt schmeckt auch so.

Vorher über das Internet haben wir einen Citroen Cangoo oder ähnliches gebucht. Aus vorangegangenen Reisen (unter anderem mit Horst und Kurt auf Mallorca, ebenfalls zu Ostern) wissen wir nämlich, dass man in so einem großen Schiff sehr bequem reisen kann – auch über längere Strecken.

In der Autovermietung angekommen erfahren wir dann von einem glücklichen Upgrade: Wir bekommen einen Mitsubishi Pajero, der im spanischsprachigen Raum allerdings Montero heißt, da Pajero umganssprachlich dort „Wichser“ bedeutet. Da hat jemand wohl nicht ganz aufgepasst bei der Namenswahl.

Das Raumwunder wurde uns mit den Worten übergeben: Bringt ihn einfach wieder, der Rest ist egal. Es ist alles versichert. Einfacher gesagt als getan, denn so ein Umzugskarton auf Rädern (kein Schuhkarton!) will erst mal manövriert werden. Aber nach 2 Tagen hat Marco den Bogen raus und sich etwas in den Wagen verliebt.

Torre del Mar

Wir sind angekommen und haben unseren Panzer relativ dicht um die Ecke geparkt. Vor vielen vielen Jahren bei unserem ersten Besuch in Torre mussten wir ja gefühlt 2 Stunden lang durch den Ort laufen, bis wir endlich da waren, in der Avenida Antonio Tore Tore. Dort haben wir 2 Wohnungen: Ein Mal unsere eigene, die wir dieses Mal sogar bekommen und dann noch eine durch die Putzfrau vermittelte für die Murpels. Letztere liegt nach hinten raus, wir sind also gespannt auf neue Aussichten!

Die Wohnung ist ähnlich geschnitten, gefühlt aber etwas kleiner, obwohl es hier eine offene Küche zum Wohnzimmer hin gibt. Zweiter großer Unterschied: Der Balkon. Ursprünglich war er ebenfalls sowohl durchs Wohnzimmer und durchs Schlafzimmer begehbar, jedoch hat man ihn geteilt und den Wohnzimmer-Teil verglast wohingegen der Teil vom Schlafzimmer nach wie vor offen ist. Leider kann man im Sitzen nicht raus gucken, weil die unteren Schiebeelemente nicht durchsichtig sind.

Die Möblierung ist eine Mischung aus der typisch andalusischen Originalausstattung und modernen Möbeln. Natürlich darf ein Wandschrank nicht fehlen!

Bei „uns“ hat sich auch einiges getan. Es gibt ein neues Sofa und neue Fenster. Gerade letztere sind toll, denn moderne Doppelverglasung ist schon etwas Feines. Gerade im direkten Vergleich zu den einfach verglasten Scheiben im Alu-Rahmen, die in Deutschland nicht mal mehr als Duschkabinen verwendet werden.

Auch das Bad hat eine komplette Überholung erhalten und wirkt schön groß und hell.

Tapas. Kennt jeder – von Deutschland oder Mallorca. Aber nicht so. Nicht so, wie es eigentlich wirklich war und in Andalusien immer noch ist. Denn die Tapa ist eigentlich nur ein Deckel auf dem Getränk – das merkt man spätestens, wenn man es direkt übersetzt. So gibt es zu jedem Getränk immer eine Kleinigkeit dazu. Man trinkt 1 oder 2 Bier (0,1l) und wechselt dann die Bar um dort die nächste Runde einzunehmen. Jede Bar hat auch nur wenige verschiedene Tapas zur Auswahl. Solch ein spanisches Gedeck kostet dann, je nach Tapa zwischen 1EUR und 2EUR.

Gesättigt und durch die Tapa-Runde auch etwas den Ort kennen gelernt geht es total kaputt wieder heimwärts.

Velez Malaga

Frühstück. Obwohl wir ja Ferienwohnungen haben, hat niemand so richtig Lust auf ein Frühstück zuhause. Also gehen wir über die Straße rüber zu Manolo zum Frühstücken, denn dort gibt es alles, was das Herz begehrt: Spiegeleier mit Bacon, gebratene (!) Sandwiches und natürlich Churros con Chocolate! Und wie in spanischer Manier üblich, wird nicht abgeräumt, sondern es türmt sich alles herrlich auf dem Tisch!

Wir lassen es ruhig angehen und machen einen kleinen Bummel durch das nahe gelegene Einkaufszentrum El Ingenio. Früher fuhr hier mal die Straßenbahn. Die war teuer in der Anschaffung und teuer im Unterhalt. Deswegen fährt sie jetzt nicht mehr. Wir nehmen also den Panzer.

Und wo wir schon mal unterwegs sind, fahren wir gleich weiter nach Velez Malaga rauf. Seit ich denken kann, fahren wir schon nach Torre in den Urlaub. Aber irgendwie kann ich mich nie daran erinnern, in Velez Malaga gewesen zu sein. Komisch eigentlich, denn dieser Ort entpuppt sich als sehr charmant!

Erstes Ausflugsziel ist die Burg, die man schon von Ferne sehen kann. Ein Spaziergang hinauf lohnt sich. Zum Einen wegen der Aussicht über den ganzen Ort. Bei schönem Wetter kann man sogar das Meer sehen. Wir erahnen es zumindest. Zum anderen ist die Anlage selber schön angelegt. Blumenbeete und ein paar alte Gänge laden zum hindurch krabbeln ein.

Und natürlich bemerken wir schon die ersten Auswirkungen der Semana Santa, die ja schon seit Palmsonntag voll im Gange ist. Während in Deutschland der Gründonnerstag eher der Stichtag ist, geht es in Spanien schon deutlich eher los. Aber die ganzen Altare wollen auch vorbereitet werden. Das ist alles nicht so einfach.

Den Rest des Tages verbringen wir am Strand. Am ersten Tag muss man zumindest an allem ein Mal kurz geschnuppert haben. Es folgt also ein Bummel auf der immer noch schönen Strandpromenade. Es ist eine der längsten der Costa del Sol. Besonders gelungen finde ich immer wieder die kleinen Wiesen mit den Palmen drauf. So kommen auch Leute, die wenig für Sand übrig haben auf ihre Kosten. Wobei „Sand“ in diesem Falle etwas übertrieben ist. Ein deutlicher Nachteil dieser Ecke, denn das, was zwischen Wasser und Land liegt, ist grau und eher Kies als feinkörnig.

Dennoch hat man es schnuckelig umgesetzt und wir kehren ein in einem der relativ neuen Reetdach-Bars um eine kleine Stärkung zu uns zu nehmen. An dieser Stelle vielleicht noch ein kleiner Tipp zum Ankurbeln des Geschäfts: Diese schicken Himmelbetten am Strand sind ja mehr als verlockend. Aber 10EUR extra dafür zu zahlen ist etwas übertrieben, weshalb wir das nicht gemacht haben. Würde man jedoch einen Mindestverzehr dafür einrichten, hätten wir uns schon lange drauf rum geflezt!

Auf dem Rückweg geht es quer durch die Stadt. An manchen Ecken kann man erahnen, dass Torre del Mar früher ein kleines Fischerdorf war. Diese hübschen kleinen Häuser gibt es immer noch, nur sind sie schön versteckt zwischen den ganzen Hochhäusern.

Woran erkennt man eine gute Tapas-Bar? Genau. Es ist lauf, voll und dreckig auf dem Fußboden. So auch hier. Auf Stil legt man wenig Wert; einheitliche Gläser sucht man vergebens und wenn man am Tresen sitzt (schön aus Edelstahl) und ein neues Bier möchte, dann wird kurzerhand nachgeschenkt anstatt ein neues Glas zu nehmen. Das ist praktizierter Umweltschutz!

Im Übrigen gibt es hier eine grandiose Ensaladilla Rusa, der russische Salat oder die spanische Variante des Kartoffelsalats.

Wir bleiben aber nicht lange, sondern ziehen alsbald weiter…

… um woanders ebenfalls eine Kleinigkeit zu uns zu nehmen. Man beachte das schicke Etui aus altem Kunstleder, wo die Rechnung serviert wird.

Spanien hat übrigens eines der schärfsten Nichtraucher-Schutzgesetze in ganz Europa. Aber dafür sind sie um so liberaler beim Thema E-Zigarette. Des Öfteren haben wir Schilder gesehen, die ausdrücklich das Dampfen in geschlossenen Räumen erlauben!

Als Absacker gibt es einen oder mehrere Cocktails auf der Poststraße. Eigentlich der Paseo de los Larios, aber da dort früher mal die Post war (als man noch Peseten vom Postsparbuch abheben musste), hieißt es für uns immer noch Poststraße. Diese hat sich als Flaniermeile auch ganz gut gemausert!

Apropos Absacker: Spanien mag bezüglich Ostern früh dran sein. Beim Thema Essen & Trinken ist eher das Gegenteil der Fall. Essen vor 21 Uhr ist eher ein Mittagessen. Dementsprechend beginnt das Nachtleben auch nicht vor 3 Uhr. An diesem Rhythmus können wir uns nicht ganz gewöhnen, was aber den Vorteil hat, dass die Lokalitäten relativ leer sind wenn wir kommen, aber sich dann gut füllen, wenn wir einen guten Platz haben.

Sierra Nevada & Granada

Reisewetter. Sprich: Es regnet. Macht nichts, wir wollen ohnehin weg fahren, denn es geht in die Berge nach Granada. Knapp 90 Minuten Fahr stehen uns also bevor. Zeit genug für das Wetter, es sich noch einmal anders zu überlegen. Außerdem ist in den Bergen ohnehin alles anders.

Erstes Ziel ist die Alhambra in Granada. Es wird empfohlen, sich vor einem Besuch über das Internet die Eintrittskarten zu holen. Alternativ kann man in Spanien in vielen Banken auch welche vor Ort kaufen. Keinesfalls sollte man die Tageskassen bemühen. Nun ist es aber so, dass wir in der Semana Santa sind. Und in Andalusien. Und so kommt es, dass die Online-Eintrittskarten bereits 4 Wochen vorher komplett ausverkauft sind! Also versuchen wir unser Glück doch an der Tageskasse, kommen aber exakt 5 Personen zu spät dran. Nun, wir können ja wieder kommen…

2014-04 Panorama Sierra Nevada

Ein Blick in der Sierra nevada — und wenn man ganz genau hinschaut, dann sieht man auch die Virgen de la Nieva, die Schneejungfrau!

Also fahren wir weiter den Berg hinauf. Unser nächstes Ziel: La Virgen de la Nieve, die Schnee-Jungfrau. Man kann sie übrigens von unterwegs aus auch sehen – wenn man denn weiß, wo sie steht!

Und spätestens jetzt weiß man, dass Spanien nicht nur Sommer, Sonne, Strand und Sangria ist, sondern dass Spanien noch ein S mehr auf der Liste hat: Skifahren! Die Sierra Nevada ist Europas südlichstes Skigebiet und auch schon Austragungsort mehrerer Wintersport-Events wie Weltmeisterschaften im Ski und Snowboard!

Der Weg zur Jungfrau ist lang. Und weiß. Und macht Spaß! Schnee ist toll! Zumal wenn die Sonne von oben herunter lacht. Und da es relativ steil bergauf geht, kommt man gut auf Temperatur und es ist alles andere als kalt! Aber wehe, man setzt die Sonnenbrille ab. Dann droht sofortige Erblindung und weiß-überflutung!

Aber der Weg lohnt sich! Die Virgen ist einfach nur schööön!!! Bei der Aussicht hingegen muss man etwas glück haben, aber die Wolken schieben sich schnell vorbei.

Der Nachteil wenn man oben steht ist, dass es dann doch schnell kalt wird. Also geht es wieder runter. Erst zum Auto, dann weiter in die Stadt.

Aber nicht ohne zuvor einen Zwischenstop einzulegen. Denn wenn es eine Quelle auf dem Weg gibt, dann muss man da anhalten. Altes spanisches Gesetz!. Ferner nutzen wir den Halt, um endlich unsere Saugnapfhalterung für die Kamera richtig einzuweihen: unten rechts vorne an den Radkasten kommt sie dran und damit geht es dann ab ins Tal! Das Ergebnis ist dann eines spannenden Video aus einer ganz neuen Perspektive!

Nein, die Orangen sind nix. Die sehen nur gut aus, schmecken aber einfach nur bitter. Schon viele Touristen haben das vorher ausprobiert. Wir sind schlauer…

Und stärken uns in einer kleinen Bar in der Seitenstraße mit etwas weniger vitaminhaltigen, dafür aber um so mehr Kalorien! ñam ñam

Erwartungsgemäß sind auch hier in Granada die Vorbereitungen für die zahllosen Prozessionen in vollem Gange. Übers Internet suchen wir uns spontan noch eine Prozession heraus, die am Nachmittag durch die Stadt ziehen soll. Da aber bis dahin noch etwas Zeit ist…

Gibt es noch einen kleinen Abstecher zur Kathedrale von Granada. Diese ist, zumindest von außen, wenig spektakulär und relativ gut versteckt. Dafür aber um so überlaufener; oh Wunder es ist ja Semana Santa! Wir entscheiden uns also gegen eine Besichtigung des Grabes der ersten spanischen Könige (Los Reyes Catolicos Fernando II de Aragón e Isabel I de Castilla). Statt dessen beobachten wir die hiesige Variante der bekannten Nelken-Frauen, die hier statt der Nelken ihr Glück mit Rosmarin-Zweigen versuchen. Diese wachsen ohnehin an jeder Straßenecke, weshalb ein Nachschub problemlos realisiert werden kann.

Wir hingegen genießen erst mal ein Eis in der Sonne etwas abseits des Trubels in einem kleinen Park.

Ostern in Allgemeinen und die Semana Santa, in Deutschland sagt man auch Kar-Woche dazu, im Besonderen haben ja etwas mit Buße und so zu tun. Möchte man eine dieser Eindrucksvollen Prozessionen mal erleben, so lässt man sich auf das Buße tun zwangsläufig ein, denn man wartet. Und wartet. Und wartet.

Aber das Warten wird belohnt. Zugegebenermaßen sind Prozessionen am helllichten Tage nicht ganz so imposant wie bei Nacht, aber dies soll ja erst der Anfang werden…

An dieser Stelle sei noch einmal erwähnt, dass diese Gewänder gerne mit denen des KuKluxKlans in Verbindung gebracht werden. Das stimmt allerdings nicht. Es handelt sich hierbei um Büßergewänder die möglichst unbequem sein sollen und schlecht sitzen sollen. Diese Mützen müssen auch immer mit einer Hand festgehalten werden, was man immer an der charakteristischen Handhaltung sieht.

2014-04 Panorama Stausee Sierra Nevada

Der Stausee Embalse de los Bermejales mitten in der Sierra Nevada.

Auf dem Rückweg von Malaga nach Torre nehmen wir nicht den schnellsten, sondern den kürzesten Weg. Der führt allerdings durch die Berge und zu Unmut bei der Reisetruppe (er dauert eeeewig, der Weg), entlohnt dann aber doch, denn er führt auch an einem schönen Stausee vorbei!

Das Abendessen haben wir uns nach so einem langen Tag auch redlich verdient! Es gibt, wie sollte es auch anders sein, wieder Tapas. Gleich um die Ecke, bei uns die Straße runter, gibt es eine Lokalität namens Reina de la Tapa, die Königin der Tapas. Für gerade mal 1,50EUR bekommt man sowohl optisch als auch geschmacklich einen Leckerbissen serviert!

Malaga

Guten Morgen Torre del Mar! Erwischt, wir haben doch in unseren eigenen 4 Wänden gekocht. Wenn auch nur Kaffee. Dafür aber unsere Lieblingsmarke!

Wir lassen den heutigen Tag langsamer angehen. Gestern war es ein langer Tag und heute sind wieder Prozessionen angesagt: Die größten, schönsten und eindrucksvollsten des ganzen Landes. Es geht nach Malaga. Später am Tag…

Guckt man aus dem Fenster, so merkt man, dass wir noch mitten in der Vorsaison sind. Es wird gepinselt und gemalt und alles wird für den Sommer vorbereitet. Übrigens kann man von unserem Balkon aus auch auf den Friedhof schauen – das war mir (und meinen Eltern) gar nicht so bewusst.

Es soll warm werden – jedenfalls ist das Thermometer schon für höhere Temperaturen gewappnet. Aber man kann es ja auch übertreiben. Wir gehen zunächst erst mal rüber zu Manolo zum Frühstücken. Es gibt unter anderem wieder Churros. Mit Schokolade!

Und nach dem ganzen Fett am Vormittag folgt ein kleiner Verdauungsspaziergang am Strand. Da wird unter anderem schon das Abendessen getrocknet: Es gibt ganz offensichtlich Oktopus!

Eigentlich müsste man die ganzen Kalorien ja mit etwas Sport bekämpfen. Aber man ist ja im Urlaub und auch Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass eine Mittelmeer-Diät mir viel Olivenöl und so sehr gesund ist. Wir belassen es also beim Zugucken von der Bank in der Sonne aus.

Am späten Nachmittag machen wir uns dann auf nach Malaga. Ein Centro Comercial auf dem Weg lassen wir auch nicht aus. Man muss sich ja stärken.

In Malaga herrscht das blanke Chaos. Die Hälfte der Straßen ist gesperrt. Die andere Hälfte verstopft. Mit Mühe und auch nur durch Zufall finden wir ein kleines Parkhaus am Rande der Altstadt. Das Problem ist nämlich, dass wir mit unserem Panzer nicht in jedes Parkhaus rein kommen. Ein Blick auf die Höhenbeschränkung und in die Papiere ist durchaus sinnvoll!

Das Parkhaus, was wir schließlich nehmen, ist dann auch ein ganz besonderes. Man fährt rein und wird gleich von einem Mitarbeiter angehalten. Dann tauscht man Auto und Autoschlüssel gegen ein Parkticket und schon verschwindet das Auto auf nimmer Wiedersehen! Vorher fragt man uns noch, wie lange wir etwa weg bleiben und dann wird das Auto a la Sokoban irgendwo im Keller versteckt! Mit einem mulmigen Gefühl und ohne Autoschlüssel verlassen wir das Parkhaus. Unnötig zu erwähnen, dass wir den Wagen hinterher problemlos wieder bekommen haben. Ob es das Trinkgeld nun für den Service oder aus Erleichterung, dass wir den Wagen wieder bekommen haben, gab sei hier mal nicht näher analysiert.

Und das ist sie nun, einer der größten, schönsten, prunkvollsten und sowieso und überhaupt Osterprozessionen am Kar-Mittwoch – oder heißt es Grün-Mittwoch? Sie wird jedenfalls live ins ganze Königreich übertragen. Unzählige Kamera-Wagen sind entlang der ganzen Strecke aufgestellt und an allen neuralgischen Punkten hat jeder Sender seinen Ü-Wagen mit Live-Berichterstatter.

Wir haben unsere Zelte an einem zentralen Punkt aufgeschlagen und das Warten hat sich insofern gelohnt, als dass wir eine hervorragende Aussicht haben. Sitzplätze hätten wir übrigens auch noch bekommen können. Ab einem dreistelligen Euro-Betrag auf klapprigen Bierzelt-Garnituren. Und natürlich auch nicht zusammenhängend. Wir stehen also lieber für ein paar Stunden und tun so Buße.

Die einzelnen Wagen beschreiben übrigens die Leidensgeschichte von Jesus von der Geburt über die Kreuzigung bis hin zur Wiederauferstehung. Nur gegen Ende scheinen die Wagen etwas durcheinander geraten zu sein. Da stimmte irgendwann die chronologische Reihenfolge nicht mehr. Aber die Geschichte ist ja ohnehin bekannt.

Etwas unglücklich ist bei dieser Massenveranstaltung jedoch, dass es unruhig ist. Quasi wie in einem Ameisenhaufen! Ständig laufen Läute über die Straße, es fehlt der eigentlich nötige Respekt für diese imposante Veranstaltung!

Aber es gibt auch einige weltliche Dinge: Die kleinen Kinder sammeln Wachs. Wachs, welches von den Kerzen tropft und eigentlich auf den mit Sand bestreuten Straßen liegen bleibt wird statt dessen aufgefangen und zu immer größeren Wachs-Kugeln gesammelt!

Die großen Kinder hingegen beschäftigen sich unter anderem mit anderen Spielen, bei denen es auch um Kugeln geht – wenn auch aus Leder, nicht aus Wachs.

Gründonnerstag in Torre

Es ist spät geworden in Malaga, was auch zu erwarten war. Daher bleiben wir am Gründonnerstag in Torre. Außerdem ist ja Markt! Das lädt quasi zu einem Bummel ein!

Zwei Autos, die man schon länger nicht gesehen hat!

Ein Schlenker über den Friedhof von Torre del Mar. Die Blumen sind zwar überwiegend künstlich, was bei der großen Hitze durchaus verständlich ist, aber dennoch schaut der Friedhof sehr schön aus! Diese „Einmauerung“ der Toten muss man einfach mal gesehen haben. Es ist halt etwas ganz anderes als hier zu Lande…

Wir bummeln weiter entlang der Flora und Fauna…

… und landen schließlich am Strand bei einem alkoholfreien Bierchen am Wasser und später einem kleinen Tinto Verano unter Reetdach.

Heute Abend gehen wir mal deutsch Tapas essen. Sprich wir setzen uns in ein Restaurant und bestellen ein Mal die Karte rauf und runter. Alles oooberlecker!!!

Karfreitag in Velez Malaga

Karfreitag. Heute Abend wird es nach Velez Malaga zu einer Nacht-Prozession gehen. Daher stehen wir spät auf und lassen den Tag ruhig angehen. Ein Spaziergang an der nicht enden wollenden Strandpromenade Richtung La Caleta erscheint da genau richtig, zumal das Wasser definitiv zu kalt zum Baden ist!

Freitags gibt es Fisch. Karfreitag erst recht! Wir nehmen einen kleinen Snack in einem der Chiringuitos (die kleinen Büdchen) am Strand ein. Dieser Thunfisch ist schon verlockend, aber leider noch nicht fertig, weshalb wir einen leichten Fisch-Salat mit herrlicher Aussicht genießen.

Wir sind beim Spaziergang jedoch nur bis zum Club Nautico gekommen und drehen dann wieder um, um durch die Stadt wieder zurück zu bummeln.

Wir durch Zufall kommen wir dabei an DER Eisdiele vorbei: La Alicantina. Nützt also nix, ein Eis muss her…

Wir fahren mit dem Auto rauf nach Velez und verstecken unseren Panzer irgendwo zentral in der Seitenstraße. Inzwischen ist uns das 4,8 Meter lange Fahrzeug gut vertraut, so dass auch Parklücken, die kleiner als 5 Meter sind in zwei Zügen beparkt werden. Der Abend wird lang werden und so gibt es erst mal eine Stärkung mit, wie sollte es anders sein, Tapas und einem Bierchen. Diesmal alkoholfrei! Besonders angetan haben es uns die kleinen Mini-Burger als Tapa!!!

Und was kommt nach dem Essen? Genau, warten!

Ostern mit seinen Prozessionen ist in Spanien so sehr zur Routine geworden, dass es schon extra Verkehrsschilder gibt, die auf das rutschige Wachs auf den Straßen aufmerksam machen!

Und dann ist es endlich soweit. Die ersten Wagen kommen durch die Straßen geschwankt. Begleitet von der quitschig schrägen Musik, die man schon seit Tagen in den Ohren hat. Begleitet von Schwaden aus Weihrauch, der dieser Tage ohnehin überall in der Luft hängt. Alles ist etwas kleiner, ruhiger, familiärer und gesitteter als in Malaga. Und irgendwie viel schöner, viel ehrlicher, viel intensiver!

Man schaut sich den Vorbeizug der Altäre an. Man selber schwankt schon in dem Rhythmus mit den Altären mit. Dann ist alles vorbei und man geht halb paralysiert weiter. Nur, um dann 2 Straßen weiter wieder auf den Selben Zug zu stoßen und dann wieder fasziniert zuzuschauen, bis alles vorbei gezogen ist. Dann schlendert man weiter zum Auto, biegt in einer Straße ein und steht auf einmal in einer dunklen Gasse, wo ohne Licht eine Messe gehalten wird!

Mit Worten ist es nur schwer zu beschreiben, man muss es einfach gesehen haben…

Nichts desto trotz muss man irgendwann wieder den Weg ins irdische finden. Ein Absacker in der Cocktailbar unten bei uns im Hause bringt uns wieder zurück in die Realität!

Weiße Dörfer

Wir können auch anders. Es müssen ja nicht immer Churros zum Frühstück sein. Es ist ja auch ein Spätstück bei Manolo am Ostersamstag.

Und man fühlt sich etwas in die Vergangenheit zurück versetzt. Bei dem Ochsenkarren muss man schnell sein mit dem Fotoapparat. Man möchte es nicht meinen, aber dieses Gespann ist nicht langsam!

Man hört ihn lange, bevor man ihn sieht: Den Scherenschleifer mit seinem unverkennbaren tüdelüüüt-tüdelüt!

Ganz ohne Besichtigungen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten kommen wir am Ostersamstag aber nicht aus. Daher steht heute leichte Kost auf dem Programm und wir fahren nach Nerja und dort auf den Balcon de Europa. Leider sind die Aussicht bzw. das Wetter nicht die Besten. Ferner ist der Ort sehr überlaufen – von Engländern!

Wir flüchten in die Berge.

Wir schlängeln uns hinauf nach Competa, eines der Weißen Dörfer in Andalusien. Diese Dörfer scheinen wir in die Berge hinein geklebt zu sein und leuchten uns aufgrund der weiß gekalkten Häuser von Ferne bereits entgegen. Kurz vor dem Ort hat Gaudi oder vermutlich eher einer seiner Schüler seine Spuren hinterlassen.

Der Ort selber war früher klein und verschlafen. Heute ist er zu einer gewissen Berühmtheit in der Region geworden. Vielleicht nicht zuletzt wegen des Anbaus von Wein. Daher ist er nicht mehr ganz so verträumt, sondern auch etwas touristisch angehaucht, aber das Verhältnis ist durchaus in Ordnung. Sollte man dort ein Ferienhaus buchen, so sollte man sich das mit dem Einkaufen gut überlegen. Die Eier zu vergessen hat diverse Treppenstufen zur Folge! Und auch das Einparken will gelernt sein…

Was aber immer geht ist eine kleine Stärkung zwischendurch. Lecker Käse und Chorizo! Und damit der Tisch auch am Berghang gerade steht, muss man gar nicht viel tricksen 😀

Leider sind wir zu einer recht unglücklichen Zeit vor Ort: Der Wochenmarkt ist gerade zu Ende gegangen und die Kirche ist noch verschlossen. Aber auch von außen hat sie einiges zu bieten und der Himmel lockert auch schon langsam auf, so dass wir weiter durch die Berge fahren.

Es geht vorbei an weiteren Weißen Dörfern. Unter anderem auch an einem Friedhof, der sich durch seine runde Form auszeichnet! Allerdings schaut er von oben wesentlich imposanter aus, als von unten.

Da die Murpels Tags darauf abreisen müssen (für uns geht die Reise per Auto weiter gen Norden nach Alicante rauf), lassen wir es am Abend noch einmal richtig krachen: Wir futtern uns gefühlt durch das gesamte Tapas-Angebot von Torre del Mar…

Und greifen auch bei den Getränken ordentlich zu. Nur der Rum Ron Barcelo, den wir in der Murpel-Wohnung gefunden haben, kann nicht überzeugen. Der Gute-Nacht-Trunk entfällt. Sowohl Alkohol als auch Geschmack scheinen sich schon vor Jahren aus der Flasche verabschiedet zu haben.

Adios Andalucia

Torben und Stefan reisen ab und der Himmel weint.

Apropos tropfen. Man kann ja sagen, dass die Spanier faul sind, aber dumm sind sie nicht: Ich finde die Idee einfach genial, dass man das Abtropfgitter für die Tassen und Teller IM Schrank direkt ÜBER die Spüle gebaut hat. Würde ich am liebsten sofort in die heimische Küche integrieren.

Wir fahren alle gemeinsam ein letztes Mal im Panzer und geben sowohl die Murpels als auch das Auto am Flughafen ab.

Wir stellen fest: Auch in Andalusien ist es dieses Mal das erste Mal überhaupt, dass Regen fällt und man stellt erstaunt fest, dass das Dach undicht ist!

Am Flughafen geben wir den Panzer wieder ab. Wie zu erwarten war, klappt das alles ohne Probleme.

Um Tags drauf nach Alicante zu kommen, holen wir uns statt dessen einen kleineren Wagen, den wir in Alicante wieder abgeben werden. Es ist übrigens gar nicht so einfach, als Fußgänger in einem Parkhaus zurecht zu kommen und dann dort die richtige Autovermietung zu finden. Die Wege sind schier unendlich! Aber schließlich sind wir erfolgreich und werden wieder mit der spanischen Mietwagen-Festland-Mentalität konfrontiert. Zusammen mit der Dame von der Agentur wird der Mietwagen inspiziert und alle Beulen gemeinsam protokoliert. Unser Hinweis, wie das auf Mallorca gehandhabt wird – auch von genau dieser Agentur – quittiert die Damit mit: Dann muss ich mich unbedingt versetzen lassen!

Torben und Stefan haben einen angenehmen Flug – wenn auch nicht im A380, der im Übrigen auch nicht mit Überschallgeschwindigkeit fliegen kann.

Wir haben einen sehr angenehmen kulinarischen Abend, der mit den Höhepunkten der vergangenen Woche zu Ende geht!

Mein Vater hatte noch die Bitte, dass wir den Teppich aus dem Wohnzimmer für den anstehenden Sommer aufrollen und verstauen. Wir sind dem nachgekommen, haben aber den Schrank, wo der Fernseher drauf steht nicht von der Stelle bewegen können…

Adios Torre del Mar!

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